: Anakonda schlingert
US-Truppen fordern Verstärkung an: Sie bekommen die versprengten Al-Qaida-Kämpfer im bergigen Osten Afghanistans nicht recht in den Griff
BAGRAM/WASHINGTON rtr/dpa/afp Die Anzeichen deuten darauf hin, dass sich die US-Truppen auf einen entscheidenden Schlag gegen die al-Qaida im Osten Afghanistans vorbereiten. Nachdem die USA die Zahl der an der „Operation Anakonda“ beteiligten Truppen bereits auf über 1.100 aufgestockt hatten, sind am Freitag nochmals 1.000 afghanische Soldaten in die Bergregion verlegt worden. Nach Washingtoner Medienberichten hatten US-Kommandeure um die Entsendung zusätzlicher Soldaten gebeten. Die Amerikaner seien zu der Erkenntnis gekommen, dass sie sowohl die Zahl als auch die Kampfkraft der Al-Qaida-Angehörigen unterschätzt hätten.
Der Verlauf der „Operation Anakonda“ wird unterschiedlich bewertet. Die US-Truppen stießen bei ihrer Offensive weiter auf harten Widerstand, berichtete Oberstleutnant Joe Smith. Der Widerstand der Al-Qaida-Kämpfer sei schwächer geworden, meldete Oberst Frank Wiercinski. Mit einer Kapitulation rechneten beide ebensowenig wie US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Ihm zufolge könnte die „Operation Anakonda“ dieses Wochenende beendet sein. Sie könne aber auch bis nächste Woche dauern. „Da kann niemand sicher sein“, so Rumsfeld.
Bei Kämpfen in der Nacht habe es bei al-Qaida zwar viele Opfer gegeben, so Smith weiter. Man sehe sich aber entschlossenen Kämpfern vom Typ derjenigen gegenüber, „die die Ereignisse vom 11. September auslösten“.
Trotz schweren Nebels bombardierten US-Kampfjets weiter Stellungen der al-Qaida in den Arma-Bergen. Die Truppen hätten sich auf höher gelegene Gebiete vorgekämpft und die Nachschubwege der Rebellen abgeschnitten, sagte Oberst Wiercinski. Einige US-Einheiten mussten sich aus dem südlichen Teil des Schahi-Kot-Tals zurückziehen, nachdem sie unter heftigen Beschuss geraten waren. Es gab mehrere Verwundete.
Das US-Justizministerium ist indes „im Eiltempo“ dabei, hunderte nach dem 11. September festgenommene Pakistaner in ihre Heimat abzuschieben. 130 seien bereits deportiert worden, berichtete die Washington Post, obwohl die US-Behörden zu dem Schluss gekommen seien, dass die Pakistaner „absolut nichts“ mit den Terroranschlägen vom 11. September zu tun hätten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen