Anschläge in Mali bei Gauck-Besuch: Botschaft an die Kreuzzügler
Radikale Islamisten verüben zwei schwere Anschläge mit neun Toten während des Besuchs von Bundespräsident Joachim Gauck.
In Kidal wurde die Basis der UN-Mission Minusma am frühen Morgen zweimal mit Raketen beschossen. Zudem fuhr ein Selbstmordattentäter ein Auto in die Basis und sprengte sich mitten zwischen den dort stationierten UN-Soldaten aus Guinea in die Luft. Neben den sechs Toten gab es 30 Verletzte.
Die islamistische Gruppe Ansar Dine bekannte sich zu dem Anschlag, den „ein heldenhafter mauretanischer Dschihadist“ begangen habe. Er sei „eine Botschaft an die kreuzzüglerischen Invasoren und alle, die sie unterstützen und versprechen, uns ihre Soldaten zu schicken, wie der deutsche Präsident“, so die Gruppe in einer am späten Freitagabend verbreiteten Erklärung.
Ziel der Anschläge: maximaler Eindruck
Am gleichen Tag starben drei malische Soldaten, darunter ein hochrangiger Offizier, in einem Hinterhalt außerhalb von Timbuktu. Dafür übernahm al-Qaida im Islamischen Maghreb die Verantwortung. Malische Journalisten spekulieren nun, die Angriffe könnten koordiniert sein, um maximalen Eindruck beim Gauck-Besuch zu erzeugen.
Kidal und Timbuktu sind zwei von drei Provinzhauptstädten Nordmalis. In der dritten, Gao, sind 40 Bundeswehrsoldaten stationiert, als Vorhut eines UN-Kontingents, das 650 Mann erreichen soll.
Es sei klar, dass Mali immer noch „bedroht“ sei, sagte Gauck in Malis Hauptstadt Bamako auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Malis Präsidenten, Ibrahim Boubacar Keïta. „Ich bin kein naiver Optimist“, sagte der Bundespräsident. „Aber vor einigen Jahren war die Lage schlimmer.“
Malis Präsident Keïta äußerte sich deutlich forscher. „So kann Kidal nicht bleiben,“ sagte er, „eine offene Wunde in Malis Flanke, wo jeden Tag Angriffe verübt werden und wo die internationale Gemeinschaft und wir zuschauen, nein!“, so der Präsident.
Kidal ist die unsicherste Region Malis, und die Provinzhauptstadt steht bis heute nicht unter Regierungskontrolle. Erst am 6. Februar war unter UN-Vermittlung eine Vereinbarung zwischen den bewaffneten Gruppen erzielt worden, die sich um Kidal streiten – die Tuareg-Rebellenkoalition CMA (Coordination des Mouvements de l’Azawad) und die Anti-Tuareg-Milizenkoalition „Plattform“.
Die Vereinbarung sieht vor, dass beide Parteien in der Stadt präsent sein dürfen, sofern sie sich ruhig verhalten. In Malis Regierung werden solche Vereinbarungen, auf die die UN-Mission Minusma zur lokalen Befriedung setzt, immer wieder kritisiert, weil sie die Hoheit des malischen Staats untergraben.
Man müsse „die Autorität des Staates in Kidal wiederherstellen“, so Präsident Keïta jetzt in Reaktion auf den Anschlag der Islamisten. Aber dafür fehlen ihm die Mittel.
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