piwik no script img

Anschlag vermutetBrand in Reinickendorfer Moschee

Die Polizei geht von einem Anschlag auf die Ditib-Moschee an der Pankower Allee aus. Am Sonntag versammeln sich die Gläubigen, halten das Mittagsgebet auf der Straße ab.

Nach dem Brand: Die Polizei geht von einem Anschlag aus Foto: dpa

Rund 100 Menschen, die sonst zum Beten in die Reinickendorfer Ditib-Moschee kommen, haben sich am Sonntag davor versammelt. Die Straße ist abgesperrt, die Stimmung gedrückt: In der Nacht wurde auf das Gebäude an der Ecke Pankower Allee, Kühleweinstraße vermutlich ein Brandanschlag verübt. Polizisten stehen vor dem Haus. Man sieht verkohlte Rollos, es riecht verbrannt. Niemand darf hinein. Das Mittagsgebet haben die Gläubigen draußen abgehalten, erzählen sie.

„Nach derzeitigen Erkenntnissen wird von einer politisch motivierten Straftat ausgegangen“, teilte die Polizei am Sonntag mit. Zeugen hätten an dem Haus ein Klirren gehört und drei jugendliche Verdächtige gesehen, die Richtung Letteplatz weggelaufen seien. Eine Fensterscheibe wurde eingeworfen, der Hauptraum sei komplett ausgebrannt. 60 Feuerwehrleute waren in der Nacht im Einsatz, um den Brand zu löschen.

„Die meisten Räumlichkeiten unserer Moschee sind weitestgehend nicht mehr nutzbar“, teilte die Koca-Sinan-Camii-Gemeinde mit, die zum Ditib-Verband gehört. Gemeindemitglieder räumten am Sonntag Trümmer fort und versuchten, durchnässte Gebetbücher und Koran-Ausgaben zu trocknen. „Ein Anschlag auf ein Gotteshaus, egal aus welchem Grund, ist nicht akzeptabel und nicht hinnehmbar“, betonte die Gemeinde.

Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion) ist der Dachverband der rund 900 türkisch-islamischen Vereine in Deutschland und vertritt nach eigenen Angaben rund 70 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime. Kritiker bemängeln die enge Bindung von Ditib an die politischen Interessen des türkischen Staatschefs Erdoğan.

Auch der türkische Botschafter in Berlin, Ali Kemal Aydın, ist am Sonntag nach Reinickendorf gekommen. Das Gerücht, die kurdische PKK stecke hinter dem Anschlag, macht vor der Moschee die Runde. Eine junge Frau fordert: „Der PKK gegenüber muss die deutsche Politik jetzt klarere Kante zeigen.“ (taz, dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.