Anna Lehmann über Lehrerverbeamtungen: Langfristig bescheuert
Auch Sachsen will künftig seine Lehrer verbeamten. Neben Berlin und Sachsen-Anhalt ist der Freistaat eines der letzten Bundesländer, in denen angehende Lehrer nur angestellt werden. Da sich die Bundesländer derzeit wie Headhunter gebärden, um rare Lehrer zu rekrutieren, hat Sachsen damit einen Wettbewerbsnachteil.
An den sächsischen Grundschulen sind mittlerweile zwei Drittel der neu eingestellten Lehrer_innen Quereinsteiger. Kurzfristig kalkuliert handelt der sächsische Kultusminister richtig. Langfristig ist die Strategie Sachsens und der nunmehr 14 Bundesländer, die auf Verbeamtung setzen, bescheuert.
Warum? Die Probleme an deutschen Schulen sind nicht mit dem Beamtenstatus zu lösen. Kein Kind lernt besser lesen, weil seine Grundschullehrerin nun Beamtin ist.
Hinzu kommt: Im internationalen Vergleich verdienen deutsche Lehrer überdurchschnittlich, dagegen fließt unterdurchschnittlich wenig Geld in Sachausstattung, Schulentwicklung und zusätzliches Personal. Und verbeamtete Lehrer kosten vor allem dann, wenn sie nicht mehr arbeiten. Jeder Euro, der aus Steuergeldern in Pensionen fließt, fehlt, um Schulen zu sanieren, digital upzugraden und zusätzliches Personal anzustellen.
Attraktiver wird der Beruf mit dem Beamtenstatus auch nicht. In Sachsen arbeiten die Lehrer zu 30 Prozent in Teilzeit. Weil sie keine Beamten sind? Nein, weil die Arbeitsbelastung so groß und die Anforderungen mit einer heterogeneren Schülerschaft wachsen. Lehrer sollen gleichzeitig auch noch Erzieher, Sozialarbeiter und Sonderpädagogen sein. Ob sie dem als Beamte besser gewachsen sind, ist zu bezweifeln.
Die von den Gewerkschaften und Lehrerverbänden mit vorangetriebene Fokussierung auf den Beamtenstatus ist falsch. Es muss ihnen darum gehen, die Attraktivität des Lernorts Schule zu steigern – mit besserer Ausstattung und zusätzlichen Erziehern und Sozialarbeitern. Davon profitieren dann auch die Lehrer und Schüler.
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