Altersvorsorge in Deutschland: Ein Apfel am Nachmittag
Eine Studie empfiehlt Menschen in mittleren Jahren Konsumverzicht und Investition in soziale Netzwerke. Das soll für das Alter vorsorgen.
Dabei blicken viele Bundesbürger nüchtern in die Zukunft: Mehr als ein Drittel der Befragten der Studie im Alter zwischen 40 und 55 Jahren gehen davon aus, dass sich ihre Finanzlage verschlechtert haben dürfte, wenn sie einmal 75 Jahre alt sind. Die Sorge vor dem finanziellen Abstieg haben dabei auch Leute in höheren Einkommensklassen, ergab die Studie.
Die Menschen wüssten, dass sie sich auf das Alter vorbereiten müssten, aber sie täten zu wenig, sagt Engberding. „Das ist das Phänomen der Prokrastination – das extreme Aufschieben von Aufgaben, von denen wir eigentlich wissen, dass sie sehr wichtig sind.“
Umfassende Altersvorsorge betrifft nicht nur das Geld, sondern auch den Erhalt der Gesundheit und das Pflegen sozialer Kontakte in der Familie und im Freundeskreis. Denn aus diesen drei Faktoren setze sich das Glück im Alter zusammen, ergab die Studie im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, für die 1.000 Menschen gefragt wurden. 26 Prozent erwarteten „große Probleme im Alter“ und blickten in mindestens zwei der drei Lebensbereiche Gesundheit, Finanzen und soziale Kontakte düster in die Zukunft. Mehr als jeder Dritte rechnete mit gesundheitlichen Problemen, jeder Zehnte mit Einsamkeit im Alter.
Um sich auf das Alter besser vorzubereiten, müsse man „Anstrengung und Mühe in Kauf nehmen“, sagte Engberding. Dazu gehöre der „Verzicht auf unmittelbare Bedürfnisbefriedigung“. Dabei bestehe oft eine Kluft zwischen „Einsicht und Verhalten“.
Engberding riet daher zu „kleinen Einzelschritten“. Bei der finanziellen Vorsorge solle man „klein anfangen“, etwa mit regelmäßigen Rücklagen für die Altersvorsorge. Dazu seien auch in der Öffentlichkeit mehr Informationen darüber notwendig, dass sich Vorsorgeverträge besonders lohnten, wenn man früh damit anfange.
Ein Schritt für die gesundheitliche Vorsorge seien „kleine Umstellungen“ der Ernährung, zum Beispiel „ein Apfel am Nachmittag“. Sinnvoll sei auch das „Weight-Watchers-Prinzip“, mit dem man sich Gleichgesinnte suchte, um gemeinsam Sport zu treiben oder sich besser zu ernähren.
Um soziale Netzwerke aufzubauen und für später zu erhalten, empfahl Engberding ebenfalls kleine Vorsätze, zum Beispiel ein Telefonat am Wochenende mit Freunden oder Familie und „Verpflichtungen“, zum Beispiel einen Stammtisch oder eine Spielrunde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Bundestagswahlkampf der Berliner Grünen
Vorwürfe gegen Parlamentarier
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt