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Anklage gegen KachelmannVorwurf bezweifelt

Ein Gutachten entlastet den Wettermoderator Jörg Kachelmann. Die Schilderung der Vergewaltigung der Exfreundin des Wettermoderators sei zu vage und oberflächlich.

die Aussagen der Freundin, die Kachelmann als Vergewaltiger angezeigt hatte, seien nicht geeignet, die Tat zu belegen, so das Gutachten einer Psychologieprofessorin. Bild: dpa

FREIBURG taz Jörg Kachelmann wird durch ein Gutachten entlastet. Im Mai wurde der Wettermoderator von der Staatsanwaltschaft Mannheim wegen Vergewaltigung einer langjährigen Freundin angeklagt. Jetzt kommt die Bremer Psychologieprofessorin Luise Greuel zum Schluss, die Aussagen der Freundin, die Kachelmann als Vergewaltiger angezeigt hatte, seien nicht geeignet, die Tat zu belegen.

In einem 126-seitigen Gutachten, über das der Spiegel berichtet, bemängelt die Psychologin, die Aussage der Freundin erfülle nicht die Mindestanforderungen an Logik, Detaillierung und Konstanz. Die Vergewaltigung schildere sie nur vage und oberflächlich. Dass Kachelmann ihr nahezu ständig das Messer an den Hals gehalten hatte, sei unwahrscheinlich bis unmöglich.

Das Gutachten der Psychologin wiegt umso schwerer, weil die Freundin in den letzten Wochen bereits einräumen musste, die Vorgeschichte des Vorfalls falsch berichtet zu haben. Außerdem sind die Spuren am Messer, das Kachelmann benutzt haben soll, nicht so eindeutig, wie die Staatsanwaltschaft bei Anklageerhebung behauptete. Und auch die bei der Freundin am Morgen nach dem Vorfall festgestellten Rötungen und blauen Flecken sind laut einem weiteren Gutachten nicht eindeutig auf eine Fremdeinwirkung zurückzufügen. Das Landgericht Mannheim, muss nun entscheiden, ob es die Anklage überhaupt zur Verhandlung zulässt. Das Gutachten der Psychologin lag bei Anklageerhebung noch nicht vor.

In Vergewaltigungsprozessen steht oft Aussage gegen Aussage, weil typischerweise keine Zeugen zugegen sind. Die Glaubwürdigkeit einer Aussage ist daher oft von entscheidender Bedeutung.

Nach einer umfangreichen Untersuchungen der Kriminologen Wiebke Steffen und Erich Elsner im Auftrag des bayerischen Landeskriminalamtes kamen diese 2005 zum Ergebnis, dass rund 20 Prozent der Vergewaltigungsvorwürfe "sehr zweifelhaft" sind. In rund sieben Prozent der Fälle zeigt die Polizei die Frau sogar wegen falscher Verdächtigung an. Die meisten dieser Fälle spielten im "sozial schwachen Millieu", oft seien Drogen, Alkohol und psychische Krankheiten im Spiel. Motiv für eine Falschbeschuldigung könne auch die Vertuschung einer vom Partner, der Familie oder Freunden nicht gebilligten Beziehung sein. "Fälle eines gezielten Einsatzes von falschen Verdächtigungen, etwa um sich an einem Mann zu rächen, waren die absolute Ausnahme", fassten Steffen und Elsner zusammen.

Gunda Wößner, die als Kriminologin am Freiburger Max-Planck-Institut für Strafrecht arbeitet, sieht den Anteil an Falschbeschuldigungen sogar noch deutlich niedriger, bei etwa zwei bis sieben Prozent. Sie erklärt die höhere Zahl in der bayerischen Studie mit möglichen Vorurteilen der befragten Polizisten.

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8 Kommentare

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  • H
    Harwardt

    Ich halte es schon für einen Justizskandal der in der Anklage gegen den Herrn Kachelmann

    abläuft, in dem es so aussieht das ein Staatsanwalt nur nach belastendem Material sucht.

    Er nur danach handelt als ob von Anfang an alles völlig klar an der Schuld des Herrn

    Kachelmanns ist.

    Dabei Untersuchungsergebnisse nicht abwartet sondern durch die Anklageerhebung Fakten

    schafft.

    Ich frage mich ob der Staatsanwalt die Anzeige der Frau und die Beurteilungen der

    Untersuchungen wirklich unvoreingenommen und mit voller Aufmerksamkeit gelesen hat?

    Ich halte es für eine der Wahrheitsfindung sehr abträgliche Herangehensweise das nicht auch

    genau hingeschaut wurde was ein solcher Vorwurf eventuell außer dem Recht genüge zu tun

    beabsichtigt und ob es entlastende Punkte gibt.

    Eine enttäuschte Frau die sich mit anderen Personen möglicherweise vorher abgesprochen

    hat und sich auf das Geschehen am angeblichen Tattag den Fakten nach augenscheinlich

    vorbereitet hat ist für mich mehr als unglaubwürdig.

    Die durch das angebliche Vergewaltigungstrauma hervorgerufenen Gedächtnislücken kann ich

    nicht glauben.

    Ich wurde in meiner Kindheit vor 56 Jahren von größeren Jugendlichen gequält und stand

    Todesängste aus.

    Dieses Erlebnis sehe ich noch in allen Einzelheiten vor mir.

    Zur angeblichen Verwendung eines Messers kann ich sagen das meine Exfrau 1984 wie Sie

    nachher sagte, zum Spaß mit einem 20 cm langen Küchenmesser auf mich losgegangen ist.

    Weil ich sie und mich nicht verletzen wollte bin ich eine Leiter zum Hochbett raufgeklettert.

    Dabei habe ich mir in meiner Hast an der Zimmerdecke fast den Schädel gebrochen.

    Soweit zum Gedächtnisverlust bei einer Vergewaltigung und dem Einsatz eines Messers dabei.

    Die Zweifel an Ihrer Aussage wegen nicht vorhandener logischer Zusammenhänge und

    teilweise unmöglicher Geschehensabläufe kommen jetzt noch dazu.

    Ebenfalls die weiteren Indizien die angeführt wurden aber von den Experten entweder als

    nicht klar aussagefähig oder sogar als entlastend für den Herrn Kachelmann gewertet wurden.

    Ich habe mir angewöhnt beide Seiten zu hinterfragen und da sehe ich eine vorgetäuschte

    Vergewaltigung und einen in der Sache unschuldigen Herrn Kachelmann.

    Die von der Staatsanwaltschaft angenommene Vermutung der schweren Schuld des

    Herrn Kachelmanns kann ich Anhand der bekannt gewordenen Fakten auf jeden Fall nicht

    erkennen.

    Danach frage ich mich jedoch wann intensiv in Richtung Falschaussage der Frau und

    vorgetäuschte Straftat ermittelt wird?

    Das es soweit gekommen ist das Rufmord angenommen werden kann ist neben den Medien

    den Ermittlungsbehörden anzulasten.

    Sie haben sich offensichtlich in Ihrer Befangenheit verrannt und aus Prestigegründen

    ist ein objektives Untersuchen des Falles kaum mehr möglich.

    Ich fürchte sehr daß unter diesen Umständen das Recht auf der Strecke bleibt.

    Ich denke ich stehe mit meiner Meinung nicht alleine da. Im Internet geführte Befragungen

    geben das Gefühl von mehr als 60% der Befragten, die eine entsprechende Meinung

    wie ich haben wieder.

    Meiner Meinung nach ist jeder Tag den Herr Kachelmann einsitzt ein Tag zuviel.

    Wenn ich in meiner Arbeit so an Probleme herangehen würde wie die Staatsanwaltschaft

    die diesen Fall bearbeitet, käme ich nie zu einem befriedigenden Ergebnis,

    sondern könnte mir wahrscheinlich eine neue Beschäftigung suchen.

    Sentinel

  • A
    Aha

    @Parizifal:

    Was ist mit den hunderten Frauen die umgebracht werden, weil sie ihre Männer verlassen wollten?

    Das ist glaube ich schlimmer als angeblicher Rufmord.

  • P
    Parizifal

    Das Verfahren gegen Kachelmann sieht mir aus wie ein schlecht geplantes Rachedrame einer verlassenen Dame. Aber gut zu planen braucht sie es auch nicht. In Deutschland reicht schon der Verdacht. Ein paar blaue Flecken am Schenkel, ein Messer mit Blutflecken, das nicht einmal sicher Menschenblut ist und schon zerstört man gesellschaftlich einen Menschen.

    Strafrechtlich braucht die Dame nichts zu fürchten. Eine Falschaussage unter Eid? Vielleicht kriegt sie eine kleine Bewährungsstrafe, wahrscheinlich geht es aus wie im Fall von Andreas Türck aus. Das angebliche Opfer Katherina B. führt einfach ihr normales Leben weiter. Der beschuldigte Mann ist gesellschaftlich ruiniert.

    Katastrophal ist, dass Frauen, die wirklich vergewaltigt werden, es sich genau überlegen, ob sie zur Polizei gehen und Anzeige erstatten. Dies bedeutet für die Gerichte - um diesen Fall zu vermeiden - dass man auch Männer verurteilt, auch wenn die Beweise fehlen oder alles für ihre Unschuld spricht.

    Für intrigante Racheakte wird hiermit Tür und Tor geöffnet.

    Männer sollten es sich überlegen, bevor sie sich von ihrer Freundin trennen.

  • V
    vic

    Ging´s nach Bild, wäre er längst dem Volkszorn preisgegeben worden.

    Wie auch immer, derartige Anschuldigungen hinterlassen immer Restspuren.

  • VB
    Victor Becker

    Hm...also scheint die Sache nicht koscher zu sein...

    Aber dank BLÖD-"Zeitung" ist das ja irrelevant. Das Maß in dem Herr Kachelmann während der letzten Wochen von diesem Käseblatt vorverurteilt wurde macht den Ausgang des Prozesses (falls es jetzt überhaupt zu einem kommt) absolut unwichtig. In den Augen der BLÖD-lesenden Masse am Stammtisch ist Herr Kachelmann bereits schuldig...und verurteilt...

  • W
    Wolfgang

    Sollte ein "Freispruch" erfolgen, der Ruf des Herrn Kachelmann ist jedoch hin. Die Justiz bleibt auch zweifelhaft.

  • F
    frosch

    Kaum geht's ihm besser, scheint auch wieder die Sonne ...

  • H
    Hanno

    Mal im Ernst, wie konnte dieser Artikel denn veröffentlicht werden. Strotzt vor sprachlichen Fehlern und versteigt sich inhaltlich vorbehaltslos darauf, dass bei Vergewaltigungen nur von Männern gegenüber Frauen begangen werden.