: Alles freiwillig
■ CDU stellt ein Alternativmodell zur „Offenen Halbtagsgrundschule“ vor
Mit einem Alternativmodell der „Vollen Halbtagsgrundschule“ will die bildungspolitische Sprecherin der CDU, Ingeborg Knipper, das „unglückliche Vorgehen von Schulbehörde und Senat“ abmildern.
Einen Konsens erhofft sie sich vom Prinzip „Freiwilligkeit“ und zwar in doppelter Hinsicht: Zum einen sollen die Schulen selbst entscheiden können, ob sie die Schüler von 8 bis 13 Uhr „verläßlich“ in der Schule betreuen wollen. Solchen Konzepten müßten Lehrer und Eltern zustimmen. Zum andern soll es für die Klassen eins und zwei freiwillige An- und Auslaufzeiten der Schultage geben. Schließlich blieben viele Mütter bewußt zuhause, um ihre Kinder zu erziehen. Denen wolle man die Sprößlinge nicht wegnehmen. Die CDU-Schulexpertin empfiehlt für die erste bis vierte Klasse nur 28 bis 30 Betreuungsstunden (Senatsentwurf: 31). So würden rund 90 Lehrerstellen frei. Die wiederum könnten für Vertretungen eingesetzt werden, glaubt Knipper. In der freiwilligen Auslaufzeit am Ende des Unterrichts sollen die Kinder von ErzieherInnen betreut werden. Rund 140 Stellen müßten hierfür eingerichtet werden. Für dieses Problem hat auch das Knipper-Konzept keine Lösung – genausowenig wie das Senatsmodell. Benötigt würden für die etwa 35 Minuten Auslaufzeit nach CDU–Plänen nämlich gleichzeitig rund 2000 ErzieherInnen mit einer Wochenarbeitszeit von zwei bis drei Stunden.
Offen bleibt auch die Frage, wodie Kinder von berufstätigen Frauen bleiben sollen, wenn sich die Schulen nicht für die „Volle Halbtagsgrundschule“ entscheiden und nicht genügend Hortplätze vorhanden sind. Senatorin Rosi Raab hält das Alternativ-Modell der CDU für „halbherzig, unausgegoren und nicht finanziert“: „Frau Knipper wiederholt – wider besseres Wissen – das unter Eltern verbreitete Mißverständnis, die –Volle Halbtagsgrundschule' sei als Unterricht plus Betreuungszeiten konzipiert.“ Die „Volle Halbtagsgrundschule“ sei aber pädagogisch begründet und will Kindern nicht nur mehr Zeit zum Lernen ermöglichen, sondern auch einen entzerrten Unterrichtsvormittag, kontert die Senatorin den Oppositionsentwurf.
paf
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