Allianz mit US-Kette Starbucks: Nestlés Macht im Kaffeemarkt wächst
Die Schweizer kaufen Vermarktungsrechte der US-Kaffeehauskette. Nestlé kann dadurch Bauern noch stärker unter Druck setzen.

Das Geschäft steht den Angaben zufolge für einen Jahresumsatz von zwei Milliarden US-Dollar. Nestlé wird zudem Lizenzgebühren an die Amerikaner zahlen. Von der Kooperation ausgenommen sind die weltweit über 28.000 Starbucks-Kaffeehäuser, die auch künftig in der Regie des US-Unternehmens betrieben werden.
„Der Deal ist ein weiteres Beispiel, wie sehr die Marktkonzentration in verschiedenen Sektoren zunimmt“, sagte Franziska Humbert, Referentin für Soziale Unternehmensverantwortung bei der Entwicklungsorganisation Oxfam, der taz. „Das geht zulasten der kleinen Lieferanten, der kleinen Produzenten.“ Nestlé beziffert unter Berufung auf das Marktforschungsunternehmen Euromonitor seinen Anteil am globalen Kaffeemarkt auf 27 Prozent.
Oxfam: Kaffeepreis immer noch zu niedrig
Durch seinen „enormen Machtzuwachs“ könne Nestlé die Bauern noch stärker unter Druck setzen. Der Einfluss des Konzerns sei riesig, selbst wenn er nur den Vertrieb, aber nicht den Ankauf der Rohware für die Starbucks-Produkte übernehmen sollte. Nestlé wird der einzige externe Abnehmer von Kaffee der Marke. „Der Kaffeepreis ist immer noch zu niedrig, um davon zu leben.“
Die deutsche Milliardärs-Familie Reimann mit ihrem Konzern JAB setzte Humbert zufolge in den vergangenen Jahren Marktführer Nestlé unter Druck, indem sie unter anderem die Kaffeemarken Jacobs Douwe Egberts, Caribou und Keurig Green Mountain übernahm. So sei sie auf einen Marktanteil von etwa 20 Prozent gekommen.
Im Zuge der Vereinbarung mit Starbucks übernimmt Nestlé rund 500 Beschäftigte des US-Unternehmens. Die Sparte soll den Angaben zufolge in Seattle beheimatet bleiben. Zwischen beiden Unternehmen ist eine enge Zusammenarbeit bei Produktentwicklung und Markteinführung geplant. Der Schweizer Konzern verspricht sich von dem Deal eine „starke Basis für weiteres Wachstum in Nordamerika“ und auf anderen Märkten in aller Welt.
Die Transaktion soll laut Nestlé bis zum Jahresende abgeschlossen werden. Sie soll zudem ab kommendem Jahr positiv zum Gewinn je Aktie beitragen. Starbucks kündigte eine Beschleunigung seiner Aktienrückkäufe an. Demnach will die Firma bis Ende des Geschäftsjahres 2020 etwa 20 Milliarden Dollar in Form von Aktienrückkäufen und Dividendenzahlungen an die Aktionäre zurückgeben.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Bildungsforscher über Zukunft der Kinder
„Bitte nicht länger ignorieren“