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Andreas Speit Der rechte RandWarum Neonazis aufgerüscht nach Eschede reisen

Foto: Jungsfoto: dpa

In „festlicher Kleidung“ sollen die Gäste erscheinen. Um „Gaben für den Erntetisch“ wird ebenso gebeten. Am kommenden Samstag lädt die NPD Niedersachsen um den Landesvorsitzenden Manfred Dammann zum Erntedankfest ein. Ab 15 Uhr soll das Fest mit „Kinderprogramm, Brauchtum, Volkstanz und Musik“ auf einem Bauernhof bei Eschede beginnen. Die Gäste wird jedoch Protest erwarten, wenn sie an der Abzweigung von der Landstraße 281 über einen Schotterweg zu dem Anwesen fahren.

Seit Jahren nutzen verschiedene rechtsextreme Strukturen den Hof, auf dem die Familie von Joachim Nahtz lebt. Hier fanden schon viele Brauchtums- und Sonnenwendfeiern statt, wurden Konzerte und Veranstaltungen ausgerichtet. Die Events haben die Veranstalter*innen – darunter die NPD, freie Kameradschaften oder die Frauengruppe Düütsche Deerns – selten öffentlich beworben. Erst im Juni dieses Jahres richtete die NPD auf dem Gelände ein „Fest der Volksmusik“ aus.

Vor gut drei Monaten war bekannt geworden, dass die NPD den Bauernhof von Nahtz gekauft hatte. Der Zustand des Hofes offenbarte schon lange die Finanzlage seines bisherigen Besitzers. Nahtz musste bereits sieben Hektar Wiese verkaufen, 2014 fing die Scheune Feuer. Die Partei hat aber wohl nicht nur ihrem treuen Gesinnungskameraden, der mehrfach für die NPD kandidierte, aus einer misslichen finanziellen Lage helfen wollen. Sie sicherte sich mit dem Kauf auch ein Zentrum für Szeneevents.

Das „Netzwerk Südheide gegen Rechtsextremismus“ das seit zehn Jahren gegen die Veranstaltungen protestiert, kritisiert, dass der Landkreis nicht eingeschritten sei. „Und dass der Kauf, der im Februar geschah, recht spät öffentlich wurde“, sagt Wilfried Manneke aus Unterlüß, ein Pastor in Rente, der das Netzwerk unterstützt. „Es muss davon ausgegangen werden, dass die in der Vergangenheit auf dem Hofgrundstück durchgeführten rechtsextremistischen Veranstaltungen auch zukünftig ausgerichtet werden“, meint nun auch Landkreissprecher Tore Harmening.

Am Samstag will die NPD gegen 10 Uhr mit dem Aufbau für das Fest beginnen. Es werden Familien, auch mit ihren kleinsten Kindern erwartet. Diese Veranstaltungen sollen in dem NPD-Landesverband mit etwa 250 Mitgliedern nicht nur das Gemeinschaftsgefühl stärken, sondern auch die Werte der Partei vermitteln.

Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.

Ab 14 Uhr startet am Bahnhof in Eschede die Gegendemonstration. „Wegschauen hilft nicht, denn da wo Nazis ungestört sind und ihre Ruhe haben, breiten sie sich aus“, sagt Manneke und setzt nach: „Diese Ruhe müssen wir ihnen nehmen.“

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