■ Kommentar: Alle Jahre wieder
Alle paar Jahre wieder gleichen sich die Bilder an deutschen Hochschulen: eine Studienreform soll die Zustände verbessern, die Studierenden sind da ganz anderer Meinung und sagen das auch lautstark. Es kommt zu Protest, Streik, Besetzung, und letztlich enden die Aktionen so, wie Streiks enden, wenn das einzige Druckmittel die öffentliche Meinung ist: sie verlaufen im Sand. Darauf kann die Politik bauen.
Trotzdem sind die Aktionen nicht sinnlos. Neben einigen kleinen Zugeständnissen an die Studis rücken sie die Lage der Universitäten und Hochschulen immer wieder in die öffentliche Diskussion. Wieviel akademische Freiheit will sich unser Bildungssystem leisten? Sind die StudentInnen mit einer akademischen Ausbildung glücklicher als mit einer stärker berufsbezogenen?
Die Frage, die immer wieder neu gestellt wird, ist die nach dem Weg der Universitäten: Sollen sie nur massenweise Nachschub für das mittlere Management ausbilden oder reihenweise Doktoranden heranbilden? In Zeiten hoher Akademiker-Arbeitslosigkeit muß die Frage nach Sinn und Form der akademischen Karrieren gestellt werden dürfen. Doch die Universität wird momentan viel zu sehr als Durchlauferhitzer für die Industrie verstanden – direkt verwertbares Wissen wird durch Drittmittel reichlich gefördert, die „nutzlosen“ Fächer schlagen sich um den Rest. Insgesamt gibt es doppelt soviele Studierende wie Studienplätze: Da ist es nur richtig, wenn die StudentInnen sich mit der Forderung nach einem eigenen Stuhl im Seminar zu Wort melden. Bernhard Pötter
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