piwik no script img

Alexandra Mostýn Mitarbeiter der WocheJán Kuciak

Als Journalist verstand es Ján Kuciak, sein Handwerk in seiner reinsten Form zu kultivieren: Er recherchierte und fügte die einzelnen Fragmente zu einem großen Ganzen zusammen. Möglicherweise hat er da zuletzt etwas gesehen, das im Verborgenen bleiben sollte: Ende Februar wurde Ján Kuciak zusammen mit seiner Verlobten Martina kaltblütig und professionell ermordet.

Kuciak fokussierte sich auf die Schaltstellen zwischen Wirtschaft und Politik, wo er auf Steuertricks, Amigo-Deals und zuletzt auch auf Mafia in all ihren verschiedenen Erscheinungen stieß. Er war einer, der Netzwerke erkannte und zusammenfügte. Und der sich dann festbeißen konnte.

Er selbst war ein Teil eines wenn auch lockeren Netzwerks investigativer Journalisten, in dem er Kollegen gerne sein Daten-Knowhow zur Verfügung stellte.

Kuciak war ein Journalist aus Leidenschaft. Ein junger, unauffälliger und ruhiger Mann, der nebenbei an seiner Doktorarbeit schrieb und zusammen mit seiner Verlobten Martina Kušnírová ein altes Haus renovierte, in das beide vor Kurzem eingezogen waren.

Am 5. Mai wollten Ján und Martina heiraten. Er freue sich auf die vielen gemeinsamen Tage, die vor ihnen liegen, wollte Ján in seiner Hochzeitsrede sagen. Am vergangenen Samstag wurden beide in ihren Hochzeitskleidern bestattet. Tags zuvor gedachten ihrer 25.000 Menschen in Bratislava und in vielen Städten – auch außerhalb der Slowakei.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen