Anschläge in der Ukraine: Tödliche Bombenexplosion
Bei einem Attentat, das dem nationalistischen Politiker Ihor Mositschuk gilt, sterben zwei Menschen. Er wird verletzt. Eine Spur könnte nach Moskau führen.
Der Politologe Witalij Bala, der mit dem Abgeordneten das Studio verlassen hatte, und eine Passantin wurden schwer verletzt. Bereits am nächsten Morgen meldete sich der Politiker nach einer ersten Operation per Facebook von der Intensivstation. Er sei an der rechten Seite verletzt, der Eingriff erfolgreich verlaufen. Gleichzeitig kündigte er an, selbst in seinem Fall ermitteln und den Tätern „persönlich das Urteil zustellen zu wollen“.
Sofort nach Bekanntwerden des Anschlags wurden erste Erklärungsversuche laut. Anton Geraschtschenko, Abgeordneter und Berater von Innenminister Arsen Awakow, erkannte eine „russische Spur“.
Dmitrij Linko, ebenfalls Abgeordneter der Radikalen Partei, sieht den tschetschenischen Regierungschef Ramsan Kadyrow hinter dem Anschlag. Und Oleh Ljaschko, Parteichef der „Radikalen“, hält eine Beteiligung Moskaus für möglich. Aber auch innenpolitische Gegner könnten die Täter gewesen sein.
Viele Feinde
Es sei erstaunlich, wie Geraschtschenko nur eine halbe Stunde nach dem Anschlag sagen könne, dass eine Spur zum russischen Geheimdienst führe, schreibt der Journalist Stanislaw Retschinskij in einem sozialen Netzwerk.
Der Nationalist Mositschuk, der 2014 im „Asow“-Freiwilligen-Bataillon im Donbass kämpfte, hat viele Feinde. Mehrfach hatte er in der „Wir“-Form über Aktionen der Radikalen Partei berichtet, bei denen mutmaßliche Separatisten durch die Stadt getrieben und in Müllcontainer geworfen wurden. Seit 2014 sitzt Mositschuk als Abgeordneter im ukrainischen Parlament und gilt als einer der engsten Vertrauten von Parteichef Ljaschko.
Obwohl Opposition, trägt die Radikale Partei viele von Präsident Petro Poroschenko eingebrachte Gesetzesentwürfe mit. Im Konflikt im Donbass lehnen die „Radikalen“ jegliche Kompromisse, wie etwa die Vereinbarungen von Minsk, ab.
Anfang dieser Woche hatte Parteichef Oleh Ljaschko auf seiner Facebook-Seite bedauert, dass die Ukraine keine eigenen Atomwaffen mehr habe. Das Land müsse jetzt seinen atomaren Schutzschild um jeden Preis wiederherstellen.
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