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„Anständiger“ Dollar aufwärts

Greenspan: Wechselkurs für Geldpolitik egal  ■ Am Wechseltresen

Frankfurt (ap) - Eine massive Spekulationswelle hat den Dollarkurs zur Wochenmitte um mehr als drei Pfennig auf knapp 1,92 Mark gehoben. Vergeblich versuchten am Mittwoch nachmittag die Notenbanken mehrerer Staaten, den Kursanstieg mit abgestimmten „Interventions„-Dollar-Verkäufen zu stoppen. Devisenhändler führten den neuerlichen Höhenflug auf die allgemeine Erwartung der Finanzmärkte zurück, daß sich die US-Währung trotz der Zinserhöhungen in Europa und am Mittwoch auch in Japan in der nächsten Zeit wieder der Zwei-Mark-Schwelle nähern werde. Nach Auffassung der westlichen Notenbanken müßte der Dollarkurs wegen des hohen Außenhandelsdefizits der Vereinigten Staaten eigentlich erheblich niedriger liegen.

„Wir hatten Zinserhöhungen in Deutschland und Japan, wir hatten massive Interventionen, und die Leute kaufen immer noch Dollars“, beschrieb ein Devisenhändler in Frankfurt die als „bullish“ (auf hohe Kurse spekulierend) charakterisierte Stimmung. Ein japanischer Händler ergänzte: „Spekulativ orientierte Anleger neigen weiter dazu, den Dollar zu kaufen, weil dies eine ihrer wenigen anständigen Investmentmöglichkeiten ist.“ Andeutungen des amerikanischen Notenbankpräsidenten Alan Greenspan, die Bank werde zunächst auf eine erwartete Leitzinssenkung verzichten und Wechselkursänderungen bei der Gestaltung ihrer Geldpolitik kein allzu großes Gewicht beimessen, hatten am Dienstag abend den neuerlichen Höhenflug ausgelöst.

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