American Pie: Aggressiver, stärker, schneller
■ Gelungener Start der Basketballerinnen ins Profitum
I can't remember if I cried
Als Dream-Team-Mitglied Charles Barkley während der Olympischen Spiele gefragt wurde, wer sein Team schlagen könnte, hatte er eine prompte Antwort parat: „Die US- Frauen.“ Ein Bonmot des NBA- Stars, das dennoch den Sprung verdeutlicht, den die wirbelnden Basketballerinnen in Atlanta gemacht haben. „Frauenbasketball ist mehr als ein Frauensport“, sagt August Busch, Marketing- Vize der Brauerei Anheuser Busch. „Es ist ein aufregendes Spiel mit extensiven kommerziellen Möglichkeiten.“ Nur folgerichtig, daß sein Unternehmen mit der Marke Bud Light als einer von vier Hauptsponsoren bei der WNBA einsteigt, die am 21. Juni mit acht Teams den Spielbetrieb aufnehmen wird.
Den Anfang machte aber die American Basketball League (ABL), die im Oktober startete und am Sonntag das erste von maximal fünf Finalspielen austrug. Vor 4.152 Zuschauern besiegte Columbus Quest beim Duell der Olympiasiegerinnen Nikki McCray und Dawn Staley das Team von Richmond Rage mit 90:89. McCray warf den siegbringenden Korb für das beste Team der regulären Runde, das auch mit der Zuschauerzahl ausnahmsweise zufrieden war. Trotz seines Siegeszuges hatte Columbus nämlich mit 2.682 Besuchern den schlechtesten Schnitt aller zehn ABL-Klubs, was auch an der Konkurrenz durch die traditionsreichen Lady Buckeyes von der Ohio State University lag. Insgesamt ist Gary Cavalli, Mitgründer der ABL, mit dem Zuschauerschnitt von 4.000 jedoch sehr zufrieden: „Wir sind 15 Prozent über unseren Erwartungen.“ Schon in der nächsten Saison sollen zwei neue Teams gebildet werden.
Bisher waren 65 Prozent des Publikums Frauen und Mädchen, erreicht werden sollen jedoch auch die männlichen Sportfans. „Man muß diese Spielerinnen als Weltklasseathletinnen vermarkten und nicht als kleine Mädchen, die Sport treiben“, sagt Robert Madrigal, Professor für Sportmarketing. So säuselt auf dem Promotion-Video der Richmond Rage zwar Maurice Chevalier „Thank heaven for little girls“, doch die Bilder zeigen harten, schnellen Sport mit Ellenbogenchecks und Athletik.
„Wir sind aggressiver, stärker und schneller als die College- Spielerinnen“, sagt Lisa Leslie, die bei der WNBA angeheuert hat. Der NBA-Ableger hat zwar nicht so viele Klassespielerinnen wie die ABL verpflichten können, dafür aber mit Leslie (Los Angeles Sparks), Sheryl Swoopes (Houston Comets), dem weiblichen Pendant zum „Role Model“ Grant Hill, und Rebecca Lobo (New York Liberty) die beliebtesten Olympionikinnen.
Die acht WNBA-Teams aus Los Angeles, Phoenix, Sacramento, Utah, Charlotte, Cleveland, Houston und New York sind den entsprechenden NBA- Franchises angeschlossen und verfügen daher im Gegensatz zu den ABL-Klubs über funktionierende Management- und Marketingstrukturen sowie die besseren Fernsehverträge. Kaum jemand glaubt, daß beide Ligen auf Dauer nebeneinander existieren können. Sicher scheint jedoch, daß die Zeiten, zu denen begabte Basketballerinnen nach ihrer Collegezeit in Europa spielen mußten, um ihren Sport überhaupt ausüben zu können, endgütlig vorbei sind. Manchmal, so Katie Smith von Columbus Quest, denke sie plötzlich auf dem Platz: „Mein Gott, wir spielen tatsächlich Profibasketball in diesem Land und werden bezahlt.“ Matti Lieske
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