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Anti-Atom-Demo in Stuttgart"Es geht ums Partizipieren"

Gegen die von der schwarz-gelben Bundesregierung geplante Laufzeitverlängerung protestierten nach Veranstalterangaben 7.000 Menschen in Stuttgart.

Vorbild Stuttgart 21: Tausende Kernkraftgegner demonstrieren in Stuttgart gegen die Atompläne der schwarz-gelben Bundesregierung. Bild: dpa

STUTTGART taz | Im Demonstrieren sind die Stuttgarter derzeit ja geübt. Am Mittwochabend ging es zwar ausnahmsweise einmal nicht um einen Bahnhof, dafür aber um die Atomkraft, und auch die lockte mehrere Tausend auf die Straße. Gegen die von der schwarz-gelben Bundesregierung geplante Laufzeitverlängerung protestierten nach Veranstalterangaben 7.000 Menschen. Doch auch von ihnen zeigten sich viele nicht nur mit Anti-Atom-Plakaten, sondern auch mit Anti-Stuttgart-21-Buttons.

"Es geht bei Stuttgart 21 ja nicht nur um das Projekt. Es geht ums Partizipieren", sagte Ronja Hohbach von der Umweltorganisation BUND Jugend der taz. "Das gilt auch für Atom. Man will einfach mehr Einfluss haben." Simon Wiem, ebenfalls von der BUND Jugend, sieht das genauso. "Es entwickelt sich eine gewisse Kultur, auf die Straße zu gehen", sagt er und sieht die Auseinandersetzung um Stuttgart 21 als eine Art Vorbild. "Man merkt ja, dass das politisch etwas bewegt."

Das Vorbild "Stuttgart 21" ist bei der Demo deutlich zu spüren. Wie sonst am Nordflügel des Bahnhofs oder im Schlossgarten pusten die Menschen in ihre Trillerpfeifen und Vuvuzelas, statt grüner halten sie am Mittwoch gelbe Luftballons, ihre Plakate und Schlachtrufe richten sich genauso wie beim Bahnhofsprojekt gegen ihren Ministerpräsidenten: "Mappus weg" und "Lügenpack" riefen sie.

Dennoch konnten längst nicht so viele mobilisiert werden, wie es das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 Woche für Woche schafft. Diana Sagvodskina, eine Demonstrantin mit Trommel, Anti-Atom-Fahne und grünem Stuttgart-21-Protestbeutel, sagt, dass auch sie sich inzwischen schon "nur" noch die größeren Demos herauspicken würde, um nicht demo-müde zu werden. Doch ihre große Hoffnung sei, dass sich soziale Bewegungen jetzt gegenseitig mobilisieren und das Bewusstsein für wichtige Themen ausweiten können.

Zumindest bringt die Anti-Atom-Demo in Stuttgart auch Parteien wieder näher zusammen, die im Kampf um Stuttgart 21 auf unterschiedlichen Seiten stehen: Wenige Meter vom Landtag entfernt steht die Grünen-Riege hinter ihrem Banner -- die SPD nur einen Schritt daneben.

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5 Kommentare

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  • D
    Daniel

    Kann mich nur wiederholen:

     

    Spottet ihr nur...

     

    Seltsam: in unserm Nachbarland Schweiz wird weit weniger demonstriert. Wo ist der Unterschied?

  • V
    Volksgewalt

    Das ist richtig und wichtig dass die Leute nun erkennen, dass die Gewalt immer noch vom Volk ausgeht. Einfach nur alle paar Jahre jemanden zu wählen, der sich 80% der Zeit nicht für die Interessen der Bevölkerung interessiert sondern nur wenn es auf die nächste Wahl zugeht, reicht nicht. Die Politikerkaste entscheidet doch in vielen und besonders in den wichtigen Fällen entweder nach ihren eigenen Interessen oder den Interessen der Industrielobbyisten. Was wäre wohl für eine Entscheidung gefällt worden wenn man das Volk hätte entscheiden lassen über: AKW-Verländerung, Stuttgart 21, Merhwertsteuerreform Stichwort verminderter / voller MwSt-Satz, MwSt-Reduzierung für Hotelübernachtungen, Erbschaftsbesteuerung... die Liste kann man noch sehr viel weiter fortführen.

     

    Und wie hoch ist denn die Legitimation der Politiker? Wieviele Leute gehen denn noch zur Wahl? Es werden doch von Jahr zu Jahr weniger. Aber doch nicht weil sie sich nicht für Politik interessieren sondern weil das Angebot nichts für sie hat. Die Politikerkaste ist zuweit weg vom Volk, und zwar durch die Bank weg und das muss man endlich zeigen! Es darf nicht mehr sein, dass Entscheidungen gegen die breite Masse des Volkes durchgehen!

  • P
    Philipp

    Es ist traurig und lächerlich zu gleich, dass wegen ein paar Milliarden für einen Bahnhof zehntausende auf die Straße gehen, aber ein weitaus (Lebens)wichtig(er)es Thema kaum jemand auf die Straße bringt!

  • D
    Demokrat

    Ich will Demokratie statt auf die Straße gehen. Auf die Straße gehen hatten wir schon. Danach mußte man irgenwann auf der Straße marschieren wie es die stärksten Straßegehr wollten und am Ende mußte man die Straße bis nach Stalingrag entlangmarschieren. Demokratie und damit Volksentscheide alle jahre vor wahlen machen mehr Sinn. Davor haben aber viele Straßegeher Angst, weil sie wissen, daß sie meist die ;inderheit sind.

  • MC
    Moped City

    Ich habe keine Lust, mich vor parteipolitische Wägen karren zu lassen. Deshalb finde ich diesen "Wash and Go"-Protestieransatz völlig daneben. Das dokumentiert doch nur, dass es eine nicht zu kleine Anzahl von Menschen gibt, die einfach grundsätzlich nur gegen alles sind und gerne Protestieren um des Protestierens Willen. Wenn das ums sich greift und öffentlich wird, kann man die Akzeptanz des singulären Protestes in der realen Öffentlichkeit - und nicht in einer sektiererischen Teilöffentlichkeit - zu Grabe tragen. Was seid eigentlich ihr, liebe Taz? Vertreter der realen Öffentlichkeit oder wollt ihr lieber die Akzeptanz der sektiererischen Teilöffentlichkeiten? Tja. Zeitungsmachen für sein Zielpublikum ist heutzutage gar nicht so einfach, gell?