Andreas Speit Der rechte Rand: AfD unterstützt rechtsextremen Anti-Merkel-Protest
Die AfD Mecklenburg-Vorpommern war zu Gast in Hamburg: Am vergangenen Montag reisten Landtagsabgeordnete zur dortigen, 300 Teilnehmer starken „Merkel-muss-weg“-Kundgebung auf dem Gänsemarkt. Gemeinsam mit der AfD-Politikerin Petra Federau schwenkten Meck-Pomms AfD-Landtagfraktionsvize Bert Obereiner und der Abgeordnete Dirk Lerche dort eine große Deutschland-Fahne.
Auf Facebook schrieb Lerche: „War heute zum ersten Mal auf der ‚Anti-Merkel-Demo‘ in Hamburg – bei den hassverzerrten Gesichtern der Antifanten kann ich schon verstehen, warum es nicht viele Leute gibt, die den Mut haben, dorthin zu gehen“.
Die deutliche Einschätzung des Hamburger Verfassungsschutz (VS) zu den Veranstaltern bremste die Anreise der AfDler nicht aus. Laut VS dienten die „bisherigen Anmelderinnen und Anmelder“ vermutlich „als unverfängliche Gesichter der Kampagne“, aber die „eigentlichen Initiatoren“ hätten einen „Vorlauf in rechtsextremistischen Strukturen und entstammen auch dem Türsteher- und Althooligan-Milieu“.
Mit der Beobachtung bestätigte der VS, was Antifa-Initiativen zuvor schon öffentlich machten: Die treibende Kraft bei den Kundgebungen stammt aus dem Türstehermilieu um Thomas „Togger“ Gardlo: Mit seinem Bruder war er als Personenschützer für Hamburgs Ex-Innensenator Ronald Schill tätig. Beide kamen einst aus der hanseatischen Neonazi-Szene. Heute soll „Togger“ auch als Kampfsporttrainer für die vom Verfassungsschutz beobachtete „Identitäre Bewegung“ aktiv sein, schreibt das „Hamburger Bündnis gegen rechts“.
Schon vor einer Woche war die AfD aus Mecklenburg-Vorpommern in Hamburgs Innenstadt präsent. Ein Gruppenbild zeigt die Fraktionsvizevorsitzenden Obereiner und Christoph Grimm. Mit weiteren fünfzehn Mitgliedern des Landesverbandes seien sie angereist, „um mutige Bürger auf dem Gänsemarkt zu unterstützen“. Das postete ausgerechnet der ehemalige Fraktionsvize Holger Arppe auf Facebook: Er hatte sein Amt niedergelegt, nachdem Ende August 2017 NDR und taz Chatprotokolle zitierten, in denen er von der Hinrichtung politischer Gegner und Vergewaltigungsfantasien mit Kindern schwadronierte. Auch Arppe ist auf dem Gruppenfoto zu sehen – in trauter Eintracht mit den Vizen der Fraktion.
Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Die AfD Hamburg scheint keine Probleme mit den Organisatoren der Kundgebung zu haben: Sie hatte auf ihrer Webseite nur an ihre Mitglieder appelliert, im Falle ihrer Teilnahme „den Willen der Veranstalter zu respektieren“ und keine Parteikennzeichen mitzunehmen.
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