Alternative Nobelpreise: Vier Menschen, drei Kontinente

Den Alternativen Nobelpreis teilen sich vier Menschen aus drei Kontinenten: Sie werden für Engagement für Regenwälder, Genetik, medizinische Behandlung und Friedensarbeit geehrt.

Wichtiger Schutz: Die Jury würdigte u.a. René Ngongos Engagement für den Regenwald im Kongo. Bild: dpa

STOCKHOLM taz | „Weckrufe, um unsere gemeinsame Zukunft zu sichern“ - unter dieses Motto stellt die Stockholmer Right-Livelihood-Stiftung ihre am Dienstag bekannt gemachten diesjährigen „Alternativen Nobelpreise“. Zum 30. Mal vergeben, gehen sie an PreisträgerInnen aus drei Kontinenten, die jeweils für ihren Kampf für den Erhalt der Regenwälder im Kongo, für globale Friedensarbeit und für die medizinische Behandlung von Frauen geehrt werden: René Ngongo aus der Demokratischen Republik Kongo, Alyn Ware aus Neuseeland und Catherine Hamlin aus Äthiopien. Den Ehrenpreis hat der kanadische Zoologe David Suzuki erhalten.

Ngongo erhält laut Begründung der Jury den Preis „für seinen Mut, sich jenen Kräften entgegenzustellen, die die Regenwälder des Kongo zerstören, und für seine Bemühungen, politische Unterstützung für deren Bewahrung und nachhaltige Nutzung zu schaffen". Der 48-Jährige wurde in Goma geboren, studierte Biologie und gründete 1994 die Umweltorganisation Ocean (Organisation Concertée des Ecologistes et Amis de la Nature). Die sich neben dem Schutz der Regenwälder, um Wiederaufforstung und für die städtische Baumbepflanzung engagierte.

Bei seiner Arbeit, den Kahlschlag der Wälder und illegale Grubenaktivitäten zu dokumentieren gerieten er und seine MitaktivistInnen mehrfach in Lebensgefahr. Seit 2008 arbeitet er für Greenpeace und bemüht sich in Politik und Gesellschaft Kongo-Kinshasas das Bewusstsein für die Bedeutung der Regenwälder zu stärken.

Den 47-jährigen Alyn Ware beschreibt die Jury als einen „der effektivsten Friedensarbeiter der Welt“. Er ist ausgebildeter Kindergärtner, konzentrierte sich aber bald auf das Thema Friedenserziehung. Er diente sowohl der Regierung Neuseelands, wie den Vereinten Nationen als Ratgeber für schulische Friedenserziehung.

Ende der achtziger Jahre war er in der Kampagne aktiv, die darauf hinarbeitete, Neuseeland zu einer nuklearfreien Zone zu machen und beteiligte sich zu Beginn der neunziger Jahre an den Vorarbeiten zur Schaffung des Internationalen Strafgerichtshofs ICC. Er ist Vizepräsident des „International Peace Bureau“, Mitbegründer des parlamentarischen Netzwerks für nukleare Abrüstung und Nichtverbreitung von Atomwaffen, engagiert sich für eine globale Anti-Atomwaffenkonvention und wird ausgezeichnet „für seinen Einsatz und seine internationalen Initiativen über zwei Jahrzehnte zur Stärkung der Friedenserziehung und zur Schaffung einer atomwaffenfreien Welt“.

Catherine Hamlin, geboren 1924 in Sydney, kam 1959 mit ihrem Ehemann Reginald nach Äthiopien um dort an der gynäkologischen Abteilung des Krankenhauses in Addis Abeba zu arbeiten. Sie erhält den Preis „weil sie sich seit fünfzig Jahren der Behandlung von Patientinnen mit Geburtsfisteln widmet und dabei die Gesundheit, Hoffung und Würde von Tausenden ärmster afrikanischer Frauen wiederhergestellt hat". Medizinisch eigentlich leicht zu behandeln, belasten diese Geburtsfolgen arme Frauen unter anderem mit Inkontinenz als Langzeitfolge. Die Eheleute Hamlin eröffneten eine eigene Klinik und regionale Behandlungszentren, in denen sie Frauen kostenlos behandeln und Catherine Hamlin entwickelte neue Operationstechniken.

Den Ehrenpreis der Jury erhält David Suzuki. 1936 als Kind japanischer Einwanderer in Kanada geboren wurde er Professor für Zoologie mit dem Spezialgebiet Genetik. Seit 1979 ist er Moderator eines populären Wissenschaftsprogramms im kanadischen Fernsehen, hat daneben zahlreiche weitere TV-Shows und Serien produziert und 43 Bücher geschrieben, davon 17 Kinderbücher.

Er gründete die „David Suzuki Stiftung“, die sich vor allem mit den verschiedenen Aspekten der Krise des globalen Ökosystems beschäftigt und ist einer der schärfsten Kritiker des mangelhaften Klimaengagements der kanadischen Regierung. Die Jury würdigt „seinen langjährigen Einsatz für die soziale Verantwortung der Wissenschaft, sowie zur Aufklärung über die Gefahren des Klimawandels und die zu seiner Begrenzung erforderlichen Maßnahmen“.

Insgesamt begründet die Jury ihre diesjährige Auswahl wie folgt: „Trotz der wissenschaftlichen Warnungen über die drohende Gefahr und zerstörerischen Auswirkungen des Klimawandels, und obwohl Lösungen längst bekannt sind, sind die Antworten auf diese globale Krise quälend langsam und unzureichend.

Die weltweite atomare Bedrohung nimmt wieder zu. Und dass so viele arme Menschen an behandelbaren Krankheiten leiden, ist eine Schande für die Menschheit. Die Preisträger dieses Jahres zeigen konkret, was getan werden kann und muss, um den Klimawandel zu begrenzen, die Welt von Atomwaffen zu befreien und um lebens-wichtige medizinische Behandlung auch für die Armen und Benachteiligten bereitzustellen.“

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