piwik no script img

Anti-Nazi-Demo in DresdenDie rechte Kapitulation

Die Nazis wollten sich in Dresden inszenieren. Doch couragierte Menschen machten ihnen einen Strich durch die Rechnung – die Neonazis schmollen jetzt.

1:0 gegen Neonazis: Über 10.000 Straßenblockierer und ebenso viele Bürger mit einer Menschenkette. Bild: dpa

DRESDEN taz | Am Ende bricht sich der Frust Bahn. "Wir wollen marschieren, wir wollen marschieren", hallt es über den Vorplatz des Bahnhofs Neustadt. Skandiert von rund 5.000, fast durchweg schwarz gekleideten Neonazis, eingekesselt hintern Gittern und Polizei. "Die Straße frei der deutschen Jugend." Gruppen junger Kameradschaftler drängen gegen die Absperrgitter. Plötzlich fliegen Böller, Plastikflaschen und Eisbrocken auf Polizisten.

Es sind die eigenen Neonazi-Ordner, die ihre Kameraden zurückdrängen. Auf der Bühne aber wird weitergepeitscht. "Es ist faschistisch, was uns dieser Staat und seine Polizeiarmee heute bieten", krakeelt ein Redner von einem mit Deutschlandfahnen behängten Lkw-Anhänger. "Das werden wir nicht vergessen und wir werden wiederkommen."

Nüchtern lässt die Polizei ihren Lautsprecher dagegenschallen: "Aufgrund der Sicherheitslage können wir Ihren Aufzug weiterhin nicht durchführen. Bitte verbleiben Sie auf dem Platz." Eine halbe Stunde später, um 17 Uhr - länger wurde ihnen ihr Aufzug im Vorfeld nicht genehmigt -, ziehen die Rechtsextremen wieder zurück in den Bahnhof Neustadt und nach Hause. Ohne marschiert zu sein.

Randale von Neonazis

Auf der Rückreise von Dresden haben Rechtsextremisten am Samstagabend in Pirna und im thüringischen Gera randaliert. In Gera stiegen 183 Neonazis aus fünf Bussen aus, überrannten die anwesenden Polizisten und skandierten rechte Parolen. Ein Beamter wurde leicht verletzt.

Alle 183 Personen aus Thüringen und Hessen wurden zur Feststellung der Personalien vorläufig festgenommen. Gegen sie wurde Anzeige wegen Landfriedensbruchs erstattet. Anschließend konnten sie ihre Fahrt von der Polizei begleitet fortsetzen.

In Pirna bei Dresden formierten sich laut Polizeiangaben am frühen Abend etwa 400 Neonazis zu einer spontanen Kundgebung. An einem SPD-Bürgerbüro wurden von den Rechtsextremisten Scheiben eingeworfen, zudem gab es weitere Sachbeschädigungen. Menschen wurden aber nicht verletzt, wie ein Polizeisprecher mitteilte. (apn)

Es ist eine doppelte Niederlage, die die Neonazis an diesem Samstag in Dresden kassieren. Seit zwölf Jahren trommelt die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) am Gedenktag der Bombardierung Dresdens die rechtsextreme Szene zu einem "Trauermarsch" in der Stadt zusammen.

Doch an diesem Samstag verhindern über 10.000 Straßenblockierer den Aufzug der Geschichtsverdreher. Und in der Dresdner Altstadt schaffen es ebenso viele Bürger mit einer Menschenkette, die Neonazis zahlenmäßig weit zu übertrumpfen. Aus dem einstigen rechtsextremen Dresden-Großaufmarsch wird an diesem Tag eine deftige Niederlage.

Bereits um neun Uhr morgens tauchen die ersten linken Gegenprotestler in der Dresdner Neustadt auf. Wenig später befinden sich Sitzblockaden in allen Straßen um den Bahnhof. Abgeordnete der Linkspartei aus Sachsen, Thüringen und Hessen melden auf der Hansastraße hinter dem Bahnhof spontan eine öffentliche Fraktionssitzung an. "Jetzt diskutieren wir erst mal die Geschäftsordnung", schmunzelt Hessens Linke-Fraktionschef Willi von Ooyen. "Das kann dauern."

Noch bevor der Neonazi-Tross eintrifft, winkt ein bayrischer Polizei-Einsatzleiter ab: "Wenn das hier friedlich bleibt, können wir die nicht mehr alle räumen. Dann kommen die Rechtsextremen nicht weg." Es bleibt friedlich.

Familien, Rentner, Autonome applaudieren Liedermacher Konstantin Wecker, als der singt: "Es geht ums tun, nicht ums siegen." "Ich glaube, heute können wir ein wirksames Zeichen setzen", hoffen ein 69-jähriger Dresdner und seine Frau.

Auf der anderen Seite der Elbe steht Dresdens CDU-Oberbürgermeisterin Helma Orosz am Mittag vor ihrem Rathaus und zeigt sich baff. "Sie sehen mich überwältigt über diese Resonanz." Vor Orosz stehen über 15.000 Dresdner auf dem Rathausplatz. Fast jeder trägt eine weiße Rose am Revers, das verabredete Gedenkzeichen an diesem Tag. Links spielt der Posaunenchor. "Dieser Tag wird für immer ein Gedenken bleiben, an den schrecklichsten Tag Dresdens", sagt Orosz. "Aber auch daran, wer diesen verdammten Krieg losgetreten hat." Als sich die Dresdner nach Orosz Rede zu einer Menschenkette formieren, schlängelt sich diese einmal komplett um die Altstadt, vorbei an Synagoge und Frauenkirche, in doppelten Reihen am Elbufer entlang. Auf dem Altmarkt steht Orosz Hand in Hand mit Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU), vier Politiker weiter Linke-Vorstand Petra Pau. Noch vor einem Jahr hatte sich die CDU gesträubt, mit der Linkspartei an dem Gedenktag zusammenzuwirken. Heute spricht Orosz von einer "gemeinsamen Festung Dresden gegen Intoleranz und Dummheit".

Grüppchenweise trudeln Rechtsextreme aus den Zügen am Bahnhof Neustadt. Die NPD und ihre Bundes- und Landesspitzen sind da. Auch DVU-Chef Mathias Faust. Kameradschaftler, autonome Nationalisten. Eine schwedische Neonazi-Delegation entrollt ihre Fahnen.

Aus Lautsprechern tönen keltische Filmmusik und Wagner-Sinfonien. Dazwischen beklagt der Bundeschef der Jungnationalen "die deutschen Opfer des alliierten Bombenterrors", fordert ein "anderes Deutschland ohne undeutsche Deutsche". Gleich neben dem Bahnhofseingang, gegenüber einer Stele zur Erinnerung an die Deportation von 130.000 Dresdner Juden im Zweiten Weltkrieg, bauen die Neonazis ihren Bratwurststand auf. Dann heißt es für sie warten.

Beinah ohne Polizeibegleitung marschieren plötzlich über 1.000 Neonazis von ihren Bussen aus dem Norden der Stadt zum Bahnhof. Als sie auf eine Gruppe Blockierer treffen, kommt es zu einer kurzen Schlägerei. Ein paar Straßen weiter zünden Autonome Müllcontainer an, werfen einen Kleinwagen um. Bereits am Vormittag hatten rund 100 Protestler kurzzeitig die Gleise zum Bahnhof Neustadt besetzt.

Als "teils unübersichtlich" wird Polizeipräsident Dieter Hanitsch den Einsatz seiner 5.693 eingesetzten Beamten später bezeichnen. "Das hat uns viel Kraft gekostet." 27 Verletzte und 29 Festnahmen zählt die Polizei am Tagesende. Als die Rechtsextremen in den Zügen verschwinden, macht ein junges Neonazi-Pärchen noch ein Erinnerungsfoto vor dem Bahnhofs-Drogeriemarkt. Daneben schreien Kameradschaftler: "Nationaler Sozialismus, jetzt, jetzt, jetzt". Keine Vorkommnisse beim Abzug der Rechtsextremen, meldet die Polizei.

Auf dem Albertplatz herrscht ausgelassene Stimmung. Die Sambaband spielt noch. "Würde man nicht denken, dass wir gerade acht Stunden bei der Kälte auf einem Fleck gesessen haben", strahlt Hans Coppi, Historiker und Landeschef des Berliner Bundes der Antifaschisten. "Wo die Politik in den vergangenen Jahren versagt hat, ist die Zivilgesellschaft heute eingesprungen."

Bereits seit Monaten hatte das Bündnis Dresden Nazifrei zu "gewaltfreien, aber entschlossenen" Sitzblockaden in die sächsische Landeshauptstadt mobilisiert. Über 120 Busse erreichten am Samstag schließlich die Stadt, allein aus Berlin kamen 36. Den letzten Mobilisierungsschub gab die Dresdner Staatsanwaltschaft: Wegen des "Aufrufs zu Straftaten" ordnete sie Beschlagnahmungen und Durchsuchungen gegen das Bündnis an. "Das gab uns noch mal einen ,Jetzt erst Recht'-Auftrieb", bekennt ein Sprecher.

Lena Roth von Dresden Nazifrei wertet die Proteste als "großen Erfolg". Es sei die Vielfalt und Entschlossenheit der Blockaden gewesen, die den Neonazi-Aufmarsch verhindert hätten. Auch der Berliner Grüne Christian Ströbele lobt die Blockaden: Nur so sei es gelungen, erstmalig die Neonazis zu stoppen.

Den Rechtsextremen bleibt dagegen eine Niederlage, die nachwirken wird. Nach Wunsiedel und Halbe droht die Szene nun auch ihren letzten Großaufmarsch zu verlieren. Längst stehen rechtsextremen Massenveranstaltungen nicht mehr nur symbolische Aktionen, sondern aktives Verhindern entgegen. Bereits 2008 hatten in Köln breite Protest- und Blockadeaktionen einen großspurig angekündigten rechtsextremen "Anti-Islam-Gipfel" verhindert.

Entsprechend gefrustet zeigte sich die Szene nach dem verhinderten Dresden-Aufmarsch. Gegen die "Schikanen" gegen den Aufzug werde man juristisch vorgehen, kündigt JLO-Chef Kai Pfürstinger am Sonntag der taz an. Zwar werde Dresden als Aufmarschort nicht in Frage gestellt. "Es wird nächstes Jahr aber ein geändertes Vorgehen geben", so Pfürstinger. Noch bis 2015 hat die JLO ihre "Trauermärsche" in Dresden angemeldet. Auch Sachsens NPD-Chef Holger Apfel kündigte "künftig neue Formen des Vorgehens" an. Und echauffierte sich dann über das Polizeivorgehen und "das Gegeifer der CDU-Bürgermeisterin".

Am Samstagabend sind es schließlich hunderte Dresdner, vor allem Ältere, die sich mit weißen Kerzen vor der Frauenkirche versammeln. Der Kammerchor singt, es ist dunkel und ruhig geworden. Nur in der Ferne brummt ein Polizeihelikopter. Für viele Dresdner beginnt erst jetzt ihr eigentliches Gedenken an die Opfer der Bombardierung ihrer Stadt vor 65 Jahren am Ende des Zweiten Weltkrieges, bei der bis zu 25.000 Einwohner starben. "Dresden hat heute ein starkes Zeichen gegen Intoleranz gesetzt", sagt Bürgermeisterin Orosz.

Sie meint die Bürger aus der Menschenkette. Den Aufmarsch tausender Neonazis haben aber andere verhindert. Die Straßenblockierer, drüben auf der anderen Elbseite. Erstmalig nach zwölf Jahren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

41 Kommentare

 / 
  • N
    Nordlicht

    Rechte Kapitulation? haha

     

    Erzwungene Abreise würde ich sagen, aber jetzt erst recht!!

     

    Bis zum nächsten Jahr!

  • F
    Feyngeiss

    Die Wortwahl des Artikels ist höchst fragwürdig. Da sprechen oder schreien die Nazis nicht, sondern "krakeelen", "nüchtern" hält die Polizei dagegen, bis dann schlussendlich beruhigend "in der Ferne ein Polizeihelikopter brummt." Das haben wir doch schon 1968 in der Bildzeitung gelesen, allerdings mit anderen Krawallmachern. Und um das Klischee voll zu machen, lassen sich die Nazis von "Wagner-Sinfonien" und "keltischer Filmmusik" beschallen - was letztere ist, wüsste ich gerne (vielleicht Filmmusik der Kelten?); und da von den Nazis wohl kaum einer die anderthalb erhaltenen Sinfonien Wagners kennt - ebensowenig wie der Berichterstatter -, dürfte es sich um anderen szenetypischen Mißbrauch gehandelt haben.

  • S
    speer

    Mit dem Satz "Heute wurde ein starkes Zeichen gegen Intolleranz gesetzt" hat die Holde doch den Vogel abgeschossen. Einen nicht verbotenen Trauermarsch mit illegalen Sitzblockaden, Müllcontainer-anzünden, und Autos umschmeißen zu verhindern, ist wirklich der demokratischste Weg sich mit Andersdenkenden auseinanderzusetzen.

     

    Jedes Mal die dummen, hohlen Parolen von der Antifa und alt-68ern anzuhören grenzt echt schon an Körperverletzung.Eure Veranstaltungen werden nur aus einem Grund in 1% der Fällen verboten, einfach weil am Endeffekt mehrere dutzend Polizisten im Krankenhaus liegen.

     

    Wollt ihr es nicht verstehen? Ihr seit selbst nur ein Teil des Systems das ihr angeblicht bekämpft.

     

    Ihr wollt die Demokratie bewahren in dem ihr anderen

    die Grundrechte wie freie Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit,... entzieht.

     

    Alles was nicht linker als ihr seid ist automatisch faschistisch, rassistisch, sexistisch und antisemitisch obendrein.

     

    Was hat es eigentlich mit Zivilcourage zu tun mit der dumme Masse zu schwimmen und sich wie ja auch alle anderen dort auf den Boden setzten um den bösen

    "Nazi-aufmarsch" zu verhindern. Für mich ist es Zivilcourage dort einzugreifen wo alle wegschauen.

  • J
    justus

    Danke für den guten Bericht!

    Ich habe Gänsehaut bekommen beim lesen und wäre gern dabei gewesen.

     

    Ganz ehrlich, es ist egal wer letztendlich den Aufmarsch verhindert hat. Er wurde verhindert und das ist ein Erfolg.

    Diesesmal waren es mehr Menschen und nächstes mal werden es wieder mehr sein also nicht immer alles schlecht reden^^

     

    Man sieht sich am 1. Mai^^

  • K
    Kommentator

    Vielen Dank an alle *Mitblockierer*, die sich nicht von der Kriminalisierung im Vorfeld, von rechtsbrechenden Behörden, lügenden und blockierenden Polizisten ("alle Versammlungen sind vom OVG verboten worden") und sensationsgeilen Medien haben abschrecken lassen.

     

    Dank auch an alle *militanten Antifaschisten*, die uns Blockierern trotz Begegnungen mit dem Nazi-Pack (mit kaum oder nicht aktiven Polizisten) ein Mindestmaß an Sicherheit gegenüber diesen und Deckung gegenüber der immer wieder kesselnden und räumungswilligen Polizei geboten haben.

     

    Danke an *Coloradio, die Linke und alle Anmelder*, für die tolle Information und Organisation, *den Dresdner ÖPNV* für das nötige Schwarzfahren und den wenigen überforderten und *dennoch halbwegs vernünftigen Polizisten* an unserer Blockade. (Woanders war es da schon wieder reine Nazikollaboration).

     

    Und an alle andern.

     

     

    ---

     

    Ansonsten geht die Hetze gegen Nazigegner sicher weiter. Große Teile der Massenmedien lügen wie gewohnt rum ("Menschenkette verhindert Naziaufmarsch", Geschichtsrevisionismus, Extremismustheorie...),

    Und die Braunliberalen in den Kommentarspalten entdecken plötzlich die Grundrechte wieder, wenn NAZIS aufmarschieren.

    Riecht nach Weimar.

     

    Dresden war es wert!!!

    Nazis unmöglich machen!!

  • J
    jonaphat

    allem erfolg zum trotz: es steht 12:1 für die nasen und es wurde verdammtnochmal zeit, ein ein 13tes mal zu verhindern!

    in sachsen läuft gewaltig was schief, so daß ich hoffe, daß wir uns alle beim 12:2 wiedersehen!

  • BB
    Beate Baum

    Ich danke der taz für die großartige Berichterstattung, auch für den Live-Ticker am Samstag, durch den man erfuhr, was vor der eigenen Haustür los war - im Gegensatz, bezeichnenderweise, zum Volksverdummungssender MDR (der sich in den Nachrichten am Sonntagmorgen nicht entblödet hat, davon zu sprechen, dass Tausende Dresdner mit ihrer Menschenkette den Marsch der Rechten verhinderten. Erst heute morgen gab es auf dem Kultursender MDR-Figaro einen differenzierten Bericht).

    Da ich selbst mit einer dicken Erkältung aus dem Rennen gezogen war, bin ich all jenen unendlich dankbar, die im wahrsten Sinne des Wortes den Arsch hingehalten und den Verbrechern Paroli geboten haben. Nachdem diese Stadt nicht fähig oder nicht willens war den Aufmarsch zu verhindern und diese verlogene Stadt- und Landesspitze sich dann die schönen Bilder gegönnt hat mit ihrem Ringelpitz.

    Also nochmals: Aus tiefstem Herzen Dank allen Demokraten, die an ihrem freien Samstag teilweise von weit her angereist sind, um den Job der Dresdner zu erledigen. Und - zu einer Leserschrift irgendwo hier - natürlich sind angezündete Mülltonnen etc. meistens unsinnig, in Relation zum erreichten Ziel aber hielt es sich so dermaßen in Grenzen, dass ich es für nicht erwähnenswert halte.

  • SZ
    Stefan Zachmann

    Ich finde es nach den Kampagnen gegen die linken Gruppierungen schon mal als Teilerfolg das pauschalisierenden Aussagen und gleichmacherei vieler Printmedien zwichen links und recht hier keinen so starken niederschlag gefunden hat wie sonst. Wenn es darum geht demokratie als hegemonie der bürgerlichen Mitte verstanden wird. Das einzelne Aussagen von Seiten der wohl vermeintlichen Gutmenschen sich hier Bahnbrechen, ist wohl dem geschuldet, dass demokratische Werte in vielen Fällen sogesehen immer mit der bürgerlichen Mehrheit einhergehen.Ich selbst bin selber lange Aktiv in der Kirche gewesen und fände es so langsam auch mal an der Zeit das sich Kirchenvertreter und ihre Schützlinge von ihrem hohen Ross heruntersteigen und ihre undiferenzierten Anspruchshaltung an das Gute im Menschen nicht auch noch mit ihren einseitigen Moralvorstellung zu rechtfertigen suchen.Und dem allgemeinen Mainstream nicht wie Wasser auf ihre Mühlen leitet.

    Ich wollte am WE auch in Dresden sein und sogesehen bin ich potentiel ein befürworter der Rechtsextremen. Das zu dem statement von einem Schreiber der es sich auch sehr einfach macht und zu sehr kurzen Schlüssen bzw Schnellschüssen auf gleicher Weise argumgetiert, wie der von mir benannte Gutmensch in der Menschenkette.

     

    Wir können uns nicht leisten die Kräfte die sich für demokratie und Menschenrechte innerhalb eines Systems einsetzen Spalten zu lassen ggf. auszuschließen. Und wenn Rechte über Strategiewechsel nachdenken sollten vielleicht auch mal im linken Lager darüber nachgedacht werden ihr Verständnis auf breitere Füße zu stellen. Ich selber bin auf vielen demonstrationen g. Rechts hier in Berlin gewesen und habe oft feststellen dürfen das eben auch linke protestaktionen ziemlich Millitand und provokativ gewesen sind und ich bin kein Rechter. Obwohl ich mich mit dem allgegenwärtigen Alltagsrassismus auseinanderzusetzen habe zünde ich nicht gleich ein Auto an. Mein Wunsch wäre einfach eine Annährerung vieler Prodemokratischer Kräfte das der Braune Sumpf wirklich keine Nahrung mehr findet und da sind ganz ander Hürden zu überwinden.

  • N
    Niki

    Müssen denn immer die einen besser und die anderen schlechter sein? Darf nicht jeder selbst entscheiden, was er tun möchte, worauf er sich einlassen will? ich persönlich hatte Angst davor, mich mit einem 3jährigen unter die Blockierer zu begeben, also stand ich auf dem Altmarkt und war immerhin DA, und nicht zu Hause. Diese Meckerei habe ich wirklich satt,hinterher ist man immer schlauer, ich bin einfach glücklich, dass endlich mal so viele Leute zusammen gekommen sind um sich überhaupt zu zeigen, danke den Blockierern, danke den Händchenhaltern,ich fühle mich wieder wohler in Dresden.

  • FN
    Floda Nashir

    @leicht beleidigte Leberwürste: Dass es nicht die Menschenkette war, die die Nazis aufgehalten hat, wird doch auch ohne die (den Sachverhalt natürlich noch einmal sehr deutlich herausstellenden) letzten Sätze klar.

  • CR
    Christian Richter

    Danke für diese ausgewogene Berichterstattung!

     

    Es ist eine Schande wie andere Medien diesen Erfolg eines großen Bündnisses aus Menschen aller Gesellschaftsschichten als Linksextreme Veranstaltung diffamieren.

     

    Zusammen mit vielen anderen haben wir 8h lang auf dem Albertplatz an einer vollkommen friedlichen und auch deshalb äußerst wirksamen Blockade-Demomonstration teilgenommen.

     

    Ich hätte mir viel größere politische Beteiligung an diesen Demos gewünscht! Umso größer der Dank an alle Politiker, die da waren. Noch größer ist der Dank an alle Demonstranten - besonders die, die extra nach Dresden gekommen sind, um mit uns dieses Zeichen zu setzen.

     

    Nächstes Jahr darf es keine Kriminalisierung dieser demokratisch legitimen Proteste geben!

  • S
    sellerie

    Ihr habt recht, überall zu viel von der kette und zu wenig von den blockaden (mittlerweile wurde das allerdings an so vielen stellen bemängelt dass wohl auch andere "blätter" nachziehen - die zeit hat einen ziemlich langen text über fast ausschliesslich die blockade nachgelegt)

     

    -wie auch immer:

    @J. Fuchs schicken sie ihr kommentar doch mal als leserbrief an die regionalzeitungen in und um dresden und den ganzen planeten - gutes zeichen es geht nicht immer nur um extrem (egal welche seite) sondern um bewusstsein da wo es sein sollte und handeln, dann wenn es angebracht ist, solang wir uns hier demokratie nennen wollen.

     

    vielen dank nach dresden und überallhin wo menschen sitzen und sicher immernoch kalte füße haben!

     

    wenn ich könnte würde ich euch allen persönlich heißen tee und wärmflaschen bringen!

    - kann ich aber leider nicht aber: ich hab neulich gelesen bratapfel soll ein wundermittel gegen halsschmerzen sein, immerhin einkleiner tip!

     

    danke an euch!

  • U
    Ulrich

    Ich bin nicht sonderlich beeindruckt bei den Rechten, oder Neo-Nazis... aber, wie ich Demokratie verstehe, oder was ich unter Demokratie verstehe ist das so, dass ich ansehen und dulden muss, dass Andere etwas Anderes machen als ich. Oder? Wenn ich politisch nicht mit den "Anderen" uebereinstimme, kann ich das bei einer Wahl mit der Abgabe meiner Stimme kundtun (Punkt). Oder? Aber da sind dann doch die, die den ewig "gestrigen" deren Rechte aberkennen wollen, wenn es nicht legal geschehen kann, dann muss der Buerger eben zur Selbsthilfe greifen, demokratisch natuerlich. So eine kleine Gegendemonstration um zu verhindern, dass Andersdenkende, rechts wie links ihre Meinung kundtun. So so. Da faellt mir doch der Werner Fink ein, der hat mal gesagt: Oeffentliche Meinung ist, wenn die Bretter die die Leute vor'm Kopf haben mal etwas lauter aneinanderschlagen. Und dann faellt mir noch ein was fuer mich so paradox ist bei der ganzen Sache: Wenn ein Nazi zu einem anderen Nazi sagt: Du Nazi. Na ja, so ist das mit der Demokratie... Jeder ist das Produkt seiner sozialen Umwelt.

  • S
    Sianasta

    Auch von mir danke für diesen ersten ehrlichen Artikel. Zu der Rechnung "nur jede/r 35. DresdnerIn konnte mobilisiert werden" möchte ich sagen, dass bisher doch nicht so ein breites Bündnis aufgetreten ist, das weite Teile der Zivilgesellschaft angesprochen hat. Zudem gab es in Dresden die Erfahrung nicht, dass man einen Naziaufmarsch erfolgreich blockieren, und vor allem dabei friedlich bleiben kann. Für die DresdnerInnen, die diese Erfahrung jetzt gemacht haben, heißt es nun nach vorne schauen und im nächsten Jahr noch mehr Freunde, Verwandte, ArbeitskollegInnen, Studierende und SchülerInnen mitzunehmen. Das solltet Ihr schon mit "Report Back"-Veranstaltungen beginnen!

  • HB
    Harry Bomber

    "Dieser Tag wird für immer ein Gedenken bleiben, an den schrecklichsten Tag Dresdens", sagt Orosz.

     

    Der schrecklichste Tag der Stadt Dresden war also jener, an welchem die bis dahin unerschütterlich gebliebene Unterstützung Hitlers und seiner Männer durch die deutsche Bevölkerung durch einen Bombenangriff auf die Stadt gebrochen werden sollte.

    Der schrecklichste Tag Dresdens soll der Tag sein, an dem nichts mehr half gegen das nationalsozialistische deutsche Bürgertum als deren Städte zu zerstören, die Infrastruktur, welche die Ostfront belieferte, sowie die Fabriken, welche Kriegs unterstützende Produkte herstellten.

    Die Tage davor, jeder einzelne, an welchem Jüdinnen und Juden, durch das erzwungene tragen des Sterns stigmatisiert, ein leichtes Opfer im öffentlichen Leben boten und unentwegt vom Großteil der Bevölkerung gedemütigt wurden, sind die schrecklichsten Tage der Stadt! Diese Tage, so wie jeder Tag, an welchem Jüdinnen und Juden vom Neustätter Bahnhof aus deportiert wurden. Die schrecklichsten Tage Dresdens sind jene, an welchen Schilder aufgehängt wurden, welche Juden und Jüdinnen die Teilnahme am öffentlichen Leben durch Eintrittsverbote beispielsweise in die Stadtbibliothek verwehrten.

    Die schrecklichsten Tage Dresdens endeten nicht mit dem Tag, an welchem die Alliierten die Stadt bombardierten, denn auch danach noch wurden Jüdinnen und Juden verfolgt und in Todesmärschen durch die Stadt getrieben, durch eine zerstörte Stadt mit einer Bevölkerung, die dem Nationalsozialismus mit seinem vernichtenden Antisemitsmus treu blieb.

     

    Der schrecklichte Tag Dresdens waren die Tage, an welchen Unschuldige dem großdeutschen Wahn zum Opfer fielen. Die Bombardierung der von Anhängern des Nationalsozialismus bewohnten Stadt war es nicht.

    Frau Orosz Meinung darüber, was am Schrecklichsten ist passt hervorragend in den deutschen Opfermythos, welcher sich seit Jahren auf unerträgliche Weise vermehrt und etabliert. Deutsche Täter sind keine Opfer!

     

    Desweiteren hat die tolle Menschenkette auf der anderen Seite der Elbe hat nicht einen einzigen Nazi davon abgehalten, zu marschieren, geschweige denn vertrieben. Das waren die AntifaschistInnen, die unverschämterweise als Extremisten mit den Rechten gleichgesetzt und kriminalisiert werden. Den unerwünschten Nazis hat das Bürgertum nichts entgegenzusetzen als dumpfe Symbolik, während es gleichzeitig durch Hetze gegen den nötigen und angemessenen Widerstand gegen Nazis eben diesen in die Hände spielt. Anstatt den Falschen zu gedenken sollten diese Leute mal nachdenken!

  • PL
    Phil Leicht

    Der letzte Absatz tut wirklich gut. Wo liest man so etwas schon in den anderen Medien?

    Wenn sich die Vertreter von Stadt und Staat damit anfreunden könnten, den friedlichen Widerstand ihrer Bürger nicht als Extremismus abzutun und dagegen zu polarisieren, wäre das noch schöner.

     

    Ich ärger mich schon, dass ich von dieser Seite und von gewissen Medien als Linksextremist abgestempelt werde. Damit tut man nicht nur mir, sondern den meisten anderen Demonstranten unrecht. Das Spektrum der Blockierer war dafür viel zu groß.

     

    Ich bin zwar kein Freund der Polizei, aber gestern hat sie sich friedlicher verhalten als erwartet. Auch wenn sie mich teilweise sehr unsanft vertrieben hat, angesichts der Situation und ihrer heillosen Überforderung v.a. in der Hechtstrasse kann ich da schon Verständnis für aufbringen.

     

    Und auch wenn ich die Gewalt einiger Antifas verabscheue, ich muss sagen, ohne sie hätten die Blockaden nicht so gut geklappt.

  • S
    Schwanitz

    Es ist schon erbärmlich was hier an Kommentaren zu lesen ist. Schade das die Polizei nicht gleich Nazis, linke Randalierer und Anti-Deutsche weggesperrt hat... Es war ein tolles Zeichen, dass die Dresdner Bevölkerung gezeigt hat. Sie gedachte den Opfern und setzte ein Zeichen gegen den Aufmarsch der Faschisten. Leider haben irgendwelche Chaoten das Ziel eindeutig verfehlt. Man kann blockieren, aber Scheiben einschlagen und Mülltonnen anzünden ist einfach nur dumm. Das schadet unserer schönen Stadt...

  • J
    Jonas

    Sorry, aber "Erinnerung an die Deportation von 130.000 Dresdner Juden im Zweiten Weltkrieg" ist wohl falsch gelesen worden...eher sind das die deutschen Juden, da in Dresden damals nur etwa 5000 Juden gelebt haben.

     

    Nichtsdestotrotz isses toll, dass der Nazimarsch verhindert werden konnte, auch wenn es der eine Kommentar natürlich treffend aussagt: viel zu wenig Gegendemonstranten!!! (zumal viel von außerhalb angereist sind)...

  • BK
    Ben_war kalt gestern

    Schön, Dresden in den Schlagzeilen, die Neonazis konnten ihren geplanten Marsch durch die Dresdner Neustadt nicht durchführen, weil...Ja warum eigentlich?

    Weil in der Altstadt (fern ab von der Gegend, in der die kahlrasierten, gleichgeschalteten und leider von staatlicher Seite nicht behinderten Nationalradikalen marschieren wollten)...weil also in der Altstadt eine große Gruppe Dresdener Bürger ihr Gewissen beruhigten, indem sie einen Ringelpietz mit Anfassen veranstalteten? Angeführt von denjenigen, die die Vorbereitung der Gegenmaßnahmen gegen den Naziaufmarsch in den letzten Tagen und Wochen massiv behindert und zuletzt für illegal erklärt hatten?

     

    Nun ja, es wird (in den meisten Medien, Danke an die TAZ mit einem differenzierteren Beitrag!!!) beiläufig davon berichtet, dass es zu Gegendemonstrationen, Ausschreitungen und autonomen Zusammenrottungen kam. Was leider nicht richtig gewürdigt wird ist, dass es dieses Jahr gelungen ist, dass eine große Zahl von engagierten Dresdner Bürgern (aus allen Gesellschaftsschichten und nicht nur linksextreme Gruppierungen etc.) sich ,trotz des politisch absolut inakzeptablen Verbots der Gegendemonstrationen/ Blockaden, der braunen Masse in den Weg gestellt haben und diese am Marschieren gehindert haben!

     

    Denjenigen, die sich von Samstag früh bis in den späten Nachmittag in eisiger Kälte die Beine in den Bauch gestanden haben, gebürt der Dank, dass heute tatsächlich etwas bewirkt wurde! Der großangelegte Aufmarsch von Neonazis aus ganz Europa hat nicht wie geplant stattfinden können. Was die Politik aus eigenen Antrieb nicht fertig brachte, wurde durch die Massen auf der Straße erzwungen: Die Nazis durften nicht marschieren.

  • D
    dumdidum...
  • B
    Blockierer

    "Wir hatten halt nicht so tolle Personen wie die Oberbürgermeisterin oder nen Minsiterpräsidenten."

     

    Ich liebe Ironie, wir hatten viel tollere Personen :)

     

    Vielen Dank an alle DresdnerInnen und allen, denen keine Busreise zu lang war, um diesen Tag möglich zu machen! Das setzt ein Zeichen für die Zukunft! Ab jetzt überall und konsequent: Naziaufmärsche stoppen!

     

    Der 1. Mai wird wieder eine solche Herausforderung und ich hoffe wir können gemeinsam(teils wieder) alle Aufmärsche stoppen.

  • L
    Lisa

    Ich finde es auch sehr schade, dass es in den Medien so klingt, als hätte die Menschenkette in der Altstadt den Aufmarsch verhindert. Schließlich waren bei den Gegendemonstranten nicht nur linke Kräfte dabei, die auf Kravall aus waren. Ich habe auch viele ältere und junge, friedliche Menschen an den Blockaden gesehen, die sehr lange in der Kälte ausgeharrt haben, um den Nazis auf eine friedliche Art und Weis den Weg zu blockieren.

     

    Außerdem finde ich es sehr eigenartig, dass außer hier in der taz kaum erwähnt wird, dass immerhin ca. 1000 Braune vom Norden durch die Hechtstraße marschiert sind. Dies konnten wir ja leider nicht verhindern. Hier schien es zwitweilig auch von Seiten der Polizei etwas außer Kontrolle zu geraten. Da z.B. der Zugang von der Erlenstraße zur Hechtstraße nicht abgesichert war. Auch vom Überfall auf das AZ Conni hätte ich gerne noch mehr erfahren.

     

    Insgesamt war es eine super Aktion auf die die Dresdner und die vielen Helfenden von außerhalb stolz sein können, bloß schade, dass das Bild durch die Medien so verklärt wird, außer in dem guten Bericht der taz.

  • C
    chinchorro

    In Österreich hat man's auch begriffen:

    http://derstandard.at/1265852180914/derStandardat-Reportage-Flaggen-gegen-Rechts

    und auch

    http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-02/neonazis-linke-dresden

    nachdem die gestern erschienenden Berichte sich wohl in allen Zeitungen an den Polizeimeldungen orientierten, kommen inzwischen wohl auch die Reporter zu Wort, die das ganze direkt miterlebt haben.

  • NE
    Noch ein Dresdner

    Danke Herr Litschko für den Artikel und vor allem den letzten Absatz!

    Jawohl wir haben es geschafft. Die Menschenkette war ein großartiges und notwendiges Signal nach außen. Aber allen Zugereisten, Unterstützern und DresdnerInnen in der Neustadt gebührt der wahre Dank.

    Es war so unglaublich wie erfreulich wieviele Menschen in meinem Heimatviertel sich friedlich engagiert haben. Auch ein Dank an die PolitikerInnen und Konstantin Wecker, die sich in dieses angebliche Chaoten Viertel trauten. Der 'spontane' Zivile Ungehorsam war perfekt und wider jeglicher vorangegangener Gerichtsentscheidung das einzig wahre Hilfsmittel.

    Also es war arschkalt, wir haben das angeblich unmögliche geschafft und an alle Aktivistinnen und Aktivisten in der Neustadt: IHR WART KLASSE !!!

    Grüße aus DD,

    Jerome (ein Neustadt-Kind)

  • JF
    J. Fuchs

    Ich bin 58 Jahre alt, Dresdner, Unternehmer und bestimmt das völlige Gegenteil eines Linksradikalen. Weil ich die Naziaufmärsche der letzten Jahre unerträglich fand, habe ich gestern selbst 7 Stunden lang an verschiedenen Punkten in der Neustadt mit blockiert. Zwischendurch war ich auch mal eine halbe Stunde auf der anderen Seite der Elbe zum Händchen halten. Schön, dass auch dort so viele Menschen ein Zeichen gesetzt haben.

    Wenn es schon die Oberen meiner Stadt Dresden und die meisten Medien nicht tun, so möchte wenigstens ich mich bei den Tausenden jungen Menschen aus der gesamten Bundesrepublik bedanken. Ihr friedliches, gewaltfreies "Steh- und Sitzvermögen" hat mich sehr beeindruckt. Ihnen und nur Ihnen hat die Stadt Dresden es zu verdanken, dass der braune Mob nicht, wie in den vergangen Jahren, durch die Dresdner Straßen ziehen konnte. Schade, dass sich die 10 - 14.000 Dresdner aus der Menschenkette gestern nicht anschließend zu den Blockierern gesellt haben. Dann wäre es jetzt ein gemeinsamer Erfolg.

    An den Punkten wo ich mich in den 7 Stunden aufgehalten habe ging es absolut friedlich und gewaltfrei zu. Das ist auch der zurückhaltend agierenden Polizei sehr zu danken. Aber auch die Veranstalter haben ständig auf einen friedlichen Verlauf gedrängt. Übrigens ganz im Gegenteil zu den Nazis, die auf ihrem Twitterkanal unverhohlen zum "Entglasen" und zum Sturm auf den Club Conni aufgerufen haben, wie dort jeder nachlesen kann.

    Leider ist ist Ihr Artikel bisher der Einzige, den ich finden konnte, der sich um eine differenzierte Betrachtung bemüht. Ansonsten werden die Blockierer pauschal kriminalisiert und man kann häufig den Eindruck gewinnen, die Menschenkette hätte den Marsch der Neonazis verhindert. Ihren Kommentar hier eingeben

  • E
    Eleonora

    "Gott" um "erbarmen" zu beten reichte uns nicht. Ich stimme der "Blockierden" hundertprozentig zu. Es war arschkalt, feucht und fast unmöglich nach 9h in die Neustadt zu gelagen "zu ihrer eigenen Sicherheit" so die Polizeibeamten. Wir haben gemeinsam getrotzt und ziviles Ungehorsam als ein gerechtfertigtes Mittel zum anti-faschistischem "Zweck" wahrgenommen! Trotz diskriminierder Polizeibeamten ("Bitte steigen sie aus der Tram aus denn sie sehen links aus!") haben wir ein Etappensieg erreicht!

  • S
    Stefan

    Sieg der "Demokratie" gegen den "Rechtsstaat". Wer hat dabei éigentlich nicht verloren?

  • G
    glamorama

    Es ist traurig, dass der gestrige Samstag von allen Seiten als uneingeschränkter Erfolg im Kampf gegen Rechts gefeiert wird. Dresden hat mehr als eine halbe Million Einwohner. Davon konnte nur etwa jeder 35. mobilisiert werden, vor die Haustür zu gehen und ein Zeichen gegen (Neo)faschismus und Geschichtsrevanchismus zu setzen - das sind weniger als drei (3!!) Prozent. Trotz großer Publicity und unzähligen Aufrufen, sich diesem Angriff auf ihre Stadt und deren Geschichte entgegenzustellen, sind 97 Prozent der Dresdner zuhause geblieben.

     

    Die Nazi-Demo konnte in diesem Jahr zwar verhindert werden - jedoch mit einem bitteren Beigeschmack: Den meisten Menschen ist Extremismus egal. Insofern war der gestrige Tag kein Sieg, sondern eine bittere Niederlage für die Demokratie.

  • L
    Lotta

    Meine Worte. Danke dafür! mdr verursacht Würgereiz.

    Ist eigentlich an dem Zitat (?) "unsere Gegner sind heute die Extremisten. Und die Nazis." der OB was dran? Hat sie das echt gebracht?

    Wichtig ist aber, dass sie nicht durchkamen und nie wieder durchkommen werden, und nicht, wen die Medien abfeiern. Also nicht beleidigt sein und feiern! ;)

  • G
    gagarin

    dem vorherigen kommentar kann ich nur zustimmen:

    blockiert haben linke, linksradikale und antifas und nicht die bürgerlichen, die in ihrem kollektiven gedenken deutsche täter zu opfern stilisierten und gegen "extremismus" ("links und rechts - das ist doch das gleiche") demonstrierten.

  • DG
    Dabei gewesen

    Zu meinem_er Vorredner_in:

     

     

    in einer der reden vor der menschenkette wurde der spruch gebracht "mit der Bande dadrüben haben wir nichts gemeinsam" (sinn gemäß) - mit "dadrüben" war die andere seite der elbe gemeint wo nazis und linke waren.

    entweder redet sich die cdu ein sie habe wirklich irgendeinen sinnvollen beitrag zu verhinderung des aufmarsches gemacht und/oder sie verurteilt alle aktiven kräfte, im rahmen des extrmismus, gleich mit ihr die bösen nest beschmutzer zu sein.

  • FB
    Friedliche Blockade!

    Danke, für die letzten Sätze. Endlich mal ein Bericht der Wahrheitsgemäß wiedergibt wieso der Aufmarsch wirklich gestoppt werden konnte.

    Wären wir nicht in der Neustadt stundenlang an den Blockadestellen ausgeharrt, wären die Nazis marschiert. Die Menschenkette als symbolische Aktion verdient durchaus ihre Anerkennung, dennoch hätte sie die Nazis nicht verhindert sondern nur ein leises aber zahlreiches Gegengewicht erzeugt. Die Nazis hätten trotzdem mit ihren Geschichtsrevisionistischen Parolen durch Dresden laufen können.

     

    Die von der Mehrheit der Blockierdenden friedlich durchgeführte Blockade war das Mittel zum Erfolg. In diesem Zusammenhang ist auch Ausdrücklich nochmal das besonnene Verhalten der Polizei hervorzuheben, die keine Anstalten unternommen hat die friedlichen Blockierenden zu Räumen. Es waren einfach zu viele.

     

    Gut war auch, dass durch die Blockade, nicht rechtsstaatlich einer gewissen politische Richtung das Grundrecht der Versammlungsfreiheit abgesprochen wurden, sondern die Zivilgesellschaft mit einer den Nazis deutlich Überlegenen Anzahl an Personen gezeigt hat, was sie von diesen Aufmärschen hält und das sie dagegen friedlich aber Entschlossen vorgeht.

     

    Menschenkette und Blockade haben ihre Berechtigung aber es muss festgehalten werden, dass dieser Erfolg einzig und allein der Blockade zuzusprechen ist!

  • L
    Lindner

    "nicht so tolle Personen wie die Oberbürgermeisterin oder nen Ministerpräsidenten"

     

    gerade auf die könnte man gern verzichten, die Nazis konnten ja garnicht bis zur Menschenkette kommen weil ihr sie blockiert habt, aber Unwahrheiten ließt und hört man ständig von sächsischen Medien!

  • L
    Luisa

    Wobei die taz das auch erst am ENDE des Artikels klar stellt. Nur weil sich 5000 Neonazis und 15.000 Dresdner_innen dem gleichen Geschichtsrevisionismus der "unschuldigen Kulturstadt Dresden" den schon Goebbels 1945 noch propagiert hat, hingeben, heißt das noch lange nicht, dass die Bürger_innen auf der Altstädter Seite irgend etwas verhindert hätten. Eher im Gegenteil: würde Dresden seinen Mythos nicht immer wieder und von Jahr zu Jahr in groteskeren Ausmaßen pflegen, wäre in Dresden nie der europaweit größte Naziaufmarsch entstanden.

    Schade, dass taz- Redakteur_innen zwar vor Ort waren und einen guten live- Ticker geschaltet haben, dann aber doch die Augen von der Realität größtenteils verschließen. Und drei Sätze am Ende eines fehlerhaften Artikels, dienen auch nur begrenzt der Klarstellung.

  • A
    afa

    Ebenfalls danke für den letzten Absatz. Die anderen bürgerlichen Medien reden nur scheiße. Aber trotzdem finde ich, dass auch die taz die Menschenkette überbewertet und zu wenig auf die Blockaden eingeht.

     

    Aber war insgesamt ein geiler Tag in Dresden ;)

  • AB
    Anna Blume

    Dem kann ich nur zustimmen! Die Menschenkette war reine Symbolik für ne Stunde, in die Altstadt wären die Nazis eh nicht gekommen. Da sind 6 Stunden in der Kälte stehen etwas anderes und wird nicht immer honoriert: als in einer plötzlich unübersichtlichen Situation Polizeibeamte/innen uns zu dem schwarzen Block drängten und wir erklärten, dass wir nicht zu diesem wollen und man uns weggehen lassen solle, erklärte uns ein Polizist, dass man an diesem Tag weiß, was in Dresden los ist und deswegen zu Hause bleibt. Da wären wir halt zur falschen Zeit am falschen Ort.

    Hinzukommt das massive meist gefahrenunabhängige Filmen der Polizei. Dies sind Kriminalisierungsprozesse, die sicherlich bei der Menschenkette nicht stattgefunden haben.

  • M
    Moritz

    Vielen Dank an alle die den Aufmarsch der Rassisten und Geschichtsleugner verhindert haben!

  • S
    stab

    Nun ja. Die Sueddeutsche hat auch ganz klar erkannt, wer hier was getan hat.

     

    Positiv zu bewerten ist, dass wir für die meisten Medien mal nicht "Linksextreme" waren. Wollen ja bisher die wenigstens erkennen, dass sich da Hinz und Kunz hinstellen. Von jung bis alt. Mutter mit Kind und Rentner.

     

    Toll war's!

  • W
    wbyeats

    "Den Aufmarsch tausender Neonazis haben aber andere verhindert. Die Straßenblockierer, drüben auf der anderen Elbseite. Erstmalig nach zwölf Jahren."

     

    ... Danke, für diesen Satz - ich dachte schon kurzfristig, als ich andere Online-Berichte las, ich wäre denn doch am falschen Platz gewesen..... ( laut den Herren von spiegel.de bin/war ich sogar latent Gewalt bereit....;)....*

     

     

    .. wie gesagt: Danke....

  • S
    Schulz

    Zitat?

    Wo die Politik in den vergangenen Jahren versagt hat, ist die Zivilgesellschaft heute eingesprungen.

     

    Eigentlich ist es immer Sache der Zivilgesellschaft,

    Politik zu formen, zu bestimmen, zu gestalten.

    Politiker sind nur Beauftragte der Zivilgesellschaft.

     

    Herzlichen Glueckwunsch zum Zeichen eines neuen Europas ohne Nationalismus.

  • B
    Blcokierende

    "Sie meint die Bürger aus der Menschenkette. Den Aufmarsch tausender Neonazis haben aber andere verhindert. Die Straßenblockierer, drüben auf der anderen Elbseite. Erstmalig nach zwölf Jahren."

     

    Danke für diesen Abschnitt! Das erste Mal, dass ich in einer Online-Zeitung sowas über die Verhinderung des Aufmarsches lese.

    Überall steht immer nur was von der tollen Menschenkette, die ja angleblich den Aufmarsch verhindert hat. Aber diejenigen, die stundenlang bei Minusgrade draußen standen und sich den Nazis in den Weg gestellt haben, werden schon verschwiegen. Wir hatten halt nicht so tolle Personen wie die Oberbürgermeisterin oder nen Ministerpräsidenten.

     

    Danke taz.