piwik no script img

■ Angela Berlis, Priesterin und Dozentin in BonnEine katholische Pionierin

Angela Berlis, 35, stammt aus einem „gemischten“ Elternhaus: der Vater evangelisch, die Mutter römisch-katholisch. Schon mit 17 Jahren wandte sich die Tochter den Altkatholiken zu. Ihre Familie nahm die Entscheidung gelassen. Aufgewachsen in der Nähe von Konstanz, konnte sich Berlis dort der größten altkatholischen Gemeinde Deutschlands anschließen. Sektenvorurteile, denen sich Mitglieder kleiner altkatholischer Gemeinschaften oft ausgesetzt sehen, hat sie deshalb nicht erlebt.

Zum Theologiestudium ging sie allerdings nach Holland. Dort gefällt ihr das „Lebensgefühl“ der altkatholischen Kirche besser, das Selbstbewußtsein und „das hochkirchliche Ritual“. 1988 wurde sie als erste Frau zur altkatholischen Diakonin geweiht. Sie arbeitete in einer holländischen Gemeinde, die sie nach dem Tod des Priesters auch leitete.

Seit sechs Jahren arbeitet sie als Dozentin in Bonn am einzigen altkatholischen Lehrstuhl Deutschlands. Auch hier, am Bischofssitz der deutschen Altkatholiken, fühlt sie sich nicht in der Diaspora. Ihre Doktorarbeit – Titel „Frauen im Altkatholizismus des 19. Jahrhunderts“ – hat Berlis gerade abgeschlossen.

Als eine von zwei altkatholischen Priesterinnen ist sie nun selbst dabei, an der Geschichte der Frauen im Altkatholizismus des 20. Jahrhunderts mitzuschreiben. Genau besehen, an der Geschichte von Frauen im Katholizismus überhaupt. Denn ihre Weihe betrachtet der Vatikan zwar als unerlaubt, aber als kirchenrechtlich gültig. Ein Paradox? Nein: Nach Ansicht Roms stehen die altkatholischen Bischöfe in der direkten Nachfolge der Apostel. Daniela Weingärtner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen