Anleitung zum Saubermachen: „Aufräumen, bevor man putzt“
Der Frühjahrsputz steht an. Viele kapitulieren schon beim Staubwischen. Eine Reinigungsfachfrau gibt Profitipps, wie man seine Wohnung richtig putzt.
taz: Frau Holste, wie hält man eine Wohnung übers Jahr so sauber, dass man im Frühjahr nicht denkt: abschließen und neu kaufen?
Susan Holste: Jede Woche Bad und Küche putzen. Nicht nur Toilette, Dusche, Badewanne, sondern auch mal in den Abfluss schauen, da passieren lustige Sachen: Haare, Hautschuppen und Seifenreste bilden innerhalb von Tagen ein Sumpfgebiet.
Abfluss reinigen ist so eklig.
Nicht, wenn man es regelmäßig macht. In der Dusche muss man auch das Wasser immer von den Wänden abziehen, sonst entsteht dort schnell eine Tropfsteinhöhle, besonders bei kalkhaltigem Wasser.
Was gehört zu einem gründlichen Frühjahrsputz?
Aufräumen, bevor man putzt: den Adventskranz endlich rausschmeißen, Zeitungen, Deko und Tischdecken ausmisten, sonst macht das Putzen keinen Spaß.
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Und dann?
Die Fenster. Alle Frauen, die bei uns arbeiten, haben zehn unterschiedliche Tipps, was dabei gut gegen Schlieren hilft. Ich nehme einen Eimer Wasser mit nur einem halben Tropfen Geschirrspüler, sonst schmiert es. Gegen fleckige Fenster hilft auch ein Schuss Spiritus. Zum Abtrocknen schwören einige auf zusammengeknüllte Zeitungen, ich bevorzuge ein Baumwolltuch.
48, arbeitet beim Dienstleister „Alles Saubere Leistung“, der Haushaltshilfen vermittelt. Die frühere Floristin putzt seit zehn Jahren Berliner Wohnungen.
Was gehört noch dazu?
Die Fensterrahmen macht man sonst nie. Der Kunststoff bekommt einen dunklen Film von der Heizungsluft. Wenn die Rahmen selten geputzt werden, nehme ich Scheuermilch, die ist wie ein Peeling mit ein bisschen Chlor. Auch die Heizungskörper gehören zum Frühjahrsputz. In den Zwischenräumen ist alles voller Spinnenweben. Ich lege ein feuchtes Handtuch darunter, puste dann mit dem Staubsauger kräftig durch und der aufgewirbelte Staub landet auf dem Handtuch. Auch wichtig: Gardinen waschen, aber nur bei 30 Grad, sonst schrumpfen sie.
Ich vergesse immer die Fußleisten.
Die sind ja auch undankbar, man muss sie auf allen Vieren machen. Sollte trotzdem monatlich gemacht werden, sonst lagert sich eine Staubschicht nach der nächsten.
Welche Grundausrüstung braucht man?
Auf jeden Fall Antikalk. Den gibt es im Drogeriemarkt, der ätzt aber und riecht stark. Stattdessen kann man auch einfach Wasser zwei zu eins mit Essig mischen oder Zitronensäure nehmen, womit man auch den Wasserkocher entkalkt. Spülmittel ersetzt ganz viele Mittel, es ist ein Allesreiniger. Natron oder Waschsoda sind gute Fettlöser, die gibt es in der Drogerie. Einfach in Wasser auflösen und die Fliesen um den Kochbereich damit wischen.
Was machen die meisten falsch beim Putzen?
Man kann nichts falsch machen, außer nichts zu machen. Und vielleicht falsche Mittel für die falschen Oberflächen nehmen. Putzt man zum Beispiel mit Chlorreiniger eine feine Emaillebadewanne, wird sie stumpf.
Erst saugen, dann wischen?
Erst die Möbel abwischen, dabei kann alles auf die Erde fliegen, dann den Boden saugen und dann wischen. Mit Übung kommt der Mopp auch in die Ecken, ansonsten mit dem Lappen hinterher. Aber gut gesaugt ist halb gewischt.
Wie kriegt man Tierhaare weg?
Ein guter Staubsauger ist das Wichtigste. Es gibt bestimmte Aufsätze für Tierhaare, damit kann man auch das Sofa absaugen. In der Waschmaschine sammeln sich die Haare zu kleinen Knoten, deswegen sollten Hundedecken immer separat gewaschen werden, über 40 Grad und ohne parfümiertes Waschmittel.
Was macht mehr Dreck – Kinder oder Hunde?
Beide. Bei Hunden sind es die Haare oder die Kleintiere, die sie mitbringen. Bei Kindern kann es nach dem Essen richtig katastrophal aussehen, und ihre fettigen Hände patschen dann überall an die Türen und Spiegel.
In welchen Ecken liegt seit Jahren der gleiche Staub?
Auf allem, was nicht in Sichthöhe ist. Schränke, Gardinenstangen, Rahmen über den Türen. Man erschreckt sich, was da alles runterkommt. Wann haben Sie das letzte Mal auf ihren Küchenschrank geguckt?
Lange her.
Machen Sie das mal, es ist wie Kleber dort oben. Zu dem ganzen Staub kommt noch das ganze Fett vom Braten dazu. Ein Oma-Tipp ist: Die Schränke oben mit Zeitungspapier auslegen. Oder mit den ausgemisteten Zeitschriften. Die werden dann einfach nach einer Weile weggeschmissen, und man spart sich das Schrubben.
Woraus basteln Sie Putzlappen?
Aus allem, was aus Baumwolle ist, also T-Shirts oder Handtücher. Jemand hat uns Haushaltshilfen mal zum Putzen eine Jogginghose hingelegt – das ging gar nicht. Zu dick, innen angeraut, und bitte vorher wenigstens zerschneiden.
Wie oft schmeißen Sie Ihren Spülschwamm weg?
Der fliegt bei mir einmal im Monat raus.
Haben Sie den ultimativen Tipp für Putzmuffel?
Ich stelle mir manchmal meinen Sohn vor, der gar nicht immer sieht, was schmutzig ist. Man macht sich am besten einen Plan: Montag bis Freitag eine kleine Aufgabe pro Tag.
Jeden Wochentag?
Das wird wie Zähneputzen oder Jacke anziehen, bevor man rausgeht. Wenn man jeden Mittwoch den Müll rausbringt, verliert man nicht den ganzen Samstag mit einer riesigen Grundreinigung, das macht wirklich schlechte Laune. Und wenn man zu zweit ist, ganz wichtig: Die Arbeit aufteilen.
Wie sieht es eigentlich bei Ihnen zu Hause aus?
Früher war es klinisch sauber. Wahrscheinlich, weil meine Eltern super chaotisch waren. Mittlerweile putze ich nicht mehr am Wochenende. Es ist sauber, aber nicht mehr steril.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Das Weihnachten danach
Sport und Krieg in der Ukraine
Helden am Ball