Andreas Speit Der rechte Rand: Was die Polizei bei Bremer Nazis fand
Vor einer Woche hat die Bremer Polizei bei der Weser-Ems-Aktion (WA) zugeschlagen. Im Zuge einer Razzia bei fünf Aktionsmitgliedern im Alter von 19 bis 30 Jahren stellte sie Messer, Macheten, Dolche, Schlagringe, Teleskopschlagstöcke und Propagandamaterial sicher. „Mein Kampf“ von Adolf Hitler und Hakenkreuzfahnen fand die Polizei dabei ebenso wie Sturmhauben in Schwarz und Schwarz-Rot-Gold. Sie nahm auch das Heft Ein Fähnlein mit, dass der rechtsextreme Hooligan Hendrick Ostendorf verantwortet. Der Bremer war auch in der NPD aktiv.
Wes Geistes Kind die Weserems-Aktion ist, zeigt sich auf dem Social-Media-Kanal Telegram. Die dort aktive Aktionsgruppe mit mehr als 150 Abonnent*innen postet Aufrufe und Aktionen der Jungen Nationalisten (JN), der Jugendorganisation von Die Heimat – ehemals NPD. Zwei Dauerthemen der WA im Telegram-Chat sind die Proteste der JN gegen Christopher-Street-Day(CSD)-Demonstrationen unter dem Slogan „Unser Stadt bleibt Hetero!“ und gegen die NS-Erinnerungskultur mit der Parole „Schluss mit den Geschichtslügen und antideutscher Propaganda“.
Gegründet haben die Weserems-Aktion Marvin D. und Enrico A. Beide sind mit den Schriftzügen Ruhm und Ehre tätowiert und wohnten bis vor kurzem in einer Wohngemeinschaft in Kirchlinteln nahe Verden an der Aller. Die Rechtsextremen tauchen seit Jahren bei Demonstrationen von Die Heimat auf. Marvin D. saß wegen zweier Raubüberfälle im Gefängnis. Nach Angaben des Portals Endstation rechts begann er nach der Haft, das Netzwerk aufzubauen.
Die WA ist auch mit „Verden verteidigt“ verbunden. Am 19. Dezember war auf dem Partner-Kanal zu lesen: „Mit den Jungs haben wir schon einiges vollbracht und es wird weiterhin neues entstehen“ (Fehler im Original). Ihre Botschaft: „We hate Antifa“ und „Lasst Euch nicht unterkriegen von dem Linken Terror“.
Im selben Monat liefen WA-Mitglieder bei einem Aufmarsch in Bremen mit. Ein Video zeigt, wie fünf bis sechs Personen zu dem Grundstück des linken Kulturzentrums Lagerhaus in der Nähe des Sielwalls zogen. Einzelne nahmen Banner mit politischen Botschaften ab. Andere sicherten auf der Straße die Aktion oder filmten den Angriff. Im Anschluss posierten sie mit den Bannern vor der Grünen-Zentrale am Wall und zeigten den White-Power-Gruß.
Die jüngste Razzia in Bremen scheint das Netzwerk der selbsternannten Jungen Nationalisten kaum eingeschüchtert zu haben. Wenige Tage danach, in der Nacht zum 23. August, wurden an der Schule in Oberneuland einschlägige Szeneparolen und – symbole mit Farbe angebracht – vom Hakenkreuz bis zu dem Spruch „Heil Hitler“. In derselben Nacht wurden die Botschaften auch an die Fassaden mehrerer Schulgebäude an der Werner-Siemens-Straße und der Curiestraße sowie ein Spielhaus geschrieben, wie die Polizei mitteilte.
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