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Anti-Atom-Proteste in Frankreich"Frankreich wird Atom-Republik"

Demos, Besetzungen, ein "Die-In": Aktivisten starten nach dem Unfall in der Atomanlage Tricastin eine Offensive gegen die Energiepolitik von Präsident Sarkozy

Hatte in der vergangenen Woche zwei Flüsse kontaminiert: Leck in der Atomanlage Tricastin Bild: ap

PARIS taz Eine "Welt ohne Atomenergie und Bomben" fordern AKW-GegnerInnen in Frankreich mit zahlreichen Aktionen in diesen Tagen: Am Montag kletterten Atomgegner auf einen Hochspannungsmast. Am Wochenende demonstrierten sie in Paris und flaggten ein Anti-Atom-Transparent am Eiffelturm. Alle Proteste richten sich gegen den Atom-Lobbyismus von Präsident Nicolas Sarkozy in der EU und gegen die Verschleierungstaktik von Atomindustrie und Behörden nach dem Unfall auf dem Atomgelände von Tricastin. "Sarkozy, der eigenmächtig über ultrasensible Atomexporte entscheidet, macht Frankreich zu einer Atom-Republik", sagt Greenpeace-Sprecher Frédéric Marillier.

"Hoffentlich verhindern die anderen Länder, dass Sarkozy die Atomenergie während seiner Ratspräsidentschaft in das EU-Klima- und Energieprogramm aufnimmt", hoffen Anti-AKW-DemonstratInnen in Paris. Mehrere Tausend Menschen organisierten am Samstag in Paris ein "Die-In" - ein nukleares Massensterben. Sprecher Stéphane Lhomme versucht, den "Mythos des atomar triumphierenden Frankreich" zu zerstören: "54 unserer Reaktoren stammen von dem amerikanischen Konzern Westinghouse. Frankreichs schneller Brüter, der Superphénix, hat 10 Milliarden Euro gekostet und nie funktioniert. Und unsere Industrie ist so unsicher, dass erst in der letzten Woche 75 Kilogramm Uran aus der Atomanlage von Tricastin in die umliegenden Gewässer ausgewichen sind."

Gleichzeitig steigen bei Saint-Lô, in der Normandie drei Mitglieder der "Gruppe für gewaltfreie anti-nukleare Aktionen", Ganva, auf einen Mast auf der Strecke einer 400.000 Volt-Hochspannungsleitung. Aus 20 Meter Höhe erklären sie: "Wir sind gegen Sarkozys Atompolitik". Zum Auftakt seiner EU-Ratspräsidentschaft, hat der am 3. Juli verkündet, er wolle einen zweiten Europäischen Druckwasserreaktor (EPR) in Frankreich bauen. Die Baustelle für den ersten französischen EPR im normannischen Flamanville ist im letzten Jahr eröffnet worden. Seither häufen sich längs der Hochspannungsstrecke, die ab 2012 auch die Energie aus dem EPR transportieren soll, die Proteste.

Während Sarkozy am Sonntag den Gipfel der Mittelmeerunion eröffnet, schlägt die Ganva erneut zu. Drei Aktivisten klettern in der Mayenne auf einen Mast. Fast gleichzeitig beflaggt Greenpeace für 40 Sekunden den Eiffelturm antinuklear, dessen Beleuchtung derzeit der Atomkonzern Areva sponsert.

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