piwik no script img

■ StandbildAlle für eine

„Lieber Liebe“, Freitag 23.25 Uhr, ARD

Die Geschichte ist so alt und langweilig wie das gemeine Würfelspiel mit Tante Hulda. Netter Junge verliebt sich in Hure, bei Happy-End droht Komödie, im gegenteiligen Fall Tragödie oder Melodram. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.

Peter Petersen (Tobias Langhoff) ist ein halb ewiger, halb auch abgebrochener Student, vor allem aber sympathisch. Er „schleimt nicht für einen Kackjob“ in der Export-Import- Firma, deren Chef „Vick-tor“ genannt wird. „Meine Zukunft liegt woanders“, erläutert Petersen seiner – sympathischen – Kollegin, „Malen, Schreiben, Musik machen“. Bei dieser Szene erleidet der Zuschauer den ersten hysterischen Anfall. Schon wieder Selbstverwirklichung! Regisseur Werner Dauth beläßt es nicht bei der brisanten Kontroverse „Geldjob“ gegen „Spaßjob“. Herr Petersens Gesicht ist von sanfter Schönheit, weswegen er abends Beatles-Songs auf seiner Akustischen spielt. Weil er nicht so recht von dieser Welt ist, muß er bald Bekanntschaft mit dem Bösen schließen. Ein widerlich vorlauter Bengel läuft ihm vors Auto. Flippers Mutter arbeitet nachts und hat dabei nicht viel an. Dennoch folgt zwischen Herrn Petersen und der – sympathischen – Nutte Andrea Liebe auf den ersten Blick, die Flipper für sich zu nutzen weiß: „Bei uns ist noch 'ne Stelle als Papa frei!“ Herr Petersen hat zwar nichts gegen Flipper, Familie und Sozialarbeit, aber die Zuhälter haben was gegen Herrn Petersen: Die Prügelszene führt zum zweiten hysterischen Anfall.

Daß ich diesen „Unterhaltungsfilm von Burkhard Hofmann“ dennoch bis zum Ende ertragen habe, ohne das Video von „Die Musketiere“ (Einer für alle! Alle für einen!) einzuwerfen, ist allein Tobias Langhoff zu danken. Langhoff muß nicht hampeln oder brüllen, um präsent zu sein. Er ist präsent – selbst, wenn er die Klappe hält und sein Blick auf einer Rose ruht. Bei jedem anderen wäre so eine Szene peinlich, mit Langhoff als Rosenhalter macht sie sich schlicht und schön. Selbst Susanne Schäfer als Hure war nicht übel anzusehen. Nein, es lag allein am piep-öden Buch, an der Geschichte. Am Ende kaufen Ex-Huren und Ex-Bürohengste ein Haus, verjagen die Zuhälter und ergeben sich dem gesunden Landleben. Ein Zuhälter wird als Toilettenmann eingestellt. Was für eine Verschwendung (Führungspersönlichkeit!) von Talent! Anke Westphal

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen