Anja Maier über sicherheitspolitische Ideen aus der Union: Das Aktionismus-Programm
Der Vorstoß der Landesinnenminister von CDU und CSU ist so durchsichtig, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll mit der Kritik. Aber eines ist schon jetzt klar: Die Union will wieder geliebt werden von ihren WählerInnen. Und jene umstimmen, die darüber nachdenken, bei den kommenden Landtagswahlen und der Bundestagswahl 2017 ihr Kreuz bei der AfD zu machen.
Dafür ist sie sogar bereit, zu alter innenpolitischer Härte zurückzufinden und Bürgerrechte massiv zu beschneiden. In einem Papier, das eigentlich erst Ende kommender Woche bei einer Tagung mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière verabschiedet werden soll, fordern sie unter anderem die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft, das Aufweichen der ärztlichen Schweigepflicht und ein Verbot der Vollverschleierung für Musliminnen.
Die bekannt gewordenen Vorschläge zeigen, dass der CDU/CSU der Arsch auf Grundeis geht. In Mecklenburg-Vorpommern und Berlin neigen große Wählergruppen offenbar zur „Protest“-Wahl. Dem will die CDU entgegensteuern. Ginge es nach Angela Merkels Partei, würden Schleier tragende Frauen dann zu Hause bleiben müssen. Und ÄrztInnen würden zu Dealern der Seele.
Das Irrwitzigste aber wäre die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft. Weil Zuwanderern ganz offiziell vermittelt würde, dass Deutschland gut auf sie verzichten kann. Und weil die Union damit den von vielen gehegten Wunsch nach Schwarz-Grün im Bund 2017 mit Ansage platzen ließe.
Eine Koalition mit einer Partei auch nur anzudenken, die das urgrüne Doppelpass-Projekt beerdigt, wäre weder den Grünen noch ihren WählerInnen zu vermitteln. Es scheint, als sei auch de Maizière kein Freund dieser Idee. Er sei nicht mit allem einverstanden, was im Entwurf stehe, sagte er am Mittwoch. Mal sehen, wie er das kommende Woche seinen Unions-Ministern klarmacht.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen