: Als Fluchtweg bleibt nur der Tunnel
Trotz des Brandes im U-Bahnhof Deutsche Oper will die BVG frühestens in fünf Jahren auf allen Bahnhöfen einen zweiten Fluchtweg schaffen. Die Finanzierung und der Baubeginn sind noch völlig offen. Grüne fordern sofortige Umsetzung
von MAJA SCHUSTER
Trotz des Brandes im U-Bahnhof Deutsche Oper will sich die BVG mit dem Umbau weiterer Bahnhöfe Zeit lassen. Frühestens ab dem Jahr 2002 sollen die elf Stationen, die bisher nur an einem Bahnsteigende einen Ausgang haben ,einen weiteren Fluchtweg am anderen Ende erhalten. Erst drei Jahre nach dem noch offenen Baubeginn sollen alle Stationen zwei Ausgänge haben, sagte BVG-Chef Ulrich Deinhardt. Am 8. Juli war der letzte Wagen eines Zuges in Brand geraten. Rauchschwaden blockierten den einzigen Ausgang des Bahnhofes. Die Fahrgäste mussten durch den Tunnel Richtung Ernst-Reuter-Platz evakuiert werden. 21 Personen wurden verletzt.
Elf U-Bahnhöfen haben nur einen Aufgang am Ende des Bahnsteiges. Betroffen sind die U-Bahnhöfe Uhlandstraße, Deutsche Oper, Sophie-Charlotte-Platz, Theodor-Heuss-Platz, Viktoria-Luise-Platz, Innsbrucker Platz, Rathaus Schöneberg, Schillingstraße, Konstanzer Straße, Britz-Süd und Rudow.
Nach Angaben des BVG-Chefs sollen diese Stationen entweder einen zweiten Aufgang oder einen Notausstieg erhalten. Deinhardt zufolge wird die Umgestaltung zwischen 2 und 5 Millionen Mark pro Bahnhof kosten. Die Finanzierung sei aber noch unklar.
Aufgrund des Bestandschutzes für Altanlagen müssten die Bahnhöfe mit alten Sicherheitsstandards jedoch nicht saniert werden, bedauert Feuerwehrsprecher Wolfgang Kunze. „Wir können die Sanierung nicht fordern, federführend sind die Bauämter der Bezirke“. Letzendlich läge die Entscheidung allerdings bei der BVG.
Die Grünen wollen in Kürze die sofortige Sanierung der Bahnhöfe mit nur einem Ausgang beantragen. Gleichzeitig sollen diese Stationen behindertengerecht mit Fahrstühlen ausgestattet werden. „Aus Sicherheitsgründen ist ein sofortiger Umbau notwendig“, so der grüne Verkehrsexperte Michael Cramer. „Außerdem wird durch den Bau eines zweiten Aufgangs das Einzugsgebiet vergrößert und somit auch die Attraktivität gesteigert.“ Für den Umbau der Station Theodor-Heuss-Platz existierten seit 1989 Umbaupläne, die jedoch nie umgesetzt worden seien. Bei einigen Bahnhöfen, etwa an der Schilingstraße, existiere bereits ein zweiter Aufgang, der nur freigelegt werden müsse. Laut Cramer könnten die Arbeiten innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen werden. Die Kosten seien zudem wesentlich geringer als von der BVG geschätzt.
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