Anschlag auf Hotel in Libyen: Explosionen und Schüsse
Bei einem Angriff auf ein Hotel in Tripolis sollen neun Menschen getötet worden sein. Zu dem Anschlag soll der IS aufgerufen haben.
TRIPOLIS afp/ap | Ein mit Sprengstoff präpariertes Auto ist am Dienstag vor einem Hotel in der libyschen Hauptstadt Tripolis explodiert. Dabei sollen mindestens neun Menschen getötet worden sein. Aus Sicherheitskreisen heißt es, vier bewaffnete Männer hätten das Fahrzeug zur Explosion gebracht, das Hotel „Corinthia“ gestürmt und dabei drei Wachmänner getötet.
Das Hotel liegt an einer stark befahrenen Straße nahe einer Bushaltestelle und einem Markt. Früher waren dort diplomatische Vertretungen untergebracht. Tripolis steht derzeit unter der Kontrolle eines Bündnisses islamistischer und anderer Milizen.
Ein Sicherheitsbeamter hatte berichtet, dass Geiseln genommen worden seien, konnte aber keine näheren Angaben zu ihrer Identität machen. Wegen Sicherheitsbedenken seien auch zwei Bürohochhäuser hinter dem Hotel evakuiert worden. Der Chef der Spezial-Abwehr-Einheit, Mahmud Hamsa teilte im Privatsender Al-Nabaa mit, die Situation sei inzwischen „unter Kontrolle“, und es gebe keine Geiseln mehr im Hotel. Unter den Opfern befänden sich fünf Ausländer, sagte ein Sprecher der örtlichen Sicherheitskräfte, ohne deren Nationalitäten zu nennen.
Ein Angestellter des Hotels berichtete, die vermummten Angreifer mit kugelsicheren Westen hätten das Gebäude gestürmt, nachdem Sicherheitsleute an den Toren versucht hätten, sie aufzuhalten. Die Attentäter hätten in der Lobby wahllos auf Mitarbeiter geschossen. Angestellte und Gäste seien über die Hintertüren des Hotels auf den Parkplatz geflüchtet.
Nicht der erste Angriff
Das Hotel habe italienische, britische und türkische Gäste, sei aber zum Zeitpunkt des Angriffs weitgehend leer gewesen, sagte er weiter. Der Ministerpräsident der international nicht anerkannten Regierung, Omar al-Hassi, wohne normalerweise in dem Hotel, sei aber am Dienstag nicht dort gewesen. Das Hotel war 2013 schon einmal angegriffen worden. Damals wurde dort ein ehemaliger Ministerpräsident entführt.
Das auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen Site teilte mit, Kämpfer der Dchihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) in Libyen hätten sich im Internet zu dem Anschlag auf das Luxushotel bekannt.
Der IS-Arm in Tripolis habe in einer Botschaft im Kurznachrichtendienst Twitter erklärt, dass seine Mitglieder das Hotel erstürmt hätten. Dieses sei dafür bekannt, dass es von Diplomaten und führenden libyschen Politikern besucht werde.
Die Sicherheitslage in Tripolis ist seit Monaten sehr gespannt. Immer wieder gibt es Bombenanschläge und Schießereien. Seit dem Sturz des Diktators Muammar al-Gaddafi 2011 erlebt Libyen einen Verfall der staatlichen Ordnung. Derzeit hat es zwei rivalisierende Regierungen und Parlamente, die jeweils von unterschiedlichen Milizen gestützt werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!