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Andreas Speit Der rechte RandWer für die AfD modelt

Sie spielt für die Rechten mit ihren Reizen. Auf dem Wahlplakat für ihre Bundestagskandidatur fasst sich Marie-Thérèse Kaiser lasziv in die Haare, der Reißverschluss ihrer Sweatjacke ist weit geöffnet. In schlimmsten AfD-Sprech steht darauf: „Deutsche Frau Kein Freiwild. Kapiert?“ Sie tritt für das Direktmandat im Wahlkreis „Stade I/Rotenburg II“ an, ist außerdem Vorsitzende des AfD-Kreisverbandes Rotenburg (Wümme) und im niedersächsischen AfD-Landesvorstand.

Die 24-Jährige aus Sottrum gibt sich auch in den sozialen Netzwerken betont weiblich und moderat. Laute Töne und aggressive Worte schlägt sie nicht an. Bei Twitter richtet sich die Kandidatin bemüht lustig an die Vorsitzende der Amadeu-Antonio-Stiftung: „Darf ich Anetta Kahane jetzt endlich Schminktipps geben?“ Oder sie schreibt: „Befreiend, wenn Klamotten Platz für Bücher machen müssen. Ich liebe es aufzuräumen und auszumisten.“ Klingt lustig, wirkt privat – aber Kaiser ist politisch radikal.

Die Amadeu-Antonio-Stiftung ist wegen ihres Engagements gegen Rechtsextremismus und Rechtspopulismus im AfD-Milieu einer der ausgemachten Feinde. Die Bücher, für die Kaiser Platz macht, sind klar rechtspopulistisch, denn Kaiser fragt ihre über 16.600 Follower:innen: „Welcher Band der Reihe #Kaplaken vom @Verlag_Antaios fehlt eurer Meinung nach in meiner Sammlung?“ Die Reihe gehört zur Standardlektüre des neurechten Milieus um das sogenannte „Institut für Staatspolitik“. Im vergangenen Jahr stufte das Bundesamt für Verfassungsschutz das von Götz Kubitschek mitgegründete Institut als rechtsextremen Verdachtsfall ein.

In einem Video nimmt sie den Landtagsfraktionsvorsitzenden in Thüringen, Björn Höcke, vor Kritik wegen seiner rechtsextremen Positionen in Schutz. Und auch ein Soli-Aufruf für Mario Müller, einen Aktivisten der Identitären Bewegung, der wegen eines Angriff auf Zivilbeamte verurteilt wurde, findet sich auf ihrem Account.

Auf der Straße zeigte Kaiser schon 2018 keine Kontaktscheu mit rechten Positionen. In Hamburg trug sie die Kundgebung „Merkel muss weg“ mit und wurde das Gesicht der Kampagne, deren Organisatoren rechtsextreme Verbindungen haben.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Die Nähe kritisierte selbst die neurechte Wochenzeitung Junge Freiheitund titelte 2018: „Die Schöne und das Biest“. Sie lobten die Unerschrockenheit von Kaiser, die damals als Model arbeitete und „Luxusmanagement“ an der Universität Hamburg studierte, hielten ihr aber vor, als „Feigenblatt einer Initiative“ zu dienen.

Die rechte Monatszeitschrift Compact um Chefredakteur Jürgen Elsässer stellte Kaiser 2018 als „Schöne des Monats“ vor und wies darauf hin, dass sie 2002 in einen Werbespot für den damaligen Unionskanzlerkandidaten Edmund Stoiber mitwirkte. Die Krise der Flüchtlingspolitik führte zu Kaisers politisches Interesse nach weit rechts, wie sie unlängst sagte. Mit ihren politischen Aktivitäten gingen die Modeljobs verloren – aber dafür kann Kaiser sich jetzt auf AfD-Plakaten in Szene setzen.

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