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AntibeschneidungskampagneWofür steht Giordano Brunos Name?

Kommentar von Micha Brumlik

Eine Kolumne zur Beschneidungsdebatte brachte unserem Autor Micha Brumlik Hassbriefe ein. Grund genug, weiter aufzuklären.

Plakat der Giordano Bruno Stiftung. Bild: dpa

N och nie sind auf eine meiner Kolumnen so viele Reaktionen, etwa einhundert, eingegangen wie auf den Beitrag vom 2. Oktober, in dem ich pointiert behauptet hatte, dass die Antibeschneidungskampagne der Giordano Bruno Stiftung in Berlin dem Geist ihres Namensgebers entspreche: Giordano Bruno (1548 bis 1600) war ein erklärter Judenhasser und wurde deshalb von den völkischen Antisemiten, nicht zuletzt von Adolf Hitler, andächtig verehrt.

Nun wäre es gewiss zu simpel, eine bruchlose Kontinuität zwischen einem uns kaum noch zugänglichen Denker des 16. Jahrhunderts und jenem für das „Zeitalter der Extreme“ (E. Hobsbawm), das 20. Jahrhundert, typischen Massenmörder Adolf Hitler herzustellen; gleichwohl sind zwei Fragen zu klären: Wie dachte der abtrünnige Mönch des 16. Jahrhunderts politisch, und was bringt eine für Toleranz und Geistesfreiheit eintretende Organisation heute dazu, sich nach ihm zu benennen?

So geht es letztlich um die Frage, wofür dieser Name „Giordano Bruno“ in Wahrheit steht. Zunächst sei aber gezeigt, dass der historische Bruno nicht nur ein Judenhasser, sondern auch ein erklärter Frauenfeind sowie ein intriganter Feind des Protestantismus war – eine Konstellation, wie sie auch für den späteren Antisemitismus typisch ist. Endlich soll erörtert werden, was an Brunos Weltanschauung gegenwärtig attraktiv sein könnte.

Bild: imago/Horst Galuschka
MICHA BRUMLIK

ist Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Frankfurt am Main. Von 2000 bis 2005 leitete er das dortige Fritz-Bauer-Institut.

Zwei Vorbemerkungen sind unerlässlich.

Erstens: Wer sich heute den Humanisten des 16. Jahrhunderts zuwendet, wird der Bezeichnung dieser Gruppe wegen leicht der Illusion erliegen, sie seien in irgendeiner Hinsicht modern, vergleichbar den Denkern der Aufklärung von Rousseau zu Kant.

Das freilich ist falsch, denn tatsächlich trennt uns ein Abgrund von ihrem Denken. Längst konnte die Forschung zeigen, dass sich in ihren Schriften ein befremdliches, sagen wir: „mittelalterliches“ Weltbild artikuliert, für das Magie und Astrologie, Dämonologie und Hexen selbstverständliche, unbezweifelbare Gegebenheiten waren.

Giordano Bruno Stiftung

Nach eigener Auskunft ist die Giordano Bruno Stiftung „eine Denkfabrik für Humanismus und Aufklärung.“ Gegründet wurde sie 2004 von dem 1934 geborenen Möbelfabrikanten Herbert Steffen, der dem Diözesanrat des Bistums Trier angehörte, bis ihm auf einer Reise nach Israel klar wurde, dass die im Alten Testament behaupteten Tatsachen nicht der Realität entsprechen konnten und er den Kirchenkritiker Karlheinz Deschner, den Autor von „Kriminalgeschichte des Christentums“, kennenlernte.

Die Weltanschauung der Stiftung ist in dem von Michael Schmidt-Salomon, ihrem Geschäftsführer, verfassten „Manifest des Evolutionären Humanismus“ niedergelegt.

Ihrem Beirat gehören unter anderem der als Kritiker Adornos bekanntgewordene Sozialphilosoph Hans Albert, der Karikaturist Gerhard Haderer, der Kinderbuchautor Janosch, die Autorin Karen Duve, die utilitaristische Philosophin Ulla Wessels und der Islamkritiker Hamed Abdel-Samad an.

Zweitens: Brunos Texte wurden in einem frühneuzeitlichen Italienisch verfasst, das in ein gegenwärtiges Deutsch zu übersetzen zu Fehlern und Missdeutungen führen kann. Deshalb empfiehlt es sich tatsächlich, die jeweils neueste, am besten ausgewiesene Übertragung heranzuziehen: hier die 2009 von Elisabeth und Paul Richard Blum sorgfältig erarbeitete und kommentierte Übersetzung.

Mittelalterliches Weltbild

Gerade diese Übersetzung aber gibt Brunos judenfeindliche Äußerungen im Dialog „Austreibung des triumphierenden Tieres“, erschienen 1584, unmissverständlich wieder. In einer Passage, in der die allegorischen Partner eines Dialogs darüber sprechen, wie ungerecht es sei, Verfehlungen der Eltern an den Kindern zu strafen, heißt es in der neuen Übersetzung, dass sich diese Überzeugung erstmals bei den Juden gefunden habe, „da diese ein so verpestetes, aussätziges und ganz allgemein verderbenbringendes Geschlecht sind, das eher vertilgt zu werden verdiente, als geboren“.

Diese Behauptung vertrat Bruno in einer Zeit, als auf der italienischen Halbinsel, vor allem im Kirchenstaat, die Juden vertrieben wurden. Die, die blieben, wurden ghettoisiert sowie in ihrer Berufstätigkeit und Freizügigkeit massiv eingeschränkt, ihre Kinder wurden oft zwangsgetauft.

Auf jeden Fall: Nicht einmal das Übersetzerduo Blum kommt umhin festzustellen, dass Bruno – wie es pointiert schreibt – ein „rabiater Judenfresser“ war. Entsprechend erwies sich Giordano Bruno in aller Konsequenz nicht nur als Feind des Judentums, sondern vor allem des Christentums, und zwar sowohl in seinen protestantischen als auch seinen katholischen Varianten.

Unter dem Druck der Inquisition war Bruno gezwungen, sich einer Tarnsprache zu bedienen. Daher wird der Jude Jesus von Nazareth in der „Austreibung des triumphierenden Tieres“ mit dem Namen „Orion“ als ein Grieche genannt, der „aus dem unwürdigsten und verderbtesten Volk der Welt“ stamme und „von allerniedrigster Natur und Geiste“, er somit eine Person sei, „durch den das Ganze beschmutzt, geschädigt, durcheinander gebracht und von oben nach unten gekehrt“ werde.

Dem niedrigen Stamme der Juden entspricht in Brunos „hate speech“ das unwürdige und verächtliche Geschlecht der Frauen. Im Vorwort seiner Schrift über die „Heroischen Leidenschaften“, 1585 erschienen, schreibt er in einer Polemik gegen den von dem Dichter Petrarca gehegten Kult heterosexueller, sinnlicher Liebe:

„Ich will, dass die Frauen geehrt und geliebt werden sollen: aus dem Grund und in dem Maße, wie es ihrer unbedeutenden Schönheit, ihrem Glanz, solange er dauert, und ihrer Bestimmung, wenn sie erfüllt wird, gebührt. Denn sie besitzen keine andere als die naturgegebene Tugend, also Schönheit, Glanz und jene Bestimmung, ohne die man sie auf der Welt für nutzloser als einen giftigen Pilz halten müsste, der zum Schaden für bessere Pflanzen die ganze Erde bedeckt, und für störender als irgendeine Giftpflanze oder Viper, die ihren Kopf aus dem Boden steckt.“

Die angesprochene natürliche Bestimmung ist selbstverständlich keine andere als die der Gebärfähigkeit.

Bartholomäusnacht

Über all das hinaus war der von der katholischen Kirche verfolgte Bruno in den konfessionspolitischen Machenschaften seiner Zeit wenn auch widersprüchlich aktiv. So traf er 1582 in Paris den französischen König Heinrich III., der zehn Jahre zuvor, 1572, den Massenmord an 30.000 in Paris lebenden Hugenotten, die sogenannte „Bartholomäusnacht“, zu verantworten hatte. Kurz darauf, 1584, wird Giordano Bruno diesem Massenmörder auf dem Königsthron in devotester Weise seine Schrift über das „Aschermittwochsmahl“ widmen.

Man kann es also drehen und wenden wie man will: Im besten Fall sind uns Gestalt und Name des Giordano Bruno so fern und unverständlich, dass es uns kaum noch gelingt, den Zeitabstand zu ihm zu überwinden, im schlechtesten Fall erscheint er als Vorläufer der negativsten geistigen Tendenzen des 20. Jahrhunderts.

Einer der besten Kenner des Werks von Giordano Bruno, der Religionswissenschaftler Ioan Culianu, konnte daher schon 1984 urteilen: „Nun ist Bruno gewiss zum Propheten einer Religion geworden, die er gewiss nicht nur nie verkündigt hatte, sondern deren Ideale den seinigen vielmehr schroff entgegengesetzt sind. Der antidemokratischste Denker – als Symbol der Demokratie.“

„Evolutionären Humanismus“

Aber warum gibt sich dann eine für geistige Freiheit, Aufklärung und Humanität eintretende Stiftung Brunos Namen? Ein Irrtum? Oder deshalb, weil er ein Märtyrer geistiger Freiheit ist? Dafür hätten auch die Namen von Lessing oder des von dem Reformator Johannes Calvin verbrannten Michel Servet stehen können.

Freilich geht es der Ideologie des „Evolutionären Humanismus“, einem militanten und intoleranten Atheismus, wie er von der Giordano Bruno Stiftung vertreten wird, weder um Toleranz und Humanität noch um ein respektvolles, aufgeschlossenes und lernbereites Gespräch unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen; auch nicht um einen Dialog, in dem die Gehalte, Reichtümer und Schätze, aber auch Fehler, Verbrechen und Vergehen von Weltanschauungen sensibel, selbstkritisch und respektvoll erörtert werden, sondern um eine weitere „Austreibung“: hier der Religionen aus dem öffentlichen Raum und Diskurs.

Giordano Bruno nannte das „Spaccio“. Der von der nach ihm benannten Stiftung vertretene „Evolutionäre Humanismus“ erweist sich am Ende als oberflächliche, naturwissenschaftlich aufgeputzte Schwundstufe einer selbst noch nicht säkularisierten Weltanschauung, die in ihrem Dogmatismus dem religiösen Fundamentalismus der Gegenwart in nichts nachsteht, sondern sein geistiger Bruder ist.

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Autor und Kolumnist
1947 in der Schweiz geboren, seit 1952 in Frankfurt/Main. Studium der Philosophie und Pädagogik in Jerusalem und Frankfurt/Main. Nach akademischen Lehr- und Wanderjahren von 2000 bis März 2013 Professor für Theorien der Bildung und Erziehung in Frankfurt/Main. Dort von 2000 bis 2005 Direktor des Fritz Bauer Instituts – Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte des Holocaust. Forschung und Publikationen zu moralischer Sozialisation, Bildungsphilosophie sowie jüdischer Kultur- und Religionsphilosophie. Zuletzt Kritik des Zionismus, Berlin 2006, Sigmund Freud. Der Denker des 20. Jahrhunderts, Weinheim 2006 sowie Kurze Geschichte: Judentum, Berlin 2009, sowie Entstehung des Christentums, Berlin 2010.Darüber hinaus ist er Mitherausgeber der „Blätter für deutsche und internationale Politik.“
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108 Kommentare

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  • Das Problem der Missverständnisses und der Fehler der Kommunikation der Giordano-Bruno-Stiftung und mögliche Falschwahrnehmungen liegen meines Erachtens darin, dass nicht klar ist, dass zwischen IST-Weltbild (materialistisch, naturalistisch, biologistisch, atheistisch) und SOLL-Weltbild (evolutionärer Humanismus) unterschieden wird.

     

    So klingen harte Aussagen wie der Ruf nach harten Forderungen – da sind aber meist keine Forderungen. Eben das Glatteis des naturalistischen Fehlschlusses.

     

    Dazu kommt, dass es vielen Menschen, nicht gefällt als schwanzlose Altwelt-Trockennasen-Nacktaffen angesehen zu werden.

     

    Aber dann sind wir endgültig bei: Was juckt es den Baum, wenn sich 'ne Sau dran kratzt.

  • MK
    Michael Koch

    Brumlik & Co. KG erreichen vor allem eines:

    das Menschen wie ich (und viele andere Religionskritiker), sich mittlerweile als "Rassistenschweine und Sarrazinfreunde" bezeichnen lassen müssen... bzw. das ein ursprünglich sachlich fundiert geführter Diskurs immer unmöglicher wird. Soviel zum "Rassismus" der "Anderen"...

     

    Vielen Dank liebe TAZ - ich werde Dich sicherlich nicht mehr unterstützen!

  • K
    Kommentator

    Nur weil sich eine Stiftung nach einer historischen Person benennt, muss sie nicht zwangsläufig alle seine Taten und Anschauungen übernehmen und gutheißen. Weshalb sich die GB-Stiftung diesen Namen ausgesucht hat lässt sich z.b. auf Wikipedia nachlesen.

    Desweiteren frage ich mich wie sie zu dem Urteil kommen, die gb-Stiftung sei intolerant und nicht offen für eine freien, selbstkritischen Dialog. Wenn man eine These aufstellt, insbesondere eine solch gewagte, sollte man diese auch durch Etwas belegen oder begründen können.

    Insgesamt fehlen im Text Begründungen, außerdem sind die typischen Anspielungen auf den Antisemitismus langsam wirklich erbärmlich.

     

    Zum Schluss noch: PRIVATISIERT RELIGION, ganz einfach ...

  • D
    DanHerbst

    Macht man sich sein eigenes Bild von der Giordano-Bruno-Stiftung erweisen sich die Unterstellungen und Anschuldigungen in diesem Artikel, den ich im Nachhinein durchaus als einen Versuch der Diffamierung betrachte, als gänzlich haltlos. Ganz zu schweigen von einigen sehr seltsamen Behauptungen zu Personen und Geschichte, wie sich durch eigene Recherche schnell heraustellt.

     

    Zur Richtigstellung und in Bezug auf Brumlik sei noch auf folgendes hingewiesen:

     

    "Der gestiegene Bekanntheitsgrad der Giordano-Bruno-Stiftung löste als Gegenreaktion eine beträchtliche Anzahl kritischer, mitunter sogar offen diffamierender Medienberichte aus. In den meisten Fällen stammten die besonders harschen Verrisse aus der Feder von Theologen, was für die Leser, Zuhörer oder Zuschauer jedoch meist nicht erkennbar war, da sich die voreingenommenen Kritiker hinter der Maske unabhängiger Berichterstatter versteckten."

     

    http://www.giordano-bruno-stiftung.de/leitbild/10-fragen-antworten?page=0,0

  • L
    Laskaris

    Adah G.: Das sind doch, mit Verlaub, die gleichen haltlosen Anschuldigungen und Unterstellungen, die Lustig hier ständig von sich gab.

     

    Die GBS toleriert "eindeutig rassistisch argumentierende Fördermitglieder"? Das wäre mir neu. Es wäre interessant zu wissen, ob Sie diese Behauptung mit Namen von Fördermitgliedern und exakten Zitaten dessen, was sie gesagt haben, belegen können.

     

    Und was, bitteschön, ist schlimm daran, dass Richard Dawkins die MAAF (Military Association of Atheists and Freethinkers) unterstützt? Es gibt in den USA diverse Organisationen und Einrichtungen für Militärangehörige, die Christen sind oder zu einer anderen Religion gehören. Warum sollte es nicht auch eine Community für Militärangehörige geben, die Atheisten sind? Oder sind Ihrer Meinung nach alle Soldaten automatisch böse Menschen und man sollte sich nicht, wie Dawkins, mit ihnen assoziieren?

     

    Also, meiner Ansicht nach (ich betone wiederum: ich bin kein Mitglied der GBS) sind das alles reichlich haltlose und seltsame Schmähungen.

  • AG
    Adah G.

    @ Lustig, danke für die vielen klugen Kommentare.

     

    Als Atheistin und ausgetretenes Mitglied des GBS-Förderkreises, kann ich bestätigen, dass die GBS-Fankreise durchunddurch religionsfeindlich sind, der Vorstand und etliche Beiräte einen höchst fragwürdigen Biologismus betreiben (z.B. spekulative Thesen aus der Neurobiologie zu fixen Wahrheiten erheben), die Stiftung eindeutig rassistisch argumentierende Fördermitglieder toleriert, gleichzeitig aber Intoleranz gegenüber Religion propagiert, egal mit welchen sprachlichen und bildlichen Mitteln. In ihrem pauschalen Verurteilen der Religiosität befindet sie sich in einer fantasielosen, eindimensionalen Sackgasse. Ganz problematisch wird die kritiklose Übernahme dieser Ideologie durch jene zum "evolutionären Humanismus" Konvertierten, die wir vor allem in Kommentaren und in Sozialen Netzwerken beobachten dürfen. Richard Dawkins, Preisträger der GBS, hat übrigens kein Problem die MAAF (Military Association of Atheists and Freethinkers Providing community for atheists, humanists, and other nontheists in the military) zu unterstützen. Hauptsache Gottlos, egal wie und wo.

  • A
    Aufgeklärter

    Nach mittlerweile zwei derartig schlecht geschriebenen Beiträgen von Brumlik, die unreflektiert von der taz veröffentlicht wurden, reift in mir der Gedanke den Bezug dieser Zeitschrift einzustellen. Intensive Beschäftigung mit der Giordano-Bruno-Gesellschaft zeigt ein völlig anderes Bild dieser Organisation. Brumliks Beitrag hat mich diesem Zusammenschluss aufgeklärter Menschen nähergebracht. Im Gegensatz zu Brumlik hat es die gbs nicht nötig, Andersdenkende mithilfe peinlicher Wahrheitsverdrehung zu diskreditieren.

  • L
    Lustig

    @taz-Moderator: Was war an meiner Antwort nicht in Ordnung? Dann halt in Kurzform:

     

    @Laskaris: Genau, es gibt keine beweisbaren moralischen Tatsachen und in der Praxis geht es nur um Deutungshoheit und darum, wer den größten Einfluss auf die Ausbildung des gesellschaftlichen Konsenses hat. – Und im nächsten Schritt geht es darum, wie viel Freiheit Minderheiten und Einzelnen gegenüber diesem gesellschaftlichen Konsens eingeräumt wird.

     

    Der Rest war keine Diffamierungstaktik. Die Frage ist, was man gewinnt, wenn man eine Herrschaft durch die andere ersetzt. (Und wenn auch dieser Satz der taz nicht passt: Streichen Sie ihn halt!)

  • L
    Laskaris

    @ Lustig: Sie hatten Nietzsche, Adorno und Horkheimer zitiert und behaupter: "Ohne Gott ist alles erlaubt." Ich habe als Entgegnung darauf hingewiesen, dass es zahlreiche Philosophen gibt, die ohne Rückgriff auf einen Gott eine Position des moralischen Realismus vertreten.

     

    Beweisbar ist die Existenz von moralischen Tatsachen freilich nicht, und zwar ganz unabhängig davon, ob diese moralischen Tatsachen angeblich von einem Gott kommen oder ob sie (wie vielleicht ein naturalistischer moralischer Realist sagen würde) auf physikalischen Tatsachen supervenieren. Ein Beweis ist jedoch gar nicht nötig, denn die metaethische Diskussion kann man getrost den Akademikern überlassen. Um Ihre Frage "Wer entscheidet?" zu beantworten: in der Praxis entscheidet über moralische Fragen der gesellschaftliche Konsens. Eine “Philosophenregierung” will niemand, auch die GBS nicht. Aber sie möchte aufklären und dazu beitragen, dass die Gesellschaft sich weiterentwickelt und Rituale überdenkt, die eigentlich nicht mehr mit unserem heutigen Weltbild und dem Konzept der Menschenrechte vereinbar sind (etwa die religiöse Beschneidung von Säuglingen).

     

    Mit Huxley und Singer hat die Beschneidungsdebatte erstmal gar nichts zu tun. Wenn Sie diese also hier erwähnen, werte ich das als Versuch, zur nächsten Diffamierungstaktik zu wechseln, nach dem Motto: “Eugenik, Rassenhygiene, alles ganz böse!” Dazu ist erstens zu sagen, dass die GBS allen sozialdarwinistischen und eugenischen Konzepten (die auch Huxley eine zeitlang vertreten hat) eine klare Absage erteilt hat. Diese sind nicht vereinbar mit dem heutigen Verständnis des evolutionären Humanismus. Zweitens, dass Singers Philosophie in der öffentlichen Debatte in Deutschland meist nur extrem verzerrt dargestellt wurde. Wer Singer gelesen und verstanden hat, weiss, dass dieser selbstverständlich kein “Tötungsphilosoph” ist, der reihenweise Säuglinge und Behinderte meucheln will.

     

    In diesem Sinne: ja, mangelndes Wissen spielt eine Rolle.

  • L
    Lustig

    @Laskaris:

     

    Sie sind ja noch viel lustiger als ich! Objektive moralische Tatsachen sind genauso beweisbar wie die Existenz Gottes.

     

    Aber klar, Sie können sowas herleiten und gut begründen. Peter Singer macht das auf beeindruckende Weise und kommt zu Schlussfolgerungen, denen die meisten Menschen nicht folgen würden. (Warum eigentlich? Weil sie noch zu sehr von Religion geprägt sind? Weil sie zu unvernünftig sind? Weil sie zu wenig wissen? Ich wiederhole hier meine Frage: WER entscheidet? Wer entscheidet, was eine solche objektive moralische Tatsache ist? Eine Philosophenregierung?) Sie können alles Mögliche gut begründen, beispielsweise auch Eugenik wie das der Begründer des evolutionären Humanismus, Julian Huxley, Vizepräsident der British Eugenics Society, gemacht hat (mit wissenschaftlichen, nicht mit religiösen Argumenten). Ich bleibe dabei: Das bringt die GBS nicht in die moralische Position über Beschneidung zu urteilen. (Eugenik ist ok, weil wissenschaftlich begründbar, Beschneidung aber nicht, weil religiös begründet?)

     

    Ja, der auf ein bestimmtes Wissenschaftsverständnis aufbauende neue Atheismus trägt die Anlage zu einem totalitären, bösartigen System in sich. Die totalitären Systeme des letzten Jahrhunderts waren größtenteils keine religiösen. Es gab in ihnen so etwas wie politische Religionen, die einige Funktionen von Religionen erfüllt haben, denen aber der Kern der Religionen gefehlt hat, die sie verdrängt haben. Wesentliche Grundlagen der totalitären Systeme des letzten Jahrhunderts galten ihren Anhängern als wissenschaftlich gut begründet (Sozialdarwinismus, Eugenik usw..)

     

    Was am neuen Atheismus gefährlich ist, ist die mangelnde Selbstkritik, die übergroße Überzeugung von der Richtigkeit der eigenen Position.

  • L
    Laskaris

    @ Lustig: Da Leute wie Dawkins oder die GBS weder Gewalt anwenden noch zur Gewalt aufrufen, ist es unsinnig, von einem "militanten Atheismus" zu sprechen. Auch Ihre Behauptung, der neue Atheismus trage "die Anlage zu einem totalitären, bösartigen System in sich", ist angesichts dessen, was die neuen Atheisten wirklich schreiben und was für Positionen sie wirklich vertreten, keine vernünftige Analyse, sondern reine Panikmache.

     

    Wenn Sie argumentieren, dass ohne Gott keine Moral möglich sei, dann zeigen Sie damit, dass Sie sich nicht besonders intensiv mit Moralphilosophie und Metaethik beschäftigt haben. Philosophen wie Thomas Nagel, Michael Martin, Bernard Gert, Walter Sinnott-Armstrong, Shelly Kagan und andere liefern gute Argumente dafür, dass auch ohne Rückgriff auf einen Gott moralischer Realismus möglich ist, dass es also auch ohne Gott objektive moralische Tatsachen geben kann. Tatsächlich gibt es schon seit der Antike Moralphilosophie ohne Gott, dass hier von Theisten immer wieder hartnäckig herbeigeschriebene Problem existiert schlichtweg nicht.

     

    Zu Ihrer Kritik an den zehn Angeboten des evolutionären Humanismus: die von Ihnen bemängelte Passage lautet vollständig so: "Du sollst nicht lügen, betrügen, stehlen, töten – es sei denn, es gibt im Notfall keine anderen Möglichkeiten, die Ideale der Humanität durchzusetzen!"

     

    Die Betonung auf "im Notfall", die Sie in Ihrer Wiedergabe weggelassen haben, ist hier natürlich ganz entscheidend. Und natürlich sind Not- oder Extremfälle möglich, wo Lügen, Stehlen oder sogar Töten eine moralisch gebotene Tat sein kann, etwa der sogenannte Tyrannenmord. Auch das ist in der Moralphilosophie keine besonders ungewöhnliche oder kontroverse Position.

     

    Also, anstatt hier die Positionen der GBS völlig verzerrt und falsch wiederzugeben, sollten Sie sich diese lieber noch einmal in Ruhe ansehen und zu verstehen versuchen, worum es den Leuten wirklich geht.

  • L
    Lustig

    @Bruno: Natürlich. Gebote sind immer nur Angebote. Der Mensch ist frei und entscheidet, ob er sie annimmt. Das gilt genauso für religiöse Gebote.

     

    Die GBS macht also das Angebot, im Notfall auch zu töten, zu lügen und zu betrügen, um "die Ideale der Humanität durchzusetzen"? Was ist das? Nietzsche in kleinen Dosen, sozusagen im Teebeutel und zum Aufgießen, damit kein Anhänger des evolutionären Humanismus vor sich selbst erschreckt?

     

    Das vernunftgeleitete und aufgeklärte Angebot, im Notfall zu töten, zu lügen und zu betrügen, um "die Ideale der Humanität durchzusetzen" bringt die GBS natürlich in die Position, über Menschen zu richten, die ihre Söhne beschneiden lassen. Nicht?

  • B
    Bruno

    @Lustig

     

    Es gibt keine Zehn Gebote des evolutionären Humanismus, sondern Zehn des evolutionären Humanismus.

     

    Der Unterschied zwischen Gebot und Angebot ist Ihnen hoffentlich geläufig.

  • L
    Lustig

    Nachtrag und noch viel lustiger:

    Zu den von der GBS propagierten zehn Geboten des evolutionären Humanismus gehört auch, dass man nicht lügen und betrügen soll, außer (!) um "die Ideale der Humanität durchzusetzen".

     

    Da weder eindeutig ist, was der Begriff Humanität bedeutet, noch was die richtigen Mittel sind, um Humanität durchzusetzen, und da der einzelne Vertreter des evolutionären Humanismus bzw. der GBS das alles sowieso mündig selbst entscheiden soll, kann man nie wissen, ob er die Ausnahme vom Verbot des Lügens und Betrügens gerade anwendet. Insofern ist eine Stellungnahme der GBS immer nur eine potentielle Augenwischerei.

  • MT
    Mathias Thiede

    Was soll diese Schmähkritik vom "militanten" Atheismus? Wo ist dieser ("neue") Atheismus militant, also gewaltbereit??? wer solch einen Unsinn behauptet, der sollte dafür auch Belege bringen. Ich habe im Umfeld der gbs jedenfalls noch keinen militanten, also gewaltbereiten Menschen erlebt.

     

    Übrigens müßte der Satz richtig heißen: "Mit Religion ist Alles erlaubt!" Man muss nur irgendein religiöses Dogma als Rechtfertigung finden oder erfinden. Als Religionsfreier muss man sich dagegen der Diskussion stellen und sich nach Sinn und Unsinn seiner Handlungen fragen lassen. Religiöse verweisen dagegen gern auf nicht hinterfragbare religiöse Dogmen.

     

    Bsp.: Ohne Religion ist auch Scheidung und Homosexualität erlaubt. Mit Religion dürfen Geschiedene und Homosexuelle diskriminiert werden. Und der Papst und seine Katholen verweigern jede Diskussion und verweisen nur stumpf auf ihre Bibel, die das Alles zum Leid der Betroffenen rechtfertigt - egal wie unsinnig das auch ist, was in der Bibel steht!

     

    Es ist ärgerlich, dass die taz hier Kampagnen-Journalismus betreibt, den man sonst nur aus anderen Medien kennt. Anfangs dachte ich noch, hier gibt es eine Diskussion in der taz. Aber nach 2 großen neiveauarmen Artikeln mit diffamierenden, unbelegten Behauptungen bekommt die von dieser Schmähkritik betroffene gbs keine Möglichkeit der Verteidigung gegen diese haltlosen Vorwürfe. Auch wird die sachliche Stellungnahme der gbs zu den haltlosen Vorwürfen von der taz einfach nicht zur Kenntnis genommen.

     

    Die taz sollte wieder zu einem kritischen Journalismus zurückfinden und keine Plattform für religiösen Kampagnen-Journalismus liefern.

  • L
    Lustig

    @Laskaris: Der militante, wissenschaftlich begründete Atheismus ist vielleicht insofern ein geistiger Bruder des religiösen Fundamentalismus, als dass beide die Anlage zu einem totalitären, bösartigen System in sich tragen, ob die sich entwickelt oder nicht. Zwar sind bei einer skeptisch-naturwissenschaftliche Weltanschauung nicht die „ewigen Wahrheiten“ das Problem, aber vielleicht etwas anderes: Es ist unmöglich, „aus der Vernunft ein grundsätzliches Argument gegen den Mord vorzubrigen“ (Horkheimer, Adorno). Natürlich könnte man sich als Atheist entschließen, Kants kategorischem Imperativ oder den zehn Geboten des „evolutionären Humanismus“ zu folgen, aber warum sollte man das tun?

     

    "Ohne Gott ist alles erlaubt." Aber zu Ende gedacht hat das eher jemand wie Nietzsche als jemand wie Schmidt-Salomon, der lieber neue Gebote zusammenschustert. (Für wen eigentlich?)

  • L
    Lustig

    @Benjamin:

    Richard Dawkins Atheismus ist religionsfeindlich, nicht nur religionskritisch. Er kritisiert Religion nicht nur, er ruft dazu auf, religiöse Menschen öffentlich bloß zu stellen („Mock them. Ridicule them in public!“). Das Ziel ist, Religion aus dem öffentlichen Raum zu verbannen, niemand soll sich mehr trauen, sich zu einer Religion zu bekennen, weil es sein gesellschaftliches Ende bedeuten würde. (Und Schmidt-Salomon propagiert seine Religionsfeindlichkeit schon gegenüber Kindern (das „Ferkelbuch“).)

     

    Stellungnahmen sind weniger wichtig als das tatsächliche Vorgehen, ja. Man erkennt einen Baum, wenn ich das so ausdrücken darf, an seinen Früchten.

     

    Die GBS will durchaus mehr. Sie ist religionsfeindlich und propagiert außerdem eine Weltanschauung und Ethik, den evolutionären Humanismus. Zu seinen Geboten gehört u.a. nicht zu töten außer zu dem Zweck „die Ideale der Humanität durchzusetzen“. (Was ist Humanität und vor allem WER definiert, was Humanität ist und welches die richtigen Mittel zur Durchsetzung der Humanität sind?)

     

    Der ganze neue Atheismus ist nur ein Mittel in einem Kulturkampf, der sich gegen nicht-westlich geprägte Kulturen richtet. (Die Kirchen in Deutschland sind jedenfalls nicht der Hauptgegner, die haben einen viel zu geringen gesellschaftlichen Einfluss. Man muss sich nur die Gottesdienste anschauen: Es kommen alte Menschen und Migranten.) – Ob gezielt rassistisch oder im Ergebnis rassistisch, wo liegt in der Praxis der Unterschied? Mit dem Beschneidungsverbot wird eine Minderheit getroffen, die mehrheitlich einen Migrationshintergrund hat. Argumentiert wird mit kultureller Überlegenheit.

     

    Zur Judenfeindlichkeit: Ich bin kein Jude, aber ich vermute, dass das jüdische Volk kaum ohne gemeinsame jüdische Religion entstanden wäre und so lange Bestand hätte haben könnte. Wenn es die neuen Atheisten schaffen würden, mit allen Religionen auch die jüdische zu verdrängen, was würde das aus säkularen Juden machen? Kann es ein vollkommen atheistisches Judentum geben? Ich weiß es nicht. Aber ich denke, Sie machen es sich zu einfach.

  • L
    Laskaris

    Ich bin kein Mitglied der Giordano-Bruno-Stiftung, aber die Diffamierungen, die Brumlik hier von sich gibt, ärgern mich schon sehr.

     

    Martin Luther war ein weitaus schlimmerer Antisemit als Giordano Bruno. Im Gegensatz zu Bruno hat Luther sogar dazu aufgerufen, Synagogen anzuzünden. Sollte man deshalb allen lutherischen Landeskirchen in Deutschland pauschal Antisemitismus unterstellen? Selbstverständlich nicht. Das wäre absurd.

     

    Die Giordano-Bruno-Stiftung hat sich seit ihrer Gründung klar und unmissverständlich auf der Seite der Aufklärung und der Menschenrechte positioniert, gegen Rassismus, Antisemitismus und andere Formen der Diskriminierung. In ihrer Kritik der religiösen Beschneidung nicht einwilligungsfähiger Säuglinge arbeitet sie nicht zuletzt mit jüdischen Beschneidungsgegnern zusammen. Dass die Kritik der Beschneidung auch und gerade aus dem Judentum selbst kommt (siehe etwa "Jews Against Circumcision"), wird von Brumlik geflissentlich verschwiegen, zeigt es doch, wie haltlos seine Anschuldigungen sind.

     

    Brumlik unterstellt der GBS einen "militanten und intoleranten Atheismus", behauptet, dass die Stiftung "in ihrem Dogmatismus dem religiösen Fundamentalismus der Gegenwart in nichts nachsteht, sondern sein geistiger Bruder ist." Belege für diese Anschuldigungen liefert er freilich nicht. Im Gegensatz zu militanten religiösen Menschen, die sich als Selbstmordattentäter in die Luft sprengen oder entführte Flugzeuge in Wolkenkratzer lenken, lehnen die neuen Atheisten Gewalt als Mittel der weltanschaulichen Auseinandersetzung klar ab. Warum er sie dennoch auf die gleiche Stufe mit militanten religiösen Fundamentalisten stellt, erklärt Brumlik nicht. Ebensowenig erklärt er, was an einer skeptisch-naturwissenschaftlichen Weltanschauung, die sich ja gerade nicht im Besitz von ewigen Wahrheiten wähnt, dogmatisch sein soll.

     

    Es ist traurig, dass ein eigentlich liberaler Gelehrten wie Brumlik den Unsinn von erzkonservativen Religionsapologeten nachzuplappert und nicht nur einen, sondern in kurzer Folge zwei derart unseriöse, polemische Artikel zu schreibt.

  • B
    Benjamin

    @Lustig: Gleich mal zum Anfang: Das "uns" kommt daher, dass ich auch gerade anfange, mich in der GBS zu engagieren.

    Also: Den "neuen Atheismus" kenne ich insofern sehr gut, weil ich den "Gotteswahn" von Richard Dawkins gelesen habe. Im Gegensatz zu ihnen sehe ich da keine Feindschaft gegen Religion, sondern starke Kritik. Es wird ja nicht dazu aufgerufen, irgendwie Widerstand zu leisten oder Botschaften abzufackeln, sondern es werden Menschen, die schon Atheisten sind, dazu zu ermutigt ihren Standpunkt öffentlich zu vertreten und damit real existierende Unterdrückung zu beenden.

    Natürlich ist das Zitat nur Augenwischerei, genau wie Papst Benedikt plant, dem Islam zur Weltreligion zu erheben... Nach dieser Argumentation wären eigentlich alle Stellungnahmen egal. Zudem kenne ich die GBS (und mich übrigens auch) ziemlich gut, die GBS will nichts weiter, als den säkularen Menschen in Deutschland, Österreich usw. eine Plattform zu bieten.

    Zur Ersatzreligion:

    -Eifer ist keine Religion, und auch nicht übermäßig in der GBS vorhanden

    -Die GBS sieht generell ALLE Ansichten als potenziell fehlerbehaftet

    -Darf man jetzt niemanden mehr bewundern (vergöttert wird Keiner, dafür finden Sie keinen einzigen Beleg)?

    -Intoleranz? Gegenüber wem? Ach so, Sie meinen Infragestellung von religiösen Gewohnheiten?

    -Einfach nur nochmal: Die GBS ist weder religions- noch menschenfeindlich, wobei man aber problemlos das eine ohne das andere sein kann

    -Die GBS ist NICHT rassistisch (was ja sowieso wissenschaftlich gesehen Unsinn ist)

    So, das ist mein Standpunkt. Mit verbliebenen Verschwörungstheorien und Vorurteilen muss ich Sie leider alleine lassen.

  • L
    Lustig

    @Benjamin: die Unterschiede zwischen einer Judenfeindlichkeit, die auf rassischen, und einer, die auf kulturelle u. religiösen Merkmalen abzielt, können Sie ja mal einem betroffenen Juden erklären.

     

    Und wer ist das wir in "uns"?

  • L
    Lustig

    @Benjamin: informieren Sie sich doch bitte über den sogenannten neuen Atheismus und die "Brights" um Dawkins, über den Ursprung und die Motive dieser Bewegung, die in Reaktion auf den 11. Sep. entstanden ist und explizit islam- und religionsfeindlich ist. Die GBS spielt zwar nur in der Regionalliga, lässt sich da aber auch einordnen.

     

    Das Zitat ist nur Augenwischerei.

     

    Natürlich ist dad Ganze eine Ersatzreligion, man muss nur den Eifer betrachten, die Selbstgerechtogkeit, die Bewunderung der geistigen Anführer, die Intoleranz.

  • B
    Benjamin

    @Lustig: Zitat von der Internetseite der Giordano-Bruno-Stiftung (http://www.giordano-bruno-stiftung.de/leitbild/10-fragen-antworten):

    "Die Stiftung ist religionskritisch, nicht religionsfeindlich. Wir verstehen die Religionen als kulturelle Schatzkammern der Menschheit, die zweifellos neben überholten Welt- und Moralvorstellungen auch sinnvolle Elemente enthalten, die heute noch Beachtung finden sollten. Allerdings: Um die wertvollen Bestandteile der Religionen von den zeitbedingten Irrtümern und den mit ihnen einhergehenden, oftmals grausamen moralischen Normen trennen zu können, ist eine kritisch-rationale, säkulare Haltung zur Religion erforderlich. Schließlich sind die Religionen ebenso Menschenwerk wie alle anderen Produkte und Institutionen, die unsere Spezies im Verlauf ihrer kulturellen Evolution hervorgebracht hat. Deshalb sollten religiöse Schriften mit dem gleichen kritischen Blick gelesen werden wie etwa die Werke antiker Philosophen, zumal diese den sog. Heiligen Schriften der „Hochreligionen“ in ethischer wie auch in intellektueller Hinsicht in vielen Fällen deutlich überlegen waren."

    Zudem wäre die GBS, selbst wenn sie religionsfeindlich WÄRE, nicht antisemitisch, da Antisemitismus eine Menschenfeidlichkeit ist und auch säkulare Juden betrifft.

     

    Erst informieren, dann schreiben. Das ist, was uns so aufregt.

  • K
    krypter

    @ Lustig:

     

    > Auch Anhänger der Religion "Neuer Atheismus" flippen aus, wenn man an

    > dem Andenken einer ihrer heiligen Vorväter rührt.

    >

    > Das ist lustig und ein weiterer Beleg dafür, dass es sich hier um eine

    > Ersatzrelgion handelt.

     

    Was Sie hier machen ist, mit einer haltlosen Behauptung eine hirnrissige Unterstellung zu "belegen". Lustig finde ich das eigentlich nicht.

  • FW
    Franz Wenck

    Wieder eine Nebelkerze in diesem Streit. Wie traurig, dass Diffamierung und Polemik eine solche Rolle auf beiden Seiten spielen. Statt sich historische Personen um die Ohren zu hauen erhoffe ich mir eigentlich eine tiefgreifende Erörterung und Verortung der eigentlichen Grundfrage:

    Dürfen Eltern die Religion ihrer Kinder wählen? Schon an diesem Punkt sehe ich ein großes Fragezeichen - egal, ob Beschneidung, Taufe oder sonstwas auf den Säugling lauert. Bei aller Wissensvermittlung und dem Vorleben eines religiösen Elternhauses muss doch bei der Religionsmündigkeit eine Entscheidung anstehen. Und erst dann hat eine Religionszugehörigkeit inhaltlichen Wert, wenn sie aus positiver Entscheidung und nicht aus trägem Achselzucken entsteht.

    Wenn also Giordano Bruno, dem Religion in jedem Fall wichtig war, seine christliche Konfession abgesprochen wird, um wieviel mehr müsste man den Feiertags-Konventions-Gläubigen die Konfession absprechen?

    Was tun die heutigen Religionsgemeinschaften, um die Gemeinsamkeiten der Überzeugung wirklich sicherzustellen?

    Geht es um religiöse Überzeugung oder Macht bzw. Mitgliederstärke?

  • L
    lustig

    Nachtrag: Natürlich sind die "neuen Atheisten" (um Schmidt-Salomon und GBS, ursprünglich um Dawkins und die "Brights") antisemitisch, sie sind nämlich nicht nur areligiös, sondern betont anti-religiös, d.h. sie sind schon dem eigenen Selbstverständnis nach Antisemiten, Antikatholiken, Islamophobe und Islamhasser usw..

     

    Der Unterschied zwischen dem "alten" Atheismus und dem "neuen" liegt darin, dass die meisten "alten" Atheisten nicht an Gott geglaubt haben, ohne deswegen unbedingt die Religion abschaffen zu wollen, die neuen Atheisten sich aber nicht damit begnügen, sie wollen die Religion, jede Religion abschaffen, ausmerzen, weg haben - das zu wollen, ist Hass.

     

    Also was regt Ihr Euch darüber auf, dass das jemand ausspricht?

  • L
    Lustig.

    Auch Anhänger der Religion "Neuer Atheismus" flippen aus, wenn man an dem Andenken einer ihrer heiligen Vorväter rührt.

     

    Das ist lustig und ein weiterer Beleg dafür, dass es sich hier um eine Ersatzrelgion handelt.

  • C
    Christian

    Ich finde Herr Brumlik hat mit seiner Schlussfolgerung "Historische Figur = Institution der Gegenwart" zumindest eines deutlich gemacht: Wenn sich eine Institution, Ideologie oder Religion im "Hier und Jetzt" auf eine bestimmte Person bezieht, dann sind Leben und Taten dieser Person unabhängig von Zeit und Raum. Dann sticht das Negative dieser Person alles Positive oder muss zumindest mit Letzterem kritisch ins Verhältnis gesetzt werden. Interessant. Was würde Herr Brumlik eigentlich dann zum Fall Mohammed sagen? Wenn er bei Giordano Bruno derart scharfe Maßstäbe anlegt, dann kann er bei einem Kriegstreiber und Massenmörder unmöglich eine neutrale oder sogar wohlwollende Haltung pflegen. Was würde Brumlik zu einer Religion sagen, die sich jedoch nicht nur in bestimmten Aspekten auf diese Person bezieht, sondern diese Person als absolute nicht zu hinterfragende Autorität definiert, deren Leben und Taten als Vorbild für alle Gläubigen zu gelten haben?

    Aus dieser Nummer kommt Herr Brumlik jedenfalls den Rest seines Lebens nicht mehr heraus! Bin schon mal gespannt auf seine akademischen Windungen:-)

  • HH
    Hans Höfer

    Gut, nun wissen wir daß Giordano Bruno ein Antisemit war und die Stiftung, die sich nach ihm benannt hat, hat den Schaden.

     

    Wer allerdings Luthers Schrift "Von den Juden und ihren Lügen" gelesen hat, vielleicht noch die Ausgabe von 1938, in dessen Vorwort Landesbischof Sasse sich darüber freut, wie die Nazis in den Geburtstag Luther hineingefeiert haben, sollte die evangelische Kirche Deutschlands noch viel stärker kritisieren als die unselige Stiftung.

  • DU
    Darwin upheaval

    Hui, die GBS muss wichtig sein!

    BTW: Wer ist eigentlich Micha Brumlik?

  • T
    Thomas

    So ein Schwachsinn ... Die Giordano-Bruno-Stiftung als antisemitisch einzustufen, weil Giordano-Bruno angeblich antisemit war, denn dann wären evangelische Kirche antijüdisch, da Martin Luther auch antijüdisch war. Ich zitiere:

    1543 schrieb er:

    „Ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes, durchteufeltes Ding ist’s um diese Juden, so diese 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen. Wenn ich könnte, wo würde ich ihn [den Juden] niederstrecken und in meinem Zorn mit dem Schwert durchbohren. Jawohl, sie halten uns [Christen] in unserem eigenen Land gefangen, sie lassen uns arbeiten in Nasenschweiß, Geld und Gut gewinnen, sitzen sie dieweil hinter dem Ofen, faulenzen, pompen und braten Birnen, fressen, sauffen, leben sanft und wohl von unserm erarbeiteten Gut, haben uns und unsere Güter gefangen durch ihren verfluchten Wucher, spotten dazu und speien uns an, das wir arbeiten und sie faule Juncker lassen sein … sind also unsere Herren, wir ihre Knechte.“

     

    Aber selbst die katholische Kirch wäre antijüdisch, man muss nur mal die Aussagen der bisherigen Päpste studieren.

  • NS
    Name sind Schall und Rauch

    Wer sich solche dümmlichen, argumentfreien Diskussionsbeiträge durchliest, die eigentlich nur aus BlaBlubb und Antisemitismus-Mimimi bestehen, der wundert sich nicht mehr, warum Juden in Europa und auch weltweit so unbeliebt sind. Diese Antisemitismus-Manie., mit der sie denken, dass sie jede Diskussion gewinnend ersticken können, ist einfach nur widerwärtig!

     

    Der Verfasser reiht sich nahtlos in die Riege von intellektuell äußerst simpel gestrickten Leuten sie St. Pauli Nachrichten-Schreiberling Broder ein: Die einzige immer wieder zu vermittelnde Nachricht: Juden gut, Juden immer Opfer, alle andere Antisemiten und wer widersprechen will, der gleich doppelt - ha!

     

    Peinlich, einfach nur peinlich...

  • MT
    Mathias Thiede

    Michael Schmidt-Salomon hat für die Giordano-Bruno-Stiftung auf die niveauarme, unsachliche Schmähkritik von Micha Brumlik geantwortet:

     

    "(...) Starker Tobak! Doch wie begründet Brumlik seine Anschuldigungen? Antwort: Er liefert keinerlei Begründungen, sondern setzt den „Wahrheitsgehalt“ seiner Aussagen einfach als gegeben voraus. (...)

     

    Was die inhaltliche Ebene der Kritik betrifft, hätte eigentlich schon die Lektüre des kurzen FAQ-Textes „Zehn Fragen – Zehn Antworten“ genügen müssen, um zu erkennen, wie absurd all die Anschuldigungen sind, die von dieser merkwürdigen Allianz von CSU und TAZ erhoben werden: Selbstverständlich ist die gbs nicht „militant“, sie ist nicht einmal „atheistisch“. Der evolutionäre Humanismus der Stiftung stützt sich auch keineswegs allein auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auf eine Kombination von Wissenschaft, Philosophie und Kunst (was auch die interdisziplinäre Zusammensetzung des gbs-Beirats erklärt). Selbstverständlich treten wir entschieden für „Toleranz und Humanität“ ein, aber eben nicht für grenzenlose (repressive) Toleranz gegenüber der Inhumanität. Die Religionen begreifen wir keineswegs als „Feinde“, die man rigoros bekämpfen müsste, sondern vielmehr als „kulturelle Schatzkammern der Menschheit“, die viel Vernünftiges und Menschenfreundliches, aber eben auch Unvernünftiges und Menschenfeindliches enthalten, wobei unsere Aufgabe heute darin besteht, das eine vom anderen zu trennen. Und „dogmatisch“ ist der evolutionäre Humanismus nun ganz sicher nicht, ist er doch eine Weltanschauung „unter Vorbehalt“, ohne Dogmen, Propheten und heilige Schriften. Ja, ich möchte sogar behaupten, dass der evolutionäre Humanismus die wohl erste Weltanschauung ist, die sich nach dem "Prinzip der kritischen Prüfung" (siehe Hans Alberts „Traktat über kritische Vernunft“) ernsthaft dem Anspruch stellt, sich selbst aufzuheben, wenn sich ihre zentralen Prämissen als falsch erweisen sollten. Weniger Dogmatismus ist kaum möglich! All dies hätte Micha Brumlik, hätte die TAZ wissen können, wissen müssen. (...)"

     

    (www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/ton-wird-rauer = hpd.de/node/14427)

     

    Dem ist wohl nichts hinzuzufügen!

  • E
    elisRea

    Herr Brumlik, wofür steht der Name Giordano Bruno?

     

    Er steht für Mut, weil er es wagte sich gegen verlogene, menschenverachtende, die Massen täuschende und ausbeutende, ihre Gegner folternde und auf's Grausamste vernichtende Religionsfunktionäre wendete.

     

    Denn: "Nach Herrschaft giert das Priestertum, das grause Henkershände stützen..."

     

    Er, Bruno, steht für Intelligenz und wissenschaftlichen Fortschritt. Er steht für Prinzipientreue und Aufrichtigkeit.

    Er wurde - wie viele andere auch, die sich religiöser Obrigkeit nicht beugen wollten, bestialisch gefoltert und lebendigen Leibes verbrannt.

     

    Für Sie, Herr Brumlik, steht Giordano Bruno primär für Judenhass. Was aber sagen Sie zu dem Menschenhass, der Brutalität, der Intoleranz und der maßlosen Überheblichkeit wie sie in weiten Teilen in dem Wortlaut des Alten Testamentes/dem Tanach/dem Koran, jüdischer, christlicher und muslimischer Lehre zum Ausdruck kommt?

     

    Was sagen Sie zu der Aufforderung an Gläubige Unbeschnittene auszurotten? Was halten Sie von den 18er-Gebet? Wie sah/sieht es mit dem Zwang zum Gehorsam und der Androhung von Strafen im Judentum aus? Wie gingen und gehen Juden mit Kritikern in den eigenen Reihen um, z.B. Spinoza, Holdheim, Lazarus, Ritter ...?

     

    Könnte es sein, dass die Saat des Hasses in den Schriften von Gläubigen zu finden und durch dogmatischen Verkünder gesät wird? Oder würden Sie das ausschließen, Herr Brumlik?

  • B
    Benjamin

    @sallustius:

    Darüber, welche Anschauungen Giordano Bruno hatte, kann man sich ruhig streiten. Ich stelle mir nur gerade vor, wie Christen reagieren würden, wenn Jesus so diffamiert würde. Die würden sofort wieder von mangelndem Respekt und verletzenden Äußerungen sprechen. Bei Mohammed will ich mir lieber nichts vorstellen...

    Der fundamentale Unterschied ist ja, dass Giordano Bruno nicht irgendwie ein Prophet, Wegbereiter oder "Heiliger" der GBS ist. Daher wiegen seine Worte nicht so schwer. Da man ihn als normalsterbliche Person betrachtet, wo nicht jedes Wort heilig ist, kann man ihn auch in den historischen Kontext einbetten. Damals war ja praktisch jeder antisemitisch. Das Ausschlaggebende für diesen Namen war ja Brunos Auflehnen gegen die katholische Kirche und seine Verbrennung auf dem Scheiterhaufen.

    Was doch wichtiger wäre, wenn man eine Organisation kritisieren will, als über ihren Namensgeber herzuziehen, wären gute Argumente und Beispiele gegen ihre Tätigkeiten. Und da fällt Brumlik offenbar nichts ein.

  • B
    Benjamin

    Alle Diffamierungsversuche dieses Autors laufen doch ins Leere. Warum sollte die GBS antisemitisch sein? Auch in ihrer Kinderrechtskampagne gegen die religiöse Beschneidung hat sie sich nochmals von jeglichem Antisemitismus distanziert und auch auf jüdische Mitstreiter hingewiesen. Geht's eigentlich noch deutlicher? Aber man tut ja alles dafür, seine religiösen Riten unhinterfragt weiter zu praktizieren. Schon klar.

    Und wo bitteschön ist die GBS dogmatisch oder sogar religiös, wo doch genau das Gegenteil das Wesen der Stiftung ist? Wer dafür eintritt, alles neu zu hinterfragen und Religion kritisiert, wie kann der dogmatisch und religiös sein?? Das wird in dem Artikel nicht erklärt, weil man es gar nicht erklären kann.

    In ihren ersten Jahren hielt man die GBS für die Vertreterin einer unbedeutenden Randgruppe, und dass sie jetzt auf diese Weise diffamiert wird, deute ich als ein gutes Zeichen.

  • LR
    Lutz Renken

    Glückwunsch! Hitler wird gleich im 1. Absatz erwähnt.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Godwin’s_law

    Let's move on...

  • FP
    Falko Pietsch

    Wer aus Giordano Brunos antisemitischen Einlassungen schlussfolgert, dass die GBS aus Antisemiten bestünde, der muss mit der gleichen Logik behaupten, dass alle lutherischen Protestanten Antisemiten sind.

     

    Denn in der Tat ist die Haltung Luthers gegenüber Juden, aber auch gegenüber Frauen, Philosophen ("Sophisten") und Ungläubigen ("Ketzern") mindestens so militant und feindselig wie jene des Giordano Bruno. Sie, als augenscheinlicher Kenner der Kirchengeschichte, sollten das wissen. (Ansonsten einfach bei Hubertus Mynarek und anderen nachlesen. Weiterbildung schadet nicht.)

     

    So schade: die ersten 80% des Artikels sind gut recherchiert. Danach geben Sie, werter Herr Brumlik, nur noch unbelegte, diffamierende Statements von sich. Die letzten beiden Absätze haben de facto NICHTS mit dem eingangs von Ihnen referierten Quellenmaterial zu tun.

  • RM
    Rainer Marczinowski

    Michael Schmidt-Salomon (gbs) hat inzwischen auf den Seiten des Humanistischen Pressedienstes einen Kommentar veröffentlicht ("Der Ton wird rauer"), in dem er sich auch mit Micha Brumlik auseinandersetzt.

    http://hpd.de/node/14427

  • JE
    Julia Eulenpost

    Vielen Dank für die gelungene Vertiefung Ihrer Recherchen, Prof. Brumlik!

    Nachdem die Leugnung jeder Nähe des Vorstandssprechers M.S.S. zu einer rechten Szene nachweisbar Lippenbekenntnisse sind und er es nicht für nötig erachtet hat, sein Handeln zu verändern und sein Geschwätz besser zu reflektieren, wird es ständig klarer, wie sehr die Figur Giordano Bruno und die Stiftung, bzw Michael Schmidt Salomon ideologisch miteinander verwoben sind. Wer immer wieder nur darauf verweist, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit sei nicht Teil seiner Agenda, und stattdessen alle Verbindungen mit einem unschuldigen Schulterzucken abtut, der darf auch nicht wirklich überrascht sein, wenn man ihm eine innere Nähe zum Namenspatron nachweist. Michael Schmidt Salomon hat alles Recht, gegen Religion zu sein, aber Begriffe wie "Religioten", oder die lahme Entschuldigung, Die GBS sei ja nicht verantwortlich dafür, wenn andere sie missbräuchlich damit umgingen ziehen nicht mehr. Klare Worte bleiben einfach nur Worte und die bei den evolutionären Humanisten gängige Respektlosigkeit anderen Menschen gegenüber, die einer Religion verbunden sind, zeigt, dass das "evolutionäre" Weltbild, das Schmidt Salomon für seine Jünger entworfen hat, eine ideologische Ablehnung von Andersdenkenenden beinhaltet.

  • E
    Elvenpath

    Dieser Artikel ist einfach nur widerwärtig.

    Er impliziert, dass wenn Giordano Bruno antisemitisch war, die Menschen, die für diese Stiftung arbeiten auch Antisemiten sind, oder antisemitische Motive haben.

     

    Das ist beleidigend, verleumderisch, eklig und hat nur ein Ziel: Die Diffamierung der Stiftung und ihrer Mitarbeiter.

     

    Abgesehen davon, dass es sich bei dem "Beweis" nur um einen Dialog in einem Theaterstück handelt, war zu der Zeit Antisemitismus weit verbreitet und den Kindern eingebleut.

    Er würde vor allem durch die katholische Kirche geschürt und das seit Jahrhunderten. Und etwas, mit dem man seit Kindheit her aufgewachsen ist, legt man nicht so leicht ab.

     

    Luther war zum Beispiel auch zutiefst antisemitisch. Konsequenterweise muss Herr Brumlik allen Evangelen vorwerfen, Antisemiten zu sein. Tut er natürlich nicht, weil das nicht in sein Konzept passt. Dieses Verhalten ist einfach nur armselig.

     

    Der Humanismus hat sich in den Jahrhunderten immer weiter entwickelt. Kein Humanist leugnet, dass nicht alle Ideen während dieser Entwicklung richtig waren und man steht zu diesen Fehlern.

    Ganz im Gegensatz zu den Religionen, die ihre Fehlverhalten grundsätzlich lieber leugnen.

     

    Ich habe mir schon öfters überlegt, die TAZ auch finanziell zu unterstützen. Aber wenn ich sehe, dass solche Leute, wie Herr Brumlik mit seinen hetzerischen Aussagen zu Wort kommen, nehme ich davon doch lieber Abstand.

  • DP
    Detlef Piepke

    Ich hätte gerne mal eine Stellungnahme der TAZ. Warum gebt ihr diesem Mann so viel Raum? Eine so unterirdische Argumentation von einem angeblich "Gelehrten"? "Militant", "fundamentalistisch" Puhh ... und das nun zum zweiten Mal.

    Ich hoffe, ihr TAZler schaut euch auch die Kommentare dazu an. Ihr schadet eurem Image gewaltig.

  • WT
    Wolfgang T

    Mir ist bekannt, dass Mitglieder des wissentschaftlichen Beirats der Giordana Bruno Stiftung Genossen der taz sind.

    Sollte die taz keine Gegendarstellung der gbs veröffentlichen, werde ich die Genossen öffentlich auffordern die taz zu verlassen.

     

    Vor 30 Jahren war die taz notwendig Gegenöffentlichkeit herzustellen, heute nicht. (internet, blogs, ...)

     

    Das Sterben der Holzmedien kann weitergehen!

    fr,ftd, ... taz?

  • MK
    Mary Kreutzer

    Ein sehr spannender Kommentar, danke dem Autor und der Zeitschrift fürs Abdrucken. Selbstverständlich erstaunt die Flut an Hass-Postings nicht. Das war zu erwarten, wenn es auch immer wieder erschreckend ist zu lesen, welche Unmengen an Vorurteilen und über Generationen tradierten Bilder hier zum Vorschein kommen. Trotzdem gilt es weiter aufzuklären, vor allem in Schulen, mit Jugendlichen.

     

    Kommentar gekürzt. Bitte vermeiden Sie Beleidigungen.

  • Y
    Yorick

    Warum verfehlt Herr Brumlik das Thema "Knabenzwangsbeschneidung" und schießt sich statt dessen auf die GBS ein? Er weiß natürlich, daß auch die Verabschiedung dieses Gesetzes nur für eine Minderheit ein Gewinn wäre. Für die institutionalisierte Religion im allgemeinen ist es jedoch ein Pyrrhussieg. Die haben nämlich ganz andere Probleme: Ihnen laufen seit Jahren die Mitglieder davon. Und für die meisten Jugenlichen sind sie sowieso mega-unattraktiv.

     

    In dieser Situation verlieren die Kirchen auch noch ihre Deutungshoheit in der Öffentlichkeit. Politik und Medien sind zwar handzahm wie immer, aber mit der GBS haben sie einen neuen Gegner, den sie nicht in ihrem Sinne lenken können. Die GBS beschränkt sich nicht auf gelehrte Pamphlete, sondern druckt auch griffige Plakate. Die Methoden des modernen Marketings sind ihnen nicht fremd. Und das ist eben neu und beängstigend für die Kirchen: Konfessionslose haben auf einmal eine Stimme, die man nicht so leicht ignorieren kann. Und sie drücken ihre Finger tief in die religiösen Wunden: Mißbrauch, Beschneidung, Milliardensubventionen des Steuerzahlers usw.

     

    Im übrigen ist der Name Giordano Bruno schon richtig gewählt: Im kollektiven Bewußtsein ist und bleibt Giordano Bruno der Mann, der wegen seiner Überzeugungen als Ketzer von Christen verbrannt wurde!

  • S
    sol1

    "...um einen Dialog, in dem (...) Fehler, Verbrechen und Vergehen von Weltanschauungen sensibel, selbstkritisch und respektvoll erörtert werden..."

     

    Warum sollte man bei den zahllosen Verbrechen, die im Namen von Religionen begangen wurden und werden, Sensibilität und Respekt walten lassen?

     

    "...what is wrong with inciting intense dislike of a religion, if the activities or teachings of that religion are so outrageous, irrational or abusive of human rights that they deserve to be intensely disliked?" (Rowan Atkinson)

  • T
    tommy

    Interessant, Bruno scheint ja wirklich ein übler Kerl gewesen zu sein. Da hat die katholische Kirche wohl den Richtigen verbrannt. Schade, dass sie nicht auch alle seine Werke vernichtet hat, dann wären der Welt vielleicht Brunos geistige Erben (Hitler etc.) erspart geblieben.

  • T
    tomas

    Das hatte ich doch eben glatt vergessen: Das großformatige Bild, welches circa 1/5 der Zeitungsseite abdeckt und wohl die im Artikel zugeschriebene Grimmigkeit und Verbissenheit illustrieren soll, ist mehr als drei Jahrhunderte nach Brunos Tod entstanden. Also bestimmt (Achtung Ironie) sehr zutreffend und sowieso sehr hilfreich in der Beschneidungsdebatte, so wie der komplette Text.

  • W
    wunsch

    Ich hätte mich im Zuge dieses Artikels, wie der Titel vermuten ließ, sehr über eine Analyse der Auswirkungen dieser Kampagne gefreut, die meiner Meinung nach nicht zur Verständigung und Toleranz sondern zur Allmachtsstellung staatlicher Weisungsbefugnisse und der unsere Gemeinschaft immer als loderndes Schwert vorrangetragenen Auslegung der Menschenrechte ohne kulturelle Sensibilität.

    Ein schlag gegen den Namensgeber der Stiftung hilft in diesem Zusamenhang in keiner Weise weiter!

  • K
    Kuehn

    In diesem Artikel wird über den Namen einer Stiftung schwadroniert.inhaltlich keine Auseinandersetzung zu erkennen. Ein Blick bei Wikipedia unter dem Namen des Autors reicht um zu sehen aus wecher religiös voreingenommenen Warte hier argumentiert wird.

    Warum es gerechtfertigt ist an Geschlechtsteilen von Kindern ( zudem ohne Einhaltung von ärztlichen Fachstandards) ohne medizinische Infikation zu operieren bleibt mir weiter ein Rätsel.

  • JM
    Jost Müller

    Ist das hier die taz oder der Bayernkurier?

  • T
    Tomas

    Na immerhin überschreibt die digitale taz den Artikel mit "Kommentar" und nicht wie die analoge taz im Abschnitt "Gesellschaft und Kultur" mit "Judenhass und Frauenfeindlichkeit: Eine Kolumne zur Giordano Bruno Stiftung und Beschneidungsdebatte brachte unserem Autor Micha Brumlik viele Schmähbriefe ein. Grund genug, weiter aufzuklären", was suggeriert, dass hier ein unbeteiligter Dritter nochmal den ganzen Komplex darstellt, beide Seiten zu Wort kommen lässt und auch aus den Leserkommentaren zitiert. Aber nix da, eine ganze Seite Meinung des genannten Autoren. Hat die taz wirklich so viel Platz? Hätte man auf dieser Seite nicht viele andere, bessere Dinge drucken können als diesen Artikel? Ich erinnere nur an einen Artikel -ich weiß leider nicht mehr den Titel- erschienen vor ungefähr 2 Monaten und geschrieben von einem Mann, dem im Erwachsenenalter die Vorhaut entfernt wurde. Ein Glanzstück in der deutschen Medienlandschaft war das! Aber dieser Artikel? Wer in unserer Welt mit Militanz seine religiös-phliososhpischen Ansichten vertritt, zeigt lustigerweise ein Blick auf die Seite 3 der Ausgabe (es ging um Arbeitnehmerrechte in kirchlichen Einrichtungen) und ein Blick auf diese Welt, in der in Irland Frauen nach einer Fehlgeburt sterben, Flugzeuge in Türme fliegen und Israel seit längerem mit seiner Siedlungspolitik nicht gerade zum Friedensprozess im Nahen Osten beiträgt. Eine Frage bleibt aber: Warum stehen angefangen bei Äußerungen wie "Schlimmste was dem jüdischen Leben in Deutschland seit dem Holocaust passieren konnte" bis hin zu diesem Artikel eigentlich so schnell Antisemitismusvorwürfe im Raum, wenn man das Beschneidungsritual kritisiert und auf das Recht der körperlichen Unversehrtheit der Kinder pocht? Gruß

  • VF
    Veit Feger

    Verehrter Herr Professor, Sie schreiben: „Wer sich heute den Humanisten des 16. Jahrhunderts zuwendet, wird der Bezeichnung dieser Gruppe wegen leicht der Illusion erliegen, sie seien in irgendeiner Hinsicht modern, vergleichbar den Denkern der Aufklärung von Rousseau zu Kant.“ – Mit dieser Behauptung setzen Sie die Humanisten in Bausch und Bogen herunter. Das haben zumindest mehrere unter ihnen, voran Erasmus von Rotterdam, nicht verdient. Jahrhundertelang inspirierten Texte dieses Mannes Menschen, die sich für Aufklärung und Menschenrechte in Europa einsetzten, auch und gerade jene Autoren, die Sie als „Denker der Aufklärung“ bezeichnen (Judenfeindliches gibt es auch bei Rousseau und Kant). – Ja, es gibt judenfeindliche Aussagen leider auch bei Erasmus, aber kein fair Urteilender würde ihn und seine Texte mit dem Stichwort „Antisemit“ nun bereits als erledigt abtun. Die beschneidungskritischen Stellungnahmen der Bruno-Stiftung reichen auch nicht bereits aus, um sie als -geistig nicht ernst zu nehmende – Antisemiten abzutun.

    Veit Feger

  • AG
    Anton Gorodezky

    Ich muss die Argumente für oder wider Beschneidung von Minderjährigen in diesem Artikel beim Lesen verpasst haben.

     

    Nur jede Menge ad hominem.

  • F
    Falmine

    Heute, 22. November des Jahres 2012, findet die 1. Lesung des "Beschneidungsgesetzes" im Bundestag statt. Kein Zeichen des zivilisatorischen Fortschritts, kein Zeichen universeller Menschenrechte, sondern ein elender bigotter Rückschnitt ... pardon ... Rückschritt zu Lasten männlicher Kleinkinder.

     

    Da interessiert Micha Brumlik mit seinen Ausfällen gegen die Giordano-Bruno-Stiftung nur noch peripher. Schade, dass ihm von der taz immer wieder so viel Platz eingeräumt wird.Keine Sternstunde - weder für Prof. Brumlik noch für die taz. Schade!

  • S
    sanktmax

    Wissen Sie, Herr Brumlik, dass alle Martins, Markusse oder Marcells nach einem Kriegsgott benannt sind? Wissen Sie, dass die Lutheraner nach Luther dem Judenhasser benannt sind? Und, was sagt uns das? Nichts! Historische Personen aus ihrer Zeit zu reißen und mit heutigen Maßstäben zu messen, ist dumm, um nicht unwissenschaftlich zu sagen. Eine dermaßen perfide Polemik in der TAZ, dem neuen rechten Organ der angeblich Linken, danke.

  • S
    sallustius

    Lieber Herr Brumlik,

    vielen Dank für Ihre deutlichen Worte. Sie haben auch für mich die Person Brunos etwas entzaubert. Was mich dagegen verwirrt, ist die Mehrzahl der Kommentare auf Ihren Artikel. Sollten sich nicht auch die Anhänger eines kämpferischen Atheismus die Kritik an einer ihrer Leitfiguren gefallen lassen, wenn sie diese Kritik doch auch gegenüber den sog. "großen Gestalten" anderer Religionen (von Jesus Christus bis Buddha) lauthals äußern ?!

  • L
    LKS

    Abgesehen von den zweifelhaften Punkten zum Thema Giordano Brun - wo ist der Mehrwert in der Beschneidungsdebatte? Auch die Kritik an der Arbeit der Stiftung und am evolutionären Humanismus werden überhaupt nicht weiter ausgeführt und haben so garnicht erst die Chance, zu überzeugen. So interessant die Bewertung Brunos sein darf, diese Punkte wären vielleicht relevanter gewesen.

  • HA
    Hans Adler

    Unglaublich.

     

    Ich weiß nicht, ob Giordano Bruno ein Antisemit war. Wenn ja, dann heißt das noch lange nicht, dass das jedem, der sich auf ihn bezieht, bewusst ist und angerechnet werden kann. Sonst müsste man das bspw. auch auf Martin Luther anwenden. (Beispiel: "Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinab stoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams." Tischreden, Nr. 1795.)

     

    Der ganze Beitrag ist klar erkennbar unter der Prämisse geschrieben, dass man der Giordano Bruno Stiftung etwas anhängen muss, weil sie sich gegen das unnötige und zwangsweise Abschneiden der Vorhäute Minderjähriger wendet.

     

    Absolut transparent und intellektuell armselig. Auf dieses Niveau begibt man sich nur, wenn man gar keine Argumente hat.

  • NE
    neue erfurter zeitung

    oh, was ist aus der guten alten taz geworden? wo ist der kritische ton, die bissige satire - aber moment, der brumlik ist wohl als realsatire zu verstehen? anders wird man es wohl nicht auffassen können, bei diesem kaiserschmarrn, den er da abgeliefert hat. der sachlichen argumente sind genug gewechselt worden, man kann nun über diesen kreuzverfechter spotten und ihn der eigenen historischen ignoranz bezichtigen. nun ja, dies land geht vor die hunde.

  • R
    Rodrigo

    Mann, oh, Mann, der Typ ist ja ein hoffnungsloser Polemiker, der bei einer solchen Argumentationsfähigkeit auch noch einen Lehrstuhl inne hat. Arme Welt der Akademiker... Aber der Gipfel ist, dass die taz diesem Schund eine Plattform bietet.

    Was ist dieses Blatt tief gesunken.

  • NM
    Nicole Müller

    Wundert mich, dass die taz sich hier so zum Spielball christlich-konservativer Strömungen machen lässt und so einen Mist veröffentlicht.

  • M
    Manuel

    "Politisch bleibt festzustellen, dass die Giordano Bruno Stiftung ihrem Namensgeber alle Ehre macht." schreiben sie in ihrem ersten Artikel nach ihrem ausschweifenden argumentum ad hominem in Bezug auf die Giordano Bruno Stiftung, in dem sie sich in Reaktion auf die Anti-Beschneidungs-Plakataktion der GBS seltsam intensiv, so scheint es, einseitig auf die Beschreibung negativer Eigenschaften des Namensgebers der Stiftung konzentrieren, was Sie hier nun fortsetzen. Leider erfährt man nicht, inwiefern denn die Stiftung ihrem Namensgeber alle Ehre macht? Hauptsache, Sie müssen sich mit dem Thema, um das es eigentlich ging, nicht beschäftigen, Sie sind inzwischen endgültig abgeschweift.

    Zur Erinnerung:

    Es ging um dieses üble Ritual, bei dem ohne medizinische Indikation oder einem anderen vernünftigen Grund wehrlosen Kindern Schmerzen zugefügt werden, indem ihnen ein Teil ihrer gesunden Genitalien abgeschnitten wird. Warum tut jemand so etwas? Ich gehöre der Stiftung nicht an, ich finde die Plakataktion aber sehr gut. Sie trägt dazu bei, dass diejenigen, die diese Grausamkeit als religiöses "Ritual" unreflektiert toleriert und hingenommen haben, sensibilisiert werden - dafür, was Indoktrination und sozialer Druck anrichten können (ein vernünftiger, über die männliche Anatomie und Hygiene gut informierter, geistig gesunder, mit Empathie begabter Mensch würde von sich aus seinem Kind so etwas niemals antun). http://www.beschneidung-von-jungen.de

  • FS
    Francisco Scaramango

    Leider kommt es nicht selten vor, dass die Vertreter des modischen Vulgäratheismus es mit der Abgrenzung nach rechts nicht so genau nehmen. Ihr Vordenker Karlheinz Deschner z.B. berief sich in seinem antiamerikanischen Pamphlet »Der Moloch« auf den Verschwörungstheoretiker Heinz Scholl und den Holocaustleugner Harry Elmer Barnes. Im Dunstkreis der GBS tauchen immer mal wieder so zweifelhafte Figuren auf wie der völkische Esoteriker und Kirchenkritiker Hubertus Mynarek und der Biologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt, der Rassismus zur dem Menschen angeborenen »Fremdenfurcht« verharmlost.

     

    Es verwundert daher nicht, wenn die Vulgäratheisten lediglich mit Abwehrreflexen und Relativierungen reagieren, wenn der Judenhass eines ihrer Vorbilder kritisiert wird.

  • A
    alex

    wenn man die sache nicht angreifen kann greift man deren namen an?

     

     

    ich empfehle folgende themen weiterhin: kasernennamen in deutschland, luthers haltung zu juden, der in dtl so verehrete stauffenberg und sein haltung zu juden, ex minister joschka fischer und sein haltung zu juden, usw usf

    man wird sehen, dass alles sehr sehr schlecht ist, alles, auch die erziehungswissenschaften

  • L
    Lichtwolf

    Liebe taz,

     

    ich habe euch gerade abonniert,

    aber bei so unsauberer Arbeit überlege ich mir noch einmal, ob ich nicht von meinem 14-tägigen Rückgaberecht Gebrauch mache.

     

    Brumlik geht nicht auf die Argumente aller Seiten ein; zitiert noch nicht einmal die Kampagne der Stiftung (oder deren Stimmen dazu), sondern versucht nur (mehr schlecht als recht), die GBS systematisch zu demontieren,

    und das nur, indem er ihnen das Etikett "Antisemiten" verpasst - und das alles nur aufgrund ihres Namensgebers?

     

    Was ist mit Luther, Marx und anderen?

     

    Es erscheint fast so, als wollte sich der kirchlich gebundene Brumlik hier rechtfertigen, und sich in seiner Position als intellektuellem Christen nicht des Antisemitismus schuldig machen, indem er Personen und Institutionen desselben beschuldigt, die sich (zumindest vordergründig - wobei auch noch nicht das Gegenteil bewiesen ist - ) ausschließlich für Kinderrechte einsetzen.

     

    Dies ist weder ein sachlicher Beitrag zur (immer noch nicht ausgestandenen) Problemlage,

    noch eine argumentative Unterstützung für die Beschneidung,

    sondern eher ein etwas eitler Versuch, die angeblich reaktionär-rassistischen Umtriebe der eigenen Mitbürger_innen aufzudecken.

     

    Das finde ich sehr schade,

    und bitte /dringend/ darum, die Giordano-Bruno-Stiftung zu einer Gegendarstellung einzuladen.

     

    Wer wären wir, wenn wir nicht auch Rassist_innen und Faschist_innen erlauben würden, sich zu äußern?

     

    und noch etwas:

     

    In dubio pro reo.

     

     

    Es grüßt freundlich,

    Christian Wagner

  • S
    Stegganos

    Ein Professor für Erziehungswissenschaften äußert sich zu Dingen die nicht seines Faches sind. Nun sei’s drum. Wenn er denn versuchen würde wissenschaftlich sauber vorzugehen. Tut er aber nicht „Nicht einmal das Übersetzerduo Blum kommt umhin festzustellen, dass Bruno – wie es pointiert schreibt – ein „rabiater Judenfresser“ war.“ Dieser Satz tut so als wäre dies dem Übersetzer unangenehm. Ist es das? Empfiehlt es sich wirklich zur Beurteilung eines „Antikatholiken“ die Übersetzung von jemand heranzuziehen der an der jesuitischen Loyola University Maryland in Baltimore tätig ist, und vorher an der Katholischen Péter-Pázmány-Universität in Budapest tätig war?

    Zum anderen, selbst wenn diese Übersetzung sinngemäß korrekt wäre. Er schreibt selbst es „trennt uns ein Abgrund von ihrem Denken“, das heißt natürlich auch, es trennt uns ein Abgrund von ihrer Sprache. Die drastische und überbordende Sprache dieser Zeit kann eben nicht mit unseren Maßstäben gemessen werden. Das eigentlich fortschrittliche an Brunos Denken ist dem Professor leider bei seiner „hate speech“ unbemerkt und wohl auch ungewollt doch durchgeschlüpft. Bruno ist eben nicht nur ein „Judenhasser“ er ist auch ein „Christenhasser“ und wohl auch ein „Muslimhasser“. Er ist dahingehend eben egalitär und das ist schon etwas anderes als Rassismus, es ist antireligiös, das mag der Professor nicht mögen, aber in der Geistesgeschichte war es ein Fortschritt.

    Das man nun Bruno zum Symbol der Demokratie macht, wer macht das? Das ist wohl ein Missverständnis oder aber eine Verleumdung. Bruno strebte keinen Pluralismus der Lüge an er suchte nach Wahrheit aber eben nicht im Glauben sondern im Denken. Wissenschaft aber ist im Kern keine Demokratie, sie ist eine Diktatur des besseren Arguments. Sie gestattet zwar demokratisch die Wortmeldung, aber im Ergebnis herrscht absolut die Logik.

    Und insofern ist es durchaus konsequent die Religion überall dort, und das ist fast überall, wo sie nicht das bessere Argument hat, eben nicht pluralistisch als gleichwertig zu betrachten. Auch für einen Erziehungswissenschaftler sollte klar sein das eine demokratische Abstimmung über das Ergebnis von 2+2 = x nicht sinnvoll ist.

  • MI
    Marvin I.

    Der Kommentar der GBS auf die erste Kolumne passt erstaunlich gut auch hier wieder:

     

    http://www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/plaedoyer-fuer-einen-rationalen-diskurs

     

    Sich zu wiederholen macht den Unsinn nicht wahrer, Herr Brumlik... traurig wenn man einen solchen Weg gehen muss weil einem zum Thema selbst nichts mehr neues einfällt. Lässt sie dies wirklich besser schlafen wenn wieder Kinder im Namen der Ideologie misshandelt werden? Darauf, wieso die Zwangsbeschneidung etwas positives darstellen soll, sind Sie wieder einmal nicht eingegangen, trotz großer Vorankündigung. Sehr enttäuschend und zugleich aussagekräftiger als alles was Sie in der Lage gewesen wären zu schreiben.

  • BS
    Bruder Spaghettus

    Da führt jemand selbst an, dass Giordano Bruno gemeinhin als Sinnbild für Demokratie und freies Denken gehandelt wird und leitet dann daraus ab, einer Stiftung, die sich diesen Namen gibt, ginge es weder um Toleranz noch Humanität?

    Ja, wie krude ist das denn? :)

    Es scheint ja fast, als ob er damit rechnet, jemand würde dieses Geschreibe tatsächlich ernst nehmen.

     

    Warum aber sollte man einen "Wissenschaftler" ernst nehmen, der nicht zur Kenntnis nimmt oder bewusst verschweigt, der evolutionäre Humanismus ist keineswegs eine "Erfindung" der Giordano Bruno Stiftung. Es hätte gereicht, einfach mal Tante Wiki zu fragen um zu erfahren: "Der Begriff des evolutionären Humanismus bezeichnet eine neuere, szientistisch geprägte Strömung innerhalb der humanistischen Weltanschauungen. Sie wird historisch zurückgeführt auf Julian Huxley, den ersten Generaldirektor der UNESCO"

     

    Schade, dass die taz solche wissenschaftlich verbrämten aber tatsächlich völlig unwissenschaftlichen Hasstiraden veröffentlicht. Das wirft kein gutes Licht auf deren journalistische Redlichkeit.

  • HE
    Heiner Endemann

    Wie so häufig: Fällt dem Diskutierer kein sachliches Argument mehr ein, diffamiert er den Sprecher der Gegenmeinung.

    Wenige Tage vor den Abstimmungen im Bundestag in Sachen "einfachgesetzliche Beschneidungsrechtfertigung für Minderheiten" sind alle Argumente ausgetauscht, und siehe da: Die besseren sind die für das Kindswohl.

    Dabei ist ebenso augenfällig, dass insbesondere die Giordano-Bruno-Stiftung sich durch umfangreiche Recherchen und Darstellungen hervor tut - und den Speichelleckern der religiösen Knabenverletzer jede Menge Gegenwind entgegen pustet, ein Gegenwind, in den man nicht mal eben so ein Fänchen halten kann.

    Was also bleibt, wenn die sachlichen Argumente (das ist die einhellige Meinung aller Mediziner und Juristen, die redlich mit sich und der Sache umgehen) nur gegen das geplante Gesetz sind? Man erschießt den Boten der schlechten Nachricht.

    Peinlich nur, wenn solches auf den Schützen zurück fällt. Peinlich, Herr Prof. Brumlik, sehr peinlich für einen ranghohen Teilnehmer am "Wissenschaftsbetrieb" Deutschlands.

  • L
    lou

    Eine Falschdarstellung wird nicht wahrer wenn man sie wiederholt...und ich verstehe immer noch nicht wo denn der Zusammenhang besteht zwischen dem historischen Giordano Bruno (der wirklich sehr beknackt war) und der Stiftung... ausser dass sie wirklich über einen neuen Namen nachdenken könnten. Aber der Stiftung vorzuwerfen sie stehe für eine neue "Austreibung" ist lächerlich und eine Beleidigung für Herrn Brumliks Intellekt. Aber das ist wieder mal typisch für gläubige Menschen - zumal die, die in der Öffentlichkeit stehen - : jede Kritik an Religion ist sofort extremistisch. Schade, aber es beweist, dass die Atheisten bei weitem toleranter sind als alle Gläubige.

  • F
    Frauke

    Dieser Artikel ist wirklich ein starkes Stück Wahrheit. Ich war an dem Runden Tisch Heimerziehung der Bundesregierung. Der Verein ehemaliger Heimkinder hat dort mit der Giordano Bruno Stiftung zusammen gearbeitet. Die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl, dass es nur darum ging unliebsame Kirchenmitglieder zu vernichten oder das Christentum zu denunzieren. Die Wurzel des Übels wurde nicht ausgerottet. Schon im Mittelalter wurde die römisch-katholische Kirche durch organisierte Bruderschaften unterwandert, die sich äußerlich immer als Hilfsorganisationen getarnt haben. Vielen Dank für die Aufklärung!

  • N
    nwt

    Mag man der Giordano Bruno-Stiftung vorwerfen, was man will:

     

    Einen organisierten Verfassungsbruch hat die Stiftung dafür noch nie mitgetragen, und auch etwa im Gegensatz zur taz im Rahmen des Zwangsbeschneidungsgesetzes nie beschönigt.

  • SZ
    Sascha Zirnstein

    Wie kommt es, dass der Kampagne "Brumliks Kreuzzug gegen die gbs" soviel, einer Gegendarstellung seitens der gbs jedoch keinSpielraum gegeben wird.

    Was treibt die taz um?

  • TB
    Thomas B.

    Vielleicht hätte Herr Brumlik sich einmal die Mühe machen können, zu recherchieren, warum die Stiftung sich eigenen Angaben nach auf Bruno beruft. Dann müsste er nicht so wild spekulieren. Auf ihrer Internetseite lobt die GBS Brunos nicht-dualistische Methodik und sein kosmologisches Modell, kritisiert jedoch seinen Mystizismus.

     

    Bruno war wohl ein Judenhasser, aber auch nicht mehr als ein Christenhasser. Er war ein radikaler Religionskritiker. Ihn einen Antisemiten zu nennen und ihm "mittelalterliches Denken" vorzuwerfen ist heuchlerisch, ahistorisch und eindimensional. Insbesondere wenn es von jemandem kommt, der die EKD hofiert - eine Organisation, die Martin Luther trotz seines brennenden Judenhasses auf allen Ebenen praktisch blind verehrt. Während sich führende Nazis immer wieder auf Luther beriefen, ist mir nicht bekannt, dass Bruno im Dritten Reich populär gewesen wäre.

  • Z
    zoja

    Höchst interessanter Artikel, was Giordano Bruno und dessen Ansichten betrifft (ich kannte vorher nicht viel mehr als den Namen und die Vorliebe mancher Zeitgenossen, ihn als leuchtendes Vorbild für was-weiß-ich darzustellen).

    Auch teile ich angesichts der Bruno'schen Vernageltheit und Menschenverachtung die Ansicht, dass eine sich der Aufklärung verpflichtende Stiftung sich mal besser nach wem anders benennen sollte.

    Inwiefern nun aber die (Plakat-)Kampagne der Stiftung im Geiste Giordano Brunos sein soll, will sich mir einfach nicht erschließen. Wenn die Kampagne irgendwas sagen würde von "Juden sind böse, weil sie Jungs beschneiden" oder "Muslime gehen ja grad GAR nicht, weil sie Kinder verletzen", also DANN würde ich das schon eher verstehen. Und auch die Kampagne missbilligen, um das Mindeste zu sagen.

    Okay, man hätte vorsichtiger formulieren können statt die Tatsachenbehauptung "ist Unrecht" aufzustellen. Wiewohl sie ja tatsächlich das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit verletzt, und in diesem Sinne eben nur dann nicht Unrecht ist, wenn es ein anderes Recht gibt, das höher einzustufen ist - womit, da nur das Recht auf Leben das Recht auf körperliche Unversehrtheit sticht, ALLE Religionen wohl an die Grenzen dessen stoßen würden, was sich unabhängig von Religion begründen ließe (ewiges Leben in Gefahr usw.). Insofern ist die Tatsachenbehauptung zwar übertrieben, aber nicht absurd, und schon gar nicht allein Bruno'sche Unaufgeklärtheit, Intoleranz, Menschenfeindlichkeit und dergleichen zu erklären.

    Da machen Sie, Herr Brumlik, es sich nach meinem momentanen Verständnis ein bisschen arg einfach. Was wiederum - und ebenfalls nach meinem momentanen Verständnis - Ihre Position insgesamt diskreditiert. Nach dem Motto: Also, wenn er schon keine Argumente liefern kann, und stattdessen mit Übertragung und Empörung arbeiten muss...

  • U
    Uli

    Herzlichen Dank für diesen informativen Kommentar, sowohl über Giordano Bruno selbst, als auch über seine modernen Epigonen vom evolutionären Humanismus!

    Den Verdacht hatte ich schon länger, dass hier im Zeichen teilweise berechtigter Religionskritik auch wieder ein Fundamentalismus sein Unwesen treibt, der sich mit dem Mäntelchen von Wissenschaftlichkeit und Humanität zu tarnen sucht.

    Atheismus ist eben auch ein Glaube.

  • U
    Uncas

    Was man bei allem ja jetzt nicht wirklich weiss, nach dem ganzen Brimborium: Was ist denn ihre persönliche Meinung zur Beschneidung, Herr Brumlik? Die würde ja auch interessieren, zuallererst, weil letztlich ist das alles schön, mit dem Überbau, auch da mal zu einer der "Kultfiguren" der 68er, dem Giordano Bruno was zu erfahren, der so irgendwie für freies Denken stand und dessen Ableben auf dem Scheiterhaufen ihm ja irgendwie gut zu Gesicht stand, Scheisse, wieder einer weniger und wikipedia hat wieder versagt, wenn wir den Brumlik nicht hätten, um irgendwie dann doch vom Thema abzulenken, dann wären wir arm dran. Also wie isses? Beschneidung im zarten Knabenalter, ja oder nein?

     

    Ich hab ja gesagt, dass ich's besser finde, dass man das den Menschen als Entscheidung überlässt, in denen sie selbst auch so über Giordano Bruno nachsinnen können, find ich ehrlicher, wobei ich alles Verständnis für hab, dass Traditionen, Zugehörigkeitsgefühle, Heimat, usw. nicht so ganz einfache Themen sind und das ein ganz schwieriger Balanceakt ist. Am Sinnvollsten wär's, und Vertreter einer solchen Überzeugung gibt's ja auch innerhalb der jüdischen wie der muslimischen Glaubensgemeinschaften, dass das von innen heraus zur Überzeugung wird, dass so 'ne Zwangseingemeindung eigentlich ziemlich vorsintflutlich ist, vorsintflutlicher als alles, was sie da zu Giordano Bruno beisteuern.

  • A
    aujau

    Der Kommentar ruft mir eine Aussage von Günter Amendt in Erinnerung. Zitat: " Bei der Pädophiliediskussion sind viele Interessen im Spiel. Aber kaum die der Kinder."

    Es ist für die Interessen der Kinder also nicht sehr zuträglich, diesen Giordano Bruno als Namensgeber für eine Kinderrechtskampagne zu verwenden.

    Die Kritik an der Gewalttradition Beschneidung halte ich aber weiterhin ebenso berechtigt wie die Kritik an anderen Gewalttraditionen.

  • CK
    Cahit Kaya

    Wie so oft (h)ätzt die TAZ gegen Säkulare und Atheisten. Und erfindet sich wie immer Vorwände dafür.

  • F
    Falmine

    Micha Brumliks Darstellung des Namensgebers der Giordano-Bruno-Stiftung ist sicher hilfreich für die, die sich für die Stiftung überhaupt interessieren. Nach wie vor jedoch erhöhen Brumliks Ausführungen nicht das Verständnis für das archaische jüdische und muslimische Ritual der Beschneidung männlicher Kleinkinder.

    Im Gegenteil hat die Debatte und die fundamentale Haltung der Juden, Muslime und vieler Christen meine Distanz zu meiner Kirche und anderen religiösen Institutionen überhaupt enorm vergrößert. Wer das Menschenrecht auf körperliche Unversehrheit unschuldiger Kleinkinder nicht verteidigt, den werde ich zukünftig auch nicht mehr verteidigen.

  • FN
    Frank Naumann

    Wenn Giordano Bruno ein Antisemit sein soll, was ist mit Martin Lutter? Bei letzterem dürfte die Faktenlage weit eindeutiger sein. Urteilt Herr Brumlik in ähnlicher weise über die Evangelische Kirche in Deutschland? Nein. Wer Kritik an der jüdischen Religion unter Antisemitismus subsumiert, will im Grunde jegliche Religionskritik diskreditieren. Bezeichnend finde ich, dass schon beim ersten Artikel keine Gegenposition zugelassen wurde.

  • I
    isolde

    Danke für die Erläuterungen.

    Toll wäre auch, wenn die vielen Kommentatoren, die entweder nicht geschnallt hatten, daß sich Ihr Artikel mit B. und nicht der Beschneidung beschäftigte und jene, die nicht wußten, wer B. offensichtlich wirklich gewesen ist, zur Abwechslung 'mal öffentlich Asche auf ihr Haupt streuten.

    Mich hat der erste Beitrag jedenfalls dazu gebracht, mein Wissen über B. zu vertiefen , mit demselben Ergebnis wie hier dargestellt.

    Und, obwohl Atheistin, sind mir die Mitglieder dieses Clubs zutiefst widerwärtig, wegen ihres Unwissens, wahlweise Wissens.

  • B
    Barbarossa

    Wofür steht Giordano Brunos Name?

     

    Die Frage scheint mir klein

    Für einen, der das Wort so sehr verachtet,

    Der, weit entfernt von allem Schein,

    Nur in der Wesen Tiefe trachtet.

  • JN
    Jörg Noll

    Diese Argumentation ist nun wirklich abenteuerlich. Ich vermute das der Herr Brumlik sehr gut informiert ist über die historische Einordnung von Giordano Bruno. Nur stellt sich mir die Frage, wie man aus einer kritikwürdigen Namensgebung mit einem lapidaren "das kann doch kein Zufall sein" auf die Ziele der Stifung schließen kann. Diese werden dem Leser im letzten Absatz ohne jeden Beleg untergeschoben.

    Auf diese Weise wird wie schon im vorangegangenen Artikel auf dem Wege der freien Assoziation von negativen Eigenschaften eine Kampagne zur körperlichen Selbstbestimmung von Jungs diskreditiert. Es ist kein Wort zu der Sache gefallen, die im Bild des Artikels angekündigt wird.

    Billig.

  • T
    thecriticalone

    "Der von der nach ihm benannten Stiftung vertretene „Evolutionäre Humanismus“ erweist sich am Ende als oberflächliche, naturwissenschaftlich aufgeputzte Schwundstufe einer selbst noch nicht säkularisierten Weltanschauung, die in ihrem Dogmatismus dem religiösen Fundamentalismus der Gegenwart in nichts nachsteht, sondern sein geistiger Bruder ist."

     

    Wenn selbst von einem Professor für Erziehungswissenschaften solche Sätze zu lesen sind, ist das mehr als traurig.

     

    "...sondern um eine weitere „Austreibung“: hier der Religionen aus dem öffentlichen Raum und Diskurs."

     

    Korrekt! Darum gehts. Dabei sollte man aber zwischen den Begriffen Religion und Glaube differenzieren. Letztlich ist Glaube eine persönliche Sache. Religion hingegen ist eine widerliche Institutionalisierung von Glauben und ein symbolschwangeres Spiel mit (natürlichen) menschlichen Ängsten. Und für so etwas sollte in einer aufgeklärten Gesellschaft kein Millimeter Platz geboten werden.

     

    Letzlich geht es auch um die Frage: Brauchen Menschen Religion, um gute Menschen zu sein? Und jeder, der halbwegs bei Verstand ist, findet relativ schnell eine Antwort und kann getrost auf ein "respektvolles, aufgeschlossenes und lernbereites Gespräch unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen" verzichten.

     

    Und: Mag sein, dass der Name der Stiftung ggf. unglücklich gewählt ist. Aber eine Stiftung deren Existenz nur logisch und richtig ist eine ganzes Stück weit aufgrund ihres Namensgebers zu be(ver)urteilen ist ebenfalls plumper Dogmatismus.

     

    Und das von einem Pädagogik-Professor: Ich bin enttäuscht

  • S
    SomaRiot

    Schade, dass der Kommentar an der Stelle, wo es interessant wird, ganz oberflächlich wird. Auf den "Evolutionären Humanismus" der GBS drischt Herr Brumlik einfach nur ein. Es wird nicht ansatzweise deutlich, wie er zu seinem vernichtenden Ergebnis kommt.

     

    Allerdings stellt sich schon die Frage, warum sich die GBS nach Giordano Bruno benannt hat. Wäre nicht nötig gewesesn.

  • A
    Andreas

    Seit 2008 befinden wir uns in der "Luther-Dekade", ein ganzes Jahrzehnt um das Lebenswerk, speziell den Thesenanschlag, Martin Luthers zu ehren.

    Nun war Luther ebenfalls einer der rabiatesten Judenhasser der jeh gelebt hat, sein Werk "Von den Juden und ihren Lügen" trieft geradezu vor Hass und lässt den Antisemitismus Brunos geradezu lächerlich erscheinen im Vergleich.

    Wir ehren ihn trotzdem. Er mag mit der rabiateste Judenhasser sein der jeh gelebt hatte, das macht seinen Thesenanschlag nicht weniger wichtig und bedeutungsvoll.

     

    Wo finde ich Professor Brumliks Kritik an der evangelischen Kirche und der deutschen Regierung für diese Verehrung des notorischen Judenhassers Luther ? Ach, die gibt es nicht ? Kann es sein das Professor Brumlik nur nach einer billigen Ausrede gesucht hat Atheisten und Humanisten zu verteufeln ? Es sieht jedenfalls so aus.

     

    Wer wissen will wieso der Name Giordano Brunos gewählt wurde, findet die Gründe auf der Webseite der Stiftung (Herr Professor Brumlik war sich offenbar zu fein dort nachzuschauen).

     

    Die Behauptung das der evolutionäre Humanismus militant und intolerant sei, und dem religiösen Fundamentalismus in nichts nachstehen würde, ist an Schäbigkeit kaum zu überbieten. Wir entführen keine Flugzeuge und wir sprengen keine Kliniken die Abtreibungen anbieten in die Luft. Das "militanteste" was sie von einem evolutionären Humanisten jemals sehen werden ist Kritik Herr Brumlik.

     

    Noch ein Tipp zum Abschluss: schlagen sie mal den Unterschied zwischen "Toleranz" und "Respekt" nach - Respekt muss man sich verdiehnen, Toleranz nicht.

  • A
    art-agiter

    Beschneidung von Minderjährigen ist eben doch STRAFBAR

    und wird es auch bleiben-der Beitrag ist so scheinheilig,das einem das K... kommt

  • K
    kiddylein

    Der Name steht genau für das, was von jenen, die sich darauf beziehen, vertreten wird:

    Totalitäres, fundamentalistisches Denken, das alles abwertet, was sich nicht mit den eigenen Einstellungen und Sichtweisen in Übereinstimmung bringen lässt.

    Allerdings befindet sich die Giordano-Bruno-Stiftung in guter Gesellschaft mit nahezu jeder anderen Ideologie. Es ist nun einmal das herausragende Merkmal von Ideologien, dass neben ihnen kein weiteres Kräutlein wachsen kann und also ausgerissen werden muss.

  • BE
    Björn Eriksson

    Chapeau! Es gibt tatsächlich noch Geistesgrößen in Deutschland! Selten eine so scharfsinnige, analytische und fundierte Betrachtung gelesen. Möge der Zufallsprozess aus Versuch und Irrtum, bzw. wer oder was auch immer zurzeit angesagt ist, die Menschen vor diesen atheistischen Guttemplern bzw. Evangelikalen bewahren; die monotheistischen waren schon schlimm genug.

    Aber bitte bringen Sie doch diese Eiferer nicht auf die abstruse Idee, dass sie sich vielleicht mit dem Namen Lessings tarnen könnten! Giordano Bruno ist doch als Namenspatron höchst trefflich für diese Weisen, wie Ihre Recherche belegt.

  • L
    libertador

    Es ist albern eine Institution an ihrem Namensgeber zu messen. Man sollte die christliche Religion nicht an Jesus messen und genaussowenig die GB-Stiftung an Giordano Bruno. Ihre Behauptung, dass diese Stiftung einen oberflächlichen, fundamentalistischen antireligiösen Kurs fährt sollte extra begrünet werden. Diese Behauptung wird nur kurz hingestellt, ist aber natürlich unabhängig davon, ob Giordano Bruno entsprechend war.

     

    PS: Die Stiftung wird sich kaum so genannt haben, um ihre eigene mit Giordano Bruno identische Oberflächlichkeit zu zeigen.

  • U
    Uncas

    Na ja, auch mit Kant und Rousseau lassen sich die hervorragensten Willkürsysteme und der teuflischste Machtmissbrauch philosophisch untermauern... Pol Pot war begeistert von Rousseau genau so wie Hentig... am Ende bleibt die Frage, muss man Menschen religiös zwangseingemeinden? Mir isses da lieber, dass sich ein Jude, wie ein Christ, wie ein Moslem selbst in nem vernünftigen Alter "bekennt". Wenn er sich dann beschneiden lassen will, als zu. Die entscheidende Frage als Erziehungswissenschaftler zu umgehen, na ja, isses dann auch mit der Erziehung zur Mündigkeit nicht so weit. Wie sehen Sie Hentig heute, wär ja metaerziehungswissenschaftlich und im Zusammenhang auch 'ne spannende Frage...

  • TZ
    Tutnich Zursache

    Danke für diesen Artikel, der einmal mehr verdeutlicht, dass der achso menschenfreundliche und moderne Atheismus genauso seine fundamentalistischen Strömungen hat wie die immer gescholtenen und angeblich mittelalterlichen Religionen.

     

    Danke

  • N
    nwt

    Irgendwie bezeichnend, dass die taz der Geschichte Giordano Brunos zwei längliche Artikel widmet, die historischen Ursprünge der Beschneidung (im Judentum wie anderswo) ihr dagegen solcher unwürdig bzw. einfach egal sind.

     

    Übrigens: Von den 11 bisher zur Anhörung des Rechtsausschusses am 26. November geladenen “Sachverständigen” sind 9 erklärte Beschneidungsbefürworter. Dagegen wird der MOGiS, eine Gruppe betroffener, zum wiederholten Mal nun eine Teilnahme verweigert, diesmal aus “Platzgründen”. ( http://bit.ly/TRdWIr )

     

    Auch könnte man einmal nachfragen, warum es im ursprünglichen Gesetzentwurf noch “ärztlichen Kunst durchgeführt wird” hieß, dies “wird” aber irgendwann bald zu “werden soll” aufgeweicht wurde.

  • R
    Rainer

    Nochmal Herr Brumlik,

     

    es ist wirklich sehr perfide, wie sie versuchen zwischen den berechtigten Anliegen der Beschneidungsgegnern und dem Antisemitismus eine Verbindung herzustellen?

     

    Absolut lächerlich und vor allem: wem soll das nützen?

  • V
    Vulgäratheisten

    Irgendwann bin ich auch einmal über die Giordano-Bruno-Stiftung gestolpert und habe mich mit Naserümpfen von diesem Vulgäratheismus abgewandt. Atheistischer Fundamentalismus wird dort als Wissenschaftlichkeit gepriesen. Schaut man genauer hin stellt man fest, dass dahinte rein völlig vorwissenschaftliches, wenn nicht unwissenschaftliches Konzept von Wissenschaft steckt. Nur als Beispiel: die Haus- und Hofhistoriker der Stiftung (Deschner, Bergmeier) sind eher Andachtsliteratur für Kirchen- und Religionsfeinde als dass sie irgendetwas mit historischer Kritik gemein hätten. Dass beide von der Historikerzunft nicht ernst genommen werden, wird von den "Gläubigen" natürlich als Verschwörungstheorie abgetan. Das ist purer Fundamentalismus! Ähnlich das Toleranzverständnis: Was bitte hat es mit Toleranz zu tun, wenn religiöse Menschen wahlweise als krank, dumm oder doof (Schmidt-Salomon) diffamiert werden? Unter Humanismus verstehe ich anderes: Gegenseitigen Respekt. Das freilich braucht weder religiöse noch atheistische Überhöhung, sondern einfach menschlichen Anstand!

  • NU
    Na Und????

    Deswegen finde ich Kindsverstuemmler und Folterfleisch-Fresser immer noch nicht besser.

  • MK
    Markos Kramer

    Zumindest die Zehn Angebote des Evolutionären Humanismus machen in keiner Weise den Anschein, dass es sich beim Evolutionären Humanismus um eine "militanten und intoleranten Atheismus" handelt. Auch hat dieser Artikel in keiner Weise bemüht, diese beleidigende Beschreibung zu rechtfertigen.

  • AW
    Andreas Wolf

    Herr Brumlik ist ein frommer, hochgebildeter Mann. Ein Mann der Kultur, in die er tief verstrickt ist. Er definiert sich über sein Wissen, seine Kultur und seine Überzeugungen. Und er benutzt sie als Waffen. Er grenzt sich damit ab. Er bekämpft, er polemisiert, er geifert.... er verdient nicht mehr als ein Achselzucken.

  • Z
    Zagreus

    Maj - die Giordano Bruno Stiftung leitet ihren namen selbstverständlich nicht wegen dem Judenhauss eines mittelalterlichen Mönches her, sondern wegen anderen Gründen von diesem Mann.

     

    Was mich verwundert aber ist:

    zum einen sprechen sie dem 'evolutionären Atheismus' als eine ideologie an - mag sein, dass er züge einer ideologie hat, wobei man aber zugestehen sollte, dass viele Aussagen, auf die er sich stützt, sehr wohl modernen wissenschfatlichen Erkenntnissen geschuldet sind. Wie steht es denn bei christentum (judentum, Islam)? Sind denn dort die aussagen von gott, engeln auf wissenshcftlicher basis oder sidn diese noch viel schlimmerer aberglaube? Und wie steht es mit den Figuren und den geschichten in den jeweiligen heiligen texten, die ja immerhin von diesen Ideologien verehrt werden - finden wir denn da viel weniger Hass, Genozide, Morde usw...? Nein - dezitiert nicht - sollen wir also jetzt ihr 'rezept' anwenden, herr Brummlich, und die religionen auf eben allein diese Aspekte reduzieren, wie sie es bei Giodano Bruno tun? Und uns fragen, wie heutzutage Menschen sich auf diese Mörderbanden, wie zum beispiel im Alten Testament berichtet wird, sich noch guten Gewissens beziehen können?

    Wohl kaum - und damit kann man auch ihre ganze Argumentation wegkippen. Denn es ist nunmal ein Unterschied ob eine gruppe von menschen sich auf eine mythisch verklärte 'idealfigur' bzgl. bestimmter aspekte bezieht, oder ob man schaut, wie denn die diesem Mythos zugrundeliegende historische Figur wirklich (nach quellenlage) war und was sich so alles negatives über sie finden lässt.

    Lieber herr Brumlik, sie sind doch Erziehungswissenschaftler - warum reden sie nicht einfach von dem, von dem sie etwas verstehen, und versuchen nicht auf ihnen fremden feldern herumzupfuschen?

  • B
    Beckenbauerin

    ein "erziehungswissenschaftler" vehauptet hier verkürzt:

     

    "weil giordano bruno antisemit war ist die giordano bruno stiftung antisemitisch. und deswegen sind beschneidungsgegner antisemiten."

     

    äh - wie hat es der mann zu einer professur gebracht? kausalitäten beschreiben ist schon mal nicht seine stärke.

     

    erschreckend ist auch, dass sich ein pädagoge (sic!) dafür stark macht, kleinen kindern am schnidel rumzufummeln und rumzuschnippeln.

  • RG
    Roland Giersig

    So what? Die Stiftung könnte auch Adolf-Hitler-Stiftung heißen. Das würde nichts an ihrem Leitbild ändern, das sich hier findet: http://www.giordano-bruno-stiftung.de/evolutionaerer-humanismus

     

    Hier findet sich klar Julian Huxley als Vorbild für die von der Stiftung vertretenen Werte und nicht Giordano Bruno.

     

    Der Name Giordano Bruno mag unglücklich gewählt sein, darauf zu bestehen, dass sich aus dem Namen ein antisemitisches Denken und Handeln der Stiftung ergibt ist ein unzulässiges Pars-pro-toto-Argument und somit eine unethische Manipulation des Lesers.

  • D
    Deffi

    Der generelle Rundumschlag - bestes Beispiel zur Anwendung der Kniffe in der erisitschen Dialektik; hier: auf die (berechtigten) Argumente des Kontrahenten in keinem Fall eingeben, weil man selber keine hat. Den Kontrahenten in den Schmutz ziehen - irgendetwas wird schon haften bleiben. Besonders perfide in der Diskussion - dem eigentlichen Feld der erist. Dialektik - der Zeitungsartikel: Hier kann die Entgegnung einfach so in der Raum gestellt werden - ohne Möglichkeit der Erwiederung. Erbämlich

  • H
    hassan

    bargh und dennoch ist er für seine überzeugung (und tatsächlich die wahrheit wie sich heraustellte) gestorben. ob dies etwas mit der stiftungstaufe zu tun hat? ist halt ein pädagoge im elfenbeinturm

  • D
    D.J.

    "ein intriganter Feind des Protestantismus war – eine Konstellation, wie sie auch für den späteren Antisemitismus typisch ist."

     

    Verehrter Herr Brumlik, ist Ihnen der Adolf Stoecker ein Begriff, protestantischer Hofprediger und einer der Hauptbegründer des modernen Antisemitismus?

  • E
    ElWiegaldo

    Da gehört schon was dazu Körperverletzung an Säuglingen als "Reichtümer und Schätze" einer Religion zu verklausulieren.

  • H
    horst2

    Man kann es also drehen und wenden wie man will: Im besten Fall sind uns Gestalt und Name des "Hier bitte einen beliebigen Propheten des alten Testaments oder auch den Namen Jahwe einsetzen" so fern und unverständlich, dass es uns kaum noch gelingt, den Zeitabstand zu ihm zu überwinden, im schlechtesten Fall erscheint er als Vorläufer der negativsten geistigen Tendenzen des 20. Jahrhunderts.

  • H
    horst

    er war pantheist mit hang zum atheismus, da ist es klar, dass er AUCH das judentum ablehnt.

     

    jeder christ ist nach dieser lesart wohl auch judenhasser weil er das judentum ablehnt, oder?

     

    welche kolumnisten erscheinen hier noch bald? der papst? dann kommt ihr aber nicht mehr in meine startleiste, liebe taz.