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Angriffe in AthenHatz auf Migranten

Anhänger der rechtsradikalen Partei Goldene Morgenröte haben in Athen Geschäfte von Ausländern angegriffen. Dabei wird ein Mann schwer verletzt.

Wer anders aussieht, kann in Athen Probleme bekommen. Geschlossener Laden im Einkaufsbezirk. Bild: reuters

ATHEN taz | In der griechischen Hauptstadt Athen ist es erneut zu Übergriffen auf Ausländer gekommen. Die rechtsradikale Partei Goldene Morgenröte lehnte jedoch jede Verantwortung dafür ab.

Im dicht besiedelten Stadtviertel Aghios Panteleimon, einer Hochburg der rechtsextremen Gruppe Goldene Morgenröte, droht anscheinend eine Blutrache zwischen den Rechten und gewaltbereiten Ausländern. Am Mittwoch war ein griechischer Frisör in seinem eigenen Salon mit einem Messer attackiert worden – am helllichten Tag, mitten in einer gut besuchten Einkaufsstraße der Athener Innenstadt. Laut Polizeiangaben wurde der 40-Jährige leicht verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Angebliche Augenzeugen erklärten, es würde sich um einen Kleinkrieg zur Durchsetzung von wirtschaftlichen Interessen handeln, denn der Mann sei einer der letzten griechischen Geschäftsinhaber im ganzen Stadtviertel. Der Täter habe ihn offenbar einschüchtern wollen, damit er aus der Gegend verschwindet. Zudem verbreiteten Blogger das Gerücht, das Angriffsopfer sei schwer verletzt worden.

Angriffe gegen ausländische Ladenbesitzer

Nur wenige Stunden später versammelten sich unweit des Tatorts über hundert Anhänger der rechtsradikalen und seit der Parlamentswahl im vergangenen Juni auch im Parlament mit 18 Abgeordneten vertretenen rassistischen Gruppe Goldene Morgenröte. Nach Auflösung der Kundgebung kam es zu Übergriffen gegen ausländische Ladenbesitzer in der Nachbarschaft.

Augenzeugenberichten zufolge skandierten die Täter ausländerfeindliche Parolen und trugen Hasssymbole der Goldenen Morgenröte. Vor allem Geschäfte von Arabern wurden beschädigt. Nach bislang noch unbestätigten Informationen wurde dabei ein Mann schwer verletzt. Verhaftet wurde niemand.

Die Rechten weisen jede Verantwortung von sich und behaupten, sie hätten mit solchen Ausschreitungen nichts zu tun und würden lediglich „den gerechten Kampf der Anwohner gegen ein unwürdiges Leben“ unterstützen.

Die Mehrheit im griechischen Parlament sieht dies offenbar anders. In der vergangenen Woche hatte das Parlament die Immunität des rechten Abgeordneten Konstantinos Barbarousis aufgehoben. Ihm wird vorgeworfen, mit anderen Parteimitgliedern am 8. September dieses Jahres Einwanderer aus Asien in seiner Heimatstadt Messolonghi angegriffen zu haben. Die Schlägertruppe tauchte bei einem Straßenfest auf und ließ „die Papiere“ von ausländischen Kleinhändlern kontrollieren. Wer ohne Genehmigung unterwegs war, musste den Platz räumen.

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7 Kommentare

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  • PD
    Peter der Wiener

    "…droht anscheinend eine Blutrache zwischen den Rechten und gewaltbereiten Ausländern"

    so steht‘s da im Beitrag; die (vermeintlichen, denunzierten…) “gewaltbereiten" "Araber"(!?)-Ausländer existieren -lt. Beitrag- nur in der rhetorischen Polit-Hetze der Morgen‘roten‘(!).

    Mehr Sorgfalt beim Schreiben u. in der Redaktion!

    meint ein fallweiser Leser.

  • W
    Witzig

    Wäre es andersherum, müssten wir alle Verständnis haben.

     

    Wenn Migranten so etwas tun heißt es auch nie Hatz.

     

    Warum eigentlich nicht? Wo ist das Mitleid für die Griechen?

     

    Na ja, die linke Logik löst sich ja gerade in Luft aus.

  • H
    Hans

    @bull

    Ihr Verständnis der globalisierten Welt ist leider nicht sehr reflektiert. Ich empfehle Ihnen erst einmal die Finanzkrise Griechenlands und die Hintergründe zu verstehen, bevor Sie hier sinnentlehrte BILD-Sprechblasen von sich geben. Danke.

  • H
    Haiduk

    Die Sympathien für G.D. kommen wohl daher, daß man die EU gleichermaßen für die Finanzkrise und die große Zahl illegaler und unerwünschter Migranten verantwortlich macht.

  • I
    ImGegenteilzuTAZ

    @TNT:

    Ich denke, dass für Sie grundsätzlich der "Einheimische" für das Explosive in Frage kommt.

     

    Ich kenne Griechenland sehr gut. Früher ließ ich beim Inselhoppen Teile meines Reisegepäcks auf dem Marktplatz stehen und fand diese bei Rückkehr vor. Viele Griechen hatten Tausende von Drachmen in ihren unverschlossenen Autos aufbewahrt, im sicheren Glauben an die Anständigkeit ihrer Mitmenschen, auch der Touristen.

     

    Das ist heute anders. Es geht nicht mehr um Diebstahl. Was nicht nagelfest ist, wird geklaut, sicher auch von verarmten Griechen. Aber Raub, Körperverletzung, Totschlag hat Einzug gehalten.

     

    Ja, die Asylanten haben nichts. Aber ein Land, dessen durchschnittliche Bevölkerung leidet, kann diese nicht versorgen.

     

    Wie heute beim UNO-Bericht zu den Menschenrechtsverletzungen in D'land (Weibliche Opfer, meistens Migrantinnen): Europa bekommt Probleme, weil die Problemgruppen ungezügelt einwandern - und weil die Schere im Kopf aktiv wird und daraus wird: "Wir" sind Schuld!

  • B
    bull

    So jetzt reicht es aber.Diesem Scheiss Griechen Staat haben wir schon genug Geld in den Hintern geblasen.Da kann man doch erwarten dass Sie wenigstens die Mindeststandarts der Europäischen Kultur verteidigen.Dazu gehört bestimmt nicht zuzulassen dass so ein Schläger und Mördertrupp die Strassen unsicher macht.Ansonsten Griechen raus aus der EU.

  • T
    TNT?

    "Die dramatische Finanzlage, die hohe Arbeitslosigkeit und die großen Zahl von Migranten und Flüchtlingen aus asiatischen und afrikanischen Staaten sind sozialer Sprengstoff in Griechenland." liest sich, als sei die Durchmischung von Migranten und Geldnot etwas, was von sich aus explosiv oder gefährlich sei.

    Ist es aber nicht.

    Es bedarf immer einer bestimmten Haltung bei dem Gewalttätigen selbst. Oder glauben Sie, sie hätten ghandi auch nur genug Geld wegnehmen müssen, damit er auf seinen ausländischen Nachbarn eingeprügelt hätte?

    Da ist gar nix explosiv außer der Haltung der Schläger.