TV-Meteorologe in U-Haft: Kachelmann wehrt sich gegen Vorwürfe
Der bekannte Wetterexperte bestreitet, vergewaltigt zu haben. Er will wegen falscher Anschuldigung Klage erheben, so seine Firma Meteomedia. Die ARD stellt derweil schon mal die Dienstpläne um.
KÖLN/MANNHEIM dpa | Der seit dem Wochenende in U-Haft sitzende TV-Wetterexperte Jörg Kachelmann (51) wil sich gegen den Vorwurf, er habe seine langjährige Lebenspartnerin vergewaltigt, juristisch zur Wehr setzen. Dies kündigte seine Firma Meteomedia am Montagabend an.
"Jörg Kachelmann wird wegen falscher Anschuldigung Klage erheben", hieß es in der Mitteilung des Unternehmens. "Ohne dem Gang der Justiz vorgreifen zu wollen, halten wir es für undenkbar, dass die Anschuldigungen stimmen könnten." Die Vorwürfe seien absolut ungerechtfertigt. "Selbstverständlich wird Kachelmann gegen die uns bekannte Anzeigeerstatterin Anzeige erstatten." Kachelmanns Anwalt Prof. Ralf Höcker aus Köln wies die Anschuldigungen in einer ersten Stellungnahme ebenfalls deutlich zurück. "Die Vorwürfe sind falsch und frei erfunden", sagte Höcker.
Diese Woche wird Kachelmann nicht wie gewohnt in der ARD zu sehen sein, sagte eine ARD-Sprecherin in München. Wer ihn vertrete, sei derzeit noch unklar. Die Dienstpläne würden umgestellt. Kachelmann präsentiert mit seinem Meteorologen-Team die Sendung "Wetter im Ersten", die täglich vor der "Tagesschau" und nach den "Tagesthemen" läuft. Seit Frühjahr 2002 steht Kachelmann dabei im Wechsel mit Claudia Kleinert und Sven Plöger vor der Kamera.
Der 51-Jährige war am Samstag am Frankfurter Flughafen festgenommen worden. Das hatte die Mannheimer Staatsanwaltschaft bestätigt, Kachelmanns Namen aus rechtlichen Gründen jedoch nicht genannt. Der Verhaftete soll demnach seine Freundin nach einem Streit in ihrer Wohnung im baden-württembergischen Schwetzingen vergewaltigt haben. Nach der Anzeige vom Februar 2010 habe sich der Tatverdacht erhärtet. Deshalb "hat das Amtsgericht Mannheim gegen den Beschuldigten auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehl erlassen". Angeblich wird Fluchtgefahr gesehen, weil der Schweizer in Deutschland keinen festen Wohnsitz hat.
"Die gegen unseren Mandanten erhobenen Vorwürfe sind haltlos", betonte Anwalt Höcker. Die Bechuldigungen würden "jeglicher Grundlage entbehren". In der Mitteilung der Staatsanwaltschaft heißt es hingegen zu dem Verhafteten: "Ihm wird nach den bisherigen Ermittlungen der Polizeidirektion Heidelberg vorgeworfen, Anfang Februar seine langjährige Freundin nach einem vorangegangenen Beziehungsstreit in ihrer Wohnung im Rhein-Neckar-Kreis gewaltsam zum Geschlechtsverkehr gezwungen zu haben."
Kachelmann, der in der Schweiz wohnt, hat in der Vergangenheit öffentlich Aktionen gegen häusliche Gewalt unterstützt. Noch Mitte Dezember präsentierte der Wetterexperte in Berlin beim Start einer Kampagne gegen die Misshandlung von Kindern ein Plakat mit der Aufschrift "Gewalt hinterlässt Spuren".
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt