piwik no script img

Anschlag auf Bundeswehr in AfghanistanDrei deutsche Soldaten getötet

Bei einem Feuergefecht im Norden Afghanistans sind drei deutsche Soldaten ums Leben gekommen. Mindestens ein weiterer wurde verletzt. Die Taliban bekennen sich zu dem Anschlag und sprechen von zehn Toten.

Die Soldaten patrouillierten in der nordafghanischen Region Kundus. Bild: ap

BERLIN dpa/afp/rtr | In Nordafghanistan sind am Dienstag drei deutsche Soldaten bei einem Feuergefecht mit Aufständischen gestorben. Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sagte bei einer Marine-Veranstaltung im schleswig-holsteinischen Laboe: "Ich muss Ihnen leider Mitteilung machen, dass ich gerade eine traurige Nachricht aus Afghanistan erhalten habe, wo drei unsere Soldaten im Einsatz für den Frieden gefallen sind." Nach Informationen aus mehreren Quellen in Berlin stürzten die Männer bei einem Ausweichmanöver mit ihrem Transportpanzer vom Typ "Fuchs" in einen Wassergraben.

Das schwere Fahrzeug blieb auf dem Dach liegen. Ersten Angaben zufolge kamen die Soldaten nicht mehr rechtzeitig aus dem Panzer heraus. Zunächst war von zwei Toten, einem Schwerverletzten und einem weiteren Verletzten die Rede. Der Schwerverletzte soll nach Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Todesursache könne Ertrinken oder Ersticken gewesen sein.

Das Verteidigungsministerium hatte am Vormittag berichtet, eine Patrouille der Bundeswehr sei in der Region Kundus rund sechs Kilometer vom Standort des deutschen Wiederaufbauteams (PRT) in ein Feuergefecht geraten. Es sei Hilfe von Reservekräften und Flugzeugen angefordert worden. Die deutschen Soldaten seien in einer gemeinsamen Operation mit afghanischen Sicherheitskräften unterwegs gewesen und beschossen worden. Die Soldaten hätten das Feuer erwidert.

Inzwischen haben sich die radikalislamischen Taliban zu dem Anschlag bekannt. Ein Sprecher der Aufständischen, Sabihullah Mudschahid, sagte: "Wir haben die deutschen Truppen im Bezirk Schahar Dara angegriffen." Nach seiner Darstellung wurden allerdings zehn deutsche Soldaten getötet und zwei Panzer zerstört.

Die Lage in der Region Kundus ist seit Monaten instabil. Das deutsche PRT sieht sich nach eigenen Angaben zunehmend von den radikal-islamischen Taliban bedroht. Die Zahl der Angriffe ist deutlich gestiegen. "Wir können nicht ausschließen, dass sich die Lage weiter verschlechtert", hatte Kommandeur Oberst Georg Klein Anfang Juni gesagt. In der Region Kundus sind nach seinen Angaben derzeit 1100 deutsche Soldaten stationiert.

Zuletzt war Ende April ein Soldat in der Nähe der Stadt Kundus getötet worden, nachdem er mit seiner Patrouille in einen Hinterhalt geraten war. Mit dem jüngsten Vorfall sind beim Einsatz am Hindukusch bislang insgesamt 35 deutsche Soldaten bei Anschlägen, Gefechten, Unfällen und Unglücken ums Leben gekommen.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) reagierte mit Betroffenheit auf den Tod der Soldaten. "Ich verurteile den feigen Angriff, der zu ihrem Tod geführt hat, auf das Schärfste", erklärte er am Dienstag in Berlin. Gemeinsam mit den afghanischen Behörden werde Deutschland alles daran setzen, die Hintergründe aufzudecken und die Täter zur Verantwortung zu ziehen. Den Angehörigen und Freunden der Toten sprach der Minister sein Mitgefühl aus.

Linksfraktionschef Gregor Gysi kritisierte erneut den Bundeswehreinsatz. "Es ist nicht länger zu verantworten, das Leben von Afghanen und das Leben der Soldaten aufs Spiel zu setzen", erklärte er in Berlin.

Derweil hat die Internationale Schutztruppe (ISAF) im Süden Afghanistans nach eigenen Angaben einen der bislang größten Militäreinsätze gegen die Taliban gestartet. Wie die NATO-geführte ISAF am Dienstag mitteilte, sind an der seit dem Wochenende andauernden Luft-Lande-Operation in der Unruheprovinz Helmand zwölf Hubschrauber, 13 Kampfflugzeuge sowie mehr als 500 vor allem britische Soldaten beteiligt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

22 Kommentare

 / 
  • H
    Heini

    Hallo Ihr:

     

    1. Während Ihr Euren Hintern aufs Sofa presst, melden sich freiwillige junge Leute um die Welt zu verbessern und ein kleines bischen lebenswerter zu machen.

     

    2. Die Jungs waren zw. 21 - 23, also ich war da noch ziemlich unerfahren und unreif. Es ist eine Schande, dass die Vorgesetzten die Jungs so schlecht ausgebildet in einen Krieg schicken.

     

    3. Wünsche jedem von Euch mal einen Gewaltangriff, ohne dass Euch jemand zur Hilfe kommt - zB ein junger Polizist mit Waffe -.

     

    4. Die Bundeswehr ist zum Schutz von Unschuldigen dort!

     

    5. Ihr verurteilt wohl auch den Waffeneinsatz der Amerikaner bei der Befreiung der Gefangenen in den Konzentrationslagern was!?

     

     

    Das musste ich mal loswerden.

     

    Gruß

     

    Heini

  • A
    Anonym

    Die Soldaten sind "gefallen".

    In der Tat.

    In einen Graben.

  • S
    sadf

    welch scheinheilige welt!!

     

     

    in afghanistan tötet die bundeswehr menschen im kampf gegen AUFSTÄNDIGE.

     

    im iran wird es verurteilt...

     

     

    nebenbei.. ich fühle mich mit den drei toten deutschen soldaten nicht weniger verbunden als mit den getöteten aufständigen!

  • V
    vic

    "Yes, 'n' how many ears must one man have

     

    before he can hear people cry?

     

    Yes, 'n' how many deaths will it take

     

    till he knows that too many people have died?

     

    The answer my friend is blowin' in the wind..."

  • V
    vic

    @ Ancvet

    "Ich glaube nicht, dass man mit einer Erhöhung der Truppen noch etwas erreichen kann."

     

    Doch Ancvet, kann man.

    Mehr Opfer auf allen Seiten.

  • SP
    Sven Paronz Boschian

    Im Einsatz getötet zu werden gehört nunmal zum Berufsrisiko eines Soldaten. Wichtiger ist warum unsere Soldaten in Afghanistan sind; weil wir immer noch Lakaien der USA sind und auch bleiben werden!

  • H
    harri

    Und dann hat der Kriegsminister noch die Stirn, vor die Kameras zu treten und frech zu behaupten: "61 Prozent der Bevölkerung befürworten den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan." Was für eine unverschämte Lüge - mitten ins Gesicht des betrogenen Volkes.

  • A
    Ancvet

    Mein Beileid mit den Eltern und Angehörigen der Soldaten.

     

    Ich verstehe nicht, wie hier einige auf die Idee kommen, dass die Taliban bei diesem Übergriff gar nicht beteiligt war und dass die deutschen Soldaten nicht fähig sind Panzer zu fahren? Meiner Meinung nach steht hier im Artikel ziemlich dezidiert, dass es sich um ein Feuergefecht, also um eine Kampfsituation gehandelt hat:

     

    "In Nordafghanistan sind am Dienstag drei deutsche Soldaten bei

    einem FEUERGEFECHT mit AUFSTÄNDISCHEN gestorben."

     

    "(...)stürzten die Männer bei einem AUSWEICHMANÖVER mit ihrem

    Transportpanzer vom Typ "Fuchs" in einen Wassergraben."

     

    Dass bisher aber keine Besserung der Lage in Afghanistan in Sicht ist, zeigt mit Sicherheit, dass die Soldaten, die dort stationiert sind, umsonst sterben. Ich glaube nicht, dass man mit einer Erhöhung der Truppen noch etwas erreichen kann.

  • ID
    Irgen Dwer

    Wieder drei junge männer weniger, auf die wir als gesellschaft angewiesen sind. Bei den schlechten geburtenraten heutzutage.

    Ich werde den verdacht nicht los, daß die bundeswehr in afghanistan ausflüge veranstaltet um sich günstig mit drogen aller art einzudecken.

    Auch amerikaner haben seinerzeit in vietnam schwunghaften export von naturkräutern betrieben!

  • J
    Johnny

    @Hauke

    Vielleicht braucht die Bundeswehr deshalb den Afghanistan-Krieg: Damit sie ihre hohe Unfallquote als Kriegsverluste umdeuten kann. Schon im Kosovo sah das ja ähnlich aus, selbst ohne Feuergefechte. Da haben sie sogar beim Panzerreinigen versehentlich die Kanone abgefeuert und ihre eigenen Fahrzeuge samt Besatzung in die Luft gejagt. Ganz zu schweigen von all den Tornados, die irgendwo in der Nordsee versenkt wurden, ohne das Taliban auch nur in der Nähe waren...

  • J
    JoeCanasi

    Man kann sagen in Deutschland wird niemand gezwungen zum Militär zu gehen. Wenn sich dann gewisse Menschen dazu entscheiden nicht nur zum Militär zu gehen sondern auch noch in ein Kriegsgebiet zu fahren, dann sollten sich diese Menschen bewusst sein was Krieg bedeutet und das Sterben im Krieg völlig "normal" ist. Ein Krieg basiert schliesslich auf morden und ermordet werden. Ich will nicht sagen diese Menschen sind selbst schuld an ihrem Tod, sie haben aber entschieden dazu beigetragen.

  • D
    docwitti

    Unbeschadet jeder politischen Einstellung und der persönlichen Einschätzung zum Engagement Deutschlands in Afghanistan, bitte ich doch alle Kommentatoren und Leserbriefverfasser sich dringend um ein Mindestmaß an Respekt gegenüber den Toten zu bemühen.

     

    Und dies auch obwohl es eine alte Tradition der friedensbewegten Linken ist, jeden Soldaten als potentiellen Mörder und damit pauschal Menschen zweiter Klasse zu betrachten.

    Diese drei jungen Männer waren Menschen, die genauso an ihrem Leben hingen wie jeder von uns.

    Die Häme und stille Schadenfreude die in einigen eurer Kommentare mitschwingt finde ich erschütternd und ist auch nicht mit linksintellektuellem Pazifismus zu entschuldigen.

     

    Der Einsatz sollte Kontrovers diskutiert werden.

    Aber die Soldaten die sich dort im Krieg befinden sind Menschen und Bundesbürger, die von unserer Gesellschaft in diese Gefahr geschickt werden. Sie als entmenschlichte Verfügungsmasse zu betrachten ist ein Menschenbild das wir in Deutschland eigentlich überwunden haben sollten, offenbar aber bei Linken und Rechten immer noch möglich scheint, wenn diese Gruppen sich damit in der eigene Position bestärkt fühlen.

     

    Insbesondere als Linker sollte man den Wert eines Menschlebens hoch schätzen und nicht in aggressive und verletzende Stereotype verfallen.

     

    Bitte wahrt etwas mehr Anstand!!

  • W
    willy

    Wenn ich hier schon wieder lese, dass deutsche Soldaten "gefallen" sind, dann frage ich mich, woran mich dieser unsägliche Begriff nur erinnert. Im letzten Weltkrieg "fielen" auch deutsche Soldaten. Damals für "Führer Volk und Vaterland", heute für den "Frieden".

    Wessen Frieden denn bitte?

    Und was bitte soll dieses dumme Geschwätz eines Möchtegern-Kanzlerkandidaten von einem "feigen" Angriff, der zum Tod der Soldaten geführt hat? Seit wann ist es feige, wenn ausländische Besatzer im eigenen Land bekämpft werden?

    Was bitte haben deutsche Soldaten in Afghanistan zu tun? Straßen und Wasserleitungen bauen sie wohl schon lange nicht mehr!

    Mann oder Frau stelle sich einfach nur den umgekehrten Fall vor! Afghanische Soldaten in Kötzschenbroda oder Hintertupfingen.....

  • H
    Hauke

    Ich hoffe doch, das einer der Feinde (also der Wassergraben) dem Erdboden gleich gemacht wurde. Dieser heimtückische Angriff durch den versteckten Wassergraben war wirklich hinterhältig...

    Genau wie die Taliban. Anstatt sich offen zu zeigen, damit sie erschossen werden können, verbergen die sich einfach ! Vor allem ist so etwas ja auch nicht vorhersehbar gewesen, da die Methode des Hinterhalts ja vollkommen neu in der Militär- bzw. Kriegsgeschichte ist...

     

    Aber mal ernsthaft. Wenn ich so an die Gefallenen-Meldungen aus den letzten Jahren zurückdenke, kommt es mir so vor, als ob die meisten Deutschen da beim Fahren mit Militärfahrzeugen getötet wurden und nicht direkt durch die Taliban. Es wäre vielleicht sinnvoller, wenn die Fahr-Ausbildung und die Technik verbessert wird, um weitere »Helden-Tote« zu vermeiden.

  • GW
    Günther Wettlaufer

    Text am Montag im Tagesspiegel: Josef Joffe, Herausgeber der ,,Zeit'' (erscheint wie der ,,Tagesspiegel'' bei Holzbrink und hat eine Partnerschaft mit den Demokratie-Zerstörern der ,,Initiative Neue Sozialen Marktwirschaft'').

     

    Joffe über die Außenpolitik: ,,Diese Woche ist die Kanzlerin bei Obama...300 zusätzliche Bundeswehrleute ist schon mal kein schlechtes Gastgeschenk.''

     

    Abgesehen von falschem Deutsch: Die Leute sind Soldaten. Human-Kapital, das zu Hause Wirtschaftsmüll ist, wird zum Geschenk.

     

    Ich fordere Herrn Joffe auf, seinen Hintern zu heben und sich im Kundus an die Front zu begeben.

     

    Wenn wir hier zu Hause eines nicht brauchen, dann ist das Menschen verachtender Dumpfbacken-Journalismus.

  • A
    Antimilitaristin

    Wieder drei weniger. So sieht praktische Abrüstung aus. Wir gratulieren der Bundeswehr.

  • WW
    Walter Wasilewski

    Gefallen für den Frieden.

    So heute der "Verteidigungs"Minister.

    Seit Jahren sind sind auch Deutsche Soldaten in Afghanistan. Einst ausgegeben -zur humaqnitären Hilfe. Seit langer Zeit allgemein bekannt-es ist ein Kriegseinsatz.

    Das Land ist unwillig für seine "Verteidigung" selbst aufzukommen. Ausländische Truppen sind billiger.

    Die Opiumhändler auf beiden Seiten betreiben ihren Handel einverstädlich.

    Es wird Zeit wir sollten den Aghanen die Verteidigung allein überlassen.

    Deutschland ist nicht Kriegsteilnehmer.Raus aus Afghanistan.

    Walter Wasilewski

  • N
    NixWieRaus

    So ist das in einem Krieg, der uns von unserer ach so 'demokratischen' und gewaltfreien Regierung als harmloses Brunnenbauprogramm verkauft wird.

    Bundeswehr raus aus Vietnam...äh...Afghanistan. Zurück nach Germoney.

    P.S.: wieso wird in der BRD eigentlich in keinster Weise die Tatsache diskutiert, dass der Großteil der Bevölkerung gegen diesen Bundeswehreinsatz in Afghanistan ist; dies allerdings die Regierung überhaupt nicht interessiert? Demokratie?

  • C
    chris

    oh man - unsere bundeswehr...

     

    die sind also alle drei durch den "unfall" (sturtz in wassergraben) ums leben gekommen...

     

    die werten damen und herren der regierung sollten die mill., welche in afghanistan für nichts und wieder nichts verpulvert werden, lieber in eine vernünftige ausbildung der soldaten investieren.

     

    dann würde es auch solche "unfälle" nicht geben.

     

    mein beileid für die angehörigen.. mein unverständniss an die bundesregierung!

  • D
    duke

    Im eigenen Panzer ertrunken, Sachen gibts.

     

    "[...] drei unserer Soldaten im Einsatz für den Frieden gefallen sind", sagte Jung.

     

    Bei diesem Neusprech vom Ministerium für Frieden wird mir immer ganz komisch.

  • B
    Becky

    Wieviele tote brauch es noch??

  • E
    ethiramos

    Mein Beileid und Mitgefühl gilt den Kameraden und Angehörigen der Gefallenen und meine besten Wünsche dem Verwundeten.

    Möge ihr Opfer nicht umsonst gewesen sein.