: Alte Technik im Idyll
■ Renaissance einer fast hundert Jahre alten Wasserstraße: Umfangreiche Bauarbeiten am Elbe-Lübeck-Kanal geplant
Der Güterverkehr auf dem Elbe-Lübeck-Kanal hat sich seit 1987 mehr als verdoppelt. 1995 fuhren 4500 Schiffe fast 1,5 Millionen Tonnen über den Kanal. Doch die Wasserstraße muß umfassend saniert werden. Ein etwa 800 Millionen Mark teurer Ausbau, der den Kanal für die Maße des europaweit genormten Großen Gütermotorschiffes (GMS) fit machen soll, steht nach Angaben des Wasser- und Schiffahrtsamtes (WSA) in Lauenburg aber noch nicht an. Der für Ausflügler reizvolle Wechsel von Naturidylle und alter Technik bleibt deshalb vorerst erhalten.
Bis zu 20.000 Schiffe jährlich passierten Anfang der 70er Jahre den Kanal. Der sinkende Kiesabbau sorgte seit 1973 für eine Verkehrsberuhigung, und 1987 sank die Frequenz auf 2200 Schiffe. Dennoch mußte mit einer Mindestinstandsetzung des im Jahr 1900 eröffneten Kanals begonnen werden. Die Sanierung der Brücken, Dämme und Schleusen kostete bisher etwa 90 Millionen Mark. Weitere 140 Millionen Mark sind noch notwendig. Etwa ab 1998 soll die Schleuse in Lauenburg bei laufendem Verkehr für etwa 40 Millionen Mark neu gebaut werden.
1996 sollen auch die marode Straßenbrücke in Kronsforde für fünf Millionen Mark und ab 1997 der Kanaldamm zwischen Lauenburg und Witzeeze für zehn Millionen Mark erneuert oder verstärkt werden. Auch andere Brücken und Schleusen stehen in einigen Jahren an. Ein Ausbau auf die Maße des GMS (110 Meter lang, 2,80 Meter tief und 11,4 Meter breit, bisher: 80 Meter lang, zwei Meter tief und 9,50 Meter breit) aber ist im Bundesverkehrswegeplan für die Zeit bis 2012 nicht vorgesehen.
Der 67 Kilometer lange Kanal fügt sich am Rande des Naturparks Lauenburgische Seen in eine reizvolle Landschaft mit stillen Wanderwegen und kleinen Orten. Mit Rücksicht auf den Landschaftsschutz sind deshalb die Kanalufer behutsam mit unterhalb der Wasserlinie eingerahmten Kiefernpfählen befestigt worden. Teile des Ufers wurden zu ökologisch wertvollen Flachwasserzonen umgestaltet. Doch auch die technische Idee fasziniert die Besucher. Die alten Stahlskelettbrücken und die weitgehend original erhaltenen Schleusen machen den etwas abseits gelegenen Kanal zu einem gewaltigen technischen Denkmal. Der langfristige Umgang damit wird allerdings noch heftig diskutiert. Eine Rarität sind die alten Schleusen, die zwar langsamer als moderne Anlagen arbeiten, aber dafür seit fast 100 Jahren einwandfrei funktionieren. lno/taz
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