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Andreas Speit Der rechte RandWie ein Tattoo-Studio aus bester Geschäftslage vertrieben wurde

Die Werbefolien kleben noch an den Schaufenstern, doch die Räume sind leer, das Tattoo-Studio ist dicht, der zivilgesellschaftliche Widerstand hatte Erfolg. Monatelang haben die Initiator*innen der Kampagne „Kein Fame für Famous“ gegen das Studio „Famous Tattoo & Lifestyle Studio“ in der „Holsten-Galerie“ in Neumünster protestiert. Denn die Betreiber kommen aus dem Rockermilieu der Bandidos, einige haben eine rechtsextreme Biographie.

Im vergangenen Juni hatte der offizielle Geschäftsführer, Christian Franz, das Studio in dem Einkaufszentrum eröffnet – umzingelt von rund weiteren 90 Läden. „Strategisch interessanter“, begründete Franz auf Nachfrage der taz damals kurz und knapp diese Entscheidung. Mehr sagen wollte er nicht, auch nicht zu seinen möglichen Geschäftspartnern. Im Impressum der Website tauchte Franz nämlich nicht auf, sondern ausschließlich das vorbestrafte Bandidos-Mitglied Matthias Stutz. Und es gibt ein Foto, auf dem Stutz und Peter Borchert, Mitglied des Rocker-Klubs Bandidos, lässig am Eingang des früheren Standortes des Tattoo-Studios an einer Säule lehnen.

Unter dem Motto „Schöner leben ohne Naziläden“ machten die Gegner*innen des Ladens auf genau diese Verstrickungen aufmerksam. Sie sprachen das Einkaufscenter-Management darauf an, verschickten einen offenen Brief an die Chefetage der Shoppingmall-Kette, verteilten am 6. Dezember Schoko-Nikoläuse mit politischen Botschaften. In den ersten Monaten sah das Center-Management aber keine belastbaren Hinweise darauf, dass sich die in Neumünster seit Jahren existierende Mischszene aus Rockern und Rechtsextremen gerade für zehn Jahren in der „Galerie“ eingemietet hatte. Kurz nach der Nikolaus-Aktion erhielten die Tattoo-Studio-Betreiber dann aber doch die Kündigung.

Der Anwalt der Betreiber erklärte zwar, die Kündigung stehe „auf sehr wackligen Füßen“, aber er selbst offenbarte erneut die Verstrickungen zwischen rechter Szene und Rocker-Szene. Eben jener Anwalt vertrat Borchert, der jahrelang in der rechten Szene – von NPD bis Kameradschaften – aktiv war und mittlerweile dem Charter „Bandidos National“ angehört. Mehr als zehn Jahre war Borchert in Haft, unter anderem wegen eines Tötungsdelikts und wegen mehrerer Körperverletzungsdelikte. 2004 verurteilte ihn das Landgericht Kiel wegen mehrerer Verstöße gegen das Waffengesetz. Die Waffen sollen für die militante Gruppe „Combat 18 Pinneberg“ gewesen sein.

Gewalttätig ist auch Stutz. Er soll am 23. Dezember einen Mann und eine Frau im Einkaufszentrum angegriffen haben, da er sie für die Kündigung mitverantwortlich machte.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Nun ist das Tattoo-Studio im Einkaufszentrum zwar geschlossen, aber die Szene ist damit nicht aus Neumünster verschwunden. Die Herren Borchert und Stutz betreiben in der Stadt noch ein anderes Tattoo-Studio und eine Bar.

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