Alte Münze: Kein Studio für Grönemeyer
Finanzsenator Ulrich Nußbaum stoppt Verkauf an Investor Nicolas Berggruen. Der will in der Immobilie zwar ein „Kreativquartier“ schaffen, aber deutlich weniger zahlen.
Die Lage ist nicht schlecht: Im Zentrum von Berlin am Spreeufer steht die Alte Münze, ein wuchtiger Bau aus den 1930er Jahren. Zuletzt wurden hier Eurogeldstücke geprägt, ehe die Produktion 2006 nach Reinickendorf umzog. Spätestens seitdem interessieren sich Investoren für das Gebäude. Eigentlich ist klar, dass die Münze an Nicolas Berggruen geht. Doch dazwischen funkt nun Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) mit seinem kürzlich verfügten Stopp von Direktvergaben durch den Liegenschaftsfonds.
6,1 Millionen Euro bietet die Berggruen Holdings GmbH für die Alte Münze. Das ist mehr als der Verkehrswert, der laut Gutachtern bei 5,17 Millionen liegt. Weil das Gebäude per Direktvergabe veräußert werden sollte, hätte die Münze sogar unterhalb des Marktwertes verkauft werden können. Der Steuerungsausschuss hatte den Verkauf an Berggruen bereits beschlossen. Doch nach Auskunft der Senatsverwaltung für Finanzen hat ein anderer Interessent rund 10 Millionen geboten.
Die große Differenz zum Berggruen-Angebot habe Nußbaum stutzig gemacht, sagte dessen Sprecherin Kathrin Bierwirth der taz. „Er hat sich gefragt: Sind die Kriterien ausreichend?“ Nußbaum hatte vor wenigen Tagen eine Pause bei der Direktvergabe von Landesimmobilien- und Grundstücken angekündigt. Der Verkauf der Alten Münze unterstreiche die Notwendigkeit, Bedingungen für eine Direktvergabe klarer festzulegen, so Bierwirth.
Es müsse deutlich werden, worin der Mehrwert für das Land Berlin bestehe, wenn es durch einen Verkauf an Berggruen auf rund 4 Millionen Euro verzichte. Vor einer Entscheidung über den Verkauf müssten zunächst die Kriterien einer neuen Liegenschaftspolitik geklärt werden.
Laut Morgenpost setzt sich Wirtschaftssenatorin Sybille von Obernitz (parteilos) für Berggruens Offerte ein. Der wolle die Alte Münze in ein „Kreativquartier“ mit einer Mischung aus Ateliers und Veranstaltungsflächen verwandeln, in dem der Musiker Herbert Grönemeyer eventuell ein Studium errichten wolle. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft wollte sich am Freitag auf Anfrage der taz nicht dazu äußern.
Auch die Berggruen Holdings GmbH hält sich über den Inhalt ihres Konzepts für dei Münze bedeckt. Sprecherin Ute Kiehn verwies auf das laufende Vergabeverfahren. Berggruen bietet bereits zum zweiten Mal für die Münze. Zunächst sollte das Gebäude 2009 an den Investor Frankonia Eurobau gehen. Wegen der Wirtschaftskrise kam aber kein Vertrag zustande. Berggruen ist sich bewusst, dass es auch diesmal womöglich höhere Gebote gibt. Doch man hoffe, mit seinem seriösen Auftreten punkten zu können, sagte Kiehn.
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