Album und Tour von Düsseldorf Düsterboys: Take me higher

„Duo Duo“ heißt das neue Album der Indie-Band The Düsseldorf Düsterboys. Darauf inszenieren sie Kammerpop als zärtliches Homerecording.

Das Duo The Düsseldorf Düsterboys vor schwarzer Wand

Zwei Musiker, eine Band: The Düsseldorf Düsterboys Foto: Katharina Geling

„Manchmal fällt einem eine Zeile vor die Füße, man weiß gar nicht, wo die herkommt“, sagt Peter Rubel, eine Hälfte des Duos The Düsseldorf Düsterboys. Deren Musik klingt genauso unkalkuliert, wie der Sänger und Gitarrist sein Songwriting beschreibt. „So viele Wolken / In meinem Zimmer vergeht ein halber Tag“, singt Rubel im Auftaktsongs des neuen Albums „Duo Duo“.

Dazu hört man akustische Gitarren, sachte Blasinstrumente, einen E-Bass, Chöre, die kaum mehr als menschliche Stimmen zu erkennen sind, und ein verfremdetes Glockenspiel. Dann setzt der mehrstimmige Gesang von Rubel und seinem Partner Pedro Crescenti ein: „Take Me Hiiiiigher“, singen sie, sanft und liebevoll intoniert.

Take Me Higher? „Das kommt aus einem popkulturellen Unterbewusstsein“, erklären sie. „Das ist so ein Satz, der alles und nichts sagt, eine Blaupause. Mal geht es um Drogen, mal geht es um Spirituelles. Es kann ganz viel bedeuten. Und für uns bedeutet das auch alles.“

Zusammen Musik machen

„Duo Duo“ ist das zweite Album von Peter Rubel und Pedro Crescenti unter dem Namen The Düsseldorf Düsterboys nach ihrem Debütalbum „Nenn mich Musik“ (2019). Zusammen Musik machen sie schon viel länger, ob bei ihrem etwas rockigeren Projekt International Music oder eben zu zweit als The Düsseldorf Düsterboys, von denen übrigens keiner aus Düsseldorf kommt. Sie kommen aus Essen.

The Düsseldorf Düsterboys: „Duo Duo“ (Staatsakt/Bertus)

Live: 14.10. Hannover „Cafe Glocksee“, 4.11. Bremen „Lagerhaus“, 5.11. Stade „Hanse Song Festival“, 6.11. Dresden „The Sound of Bronkow“, 19.11. Chemnitz „Lokomov“, 20.11. München „Ampere“, 22.11.Nürnberg „Club Stereo“, wird fortgesetzt

Bei ihrem Debüt waren noch ein Organist und ein Schlagzeuger dabei, „Duo Duo“ haben Rubel und Crescenti nun zu zweit aufgenommen, mit einem analogen Kassettenrekorder. „Ja, das ist teilweise extrem aufwendig und total unhandlich“, sagt Crescenti. Und Rubel ergänzt: „Man muss eigentlich alles mit den Ohren entscheiden. Man hat keinen Bildschirm vor sich, wo man dann noch mal sieht, ob jetzt alles stimmt. Wir haben oft einfach die Mikrofone hingestellt, aufgenommen und dann gehört, was wir besser machen können, noch mal umgebaut und neu aufgenommen. Das entspricht unserer Idee, diese Intimität als Duo einzufangen.“

Diese Intimität spiegelt sich auch in ihrem Harmoniegesang. Zärtlich schieben sich herrlich unkonkrete, teilweise wunderschöne Zeilen ineinander: „Ich hab’ dir was versprochen / Es liegt im nächsten Tal / Was hart war, ist zerbrochen / Das Zarte ausgesprochen“, heißt es in „Das erste Mal“. Oder: „Ich warte, dass der Salbei raucht / Weil ich dein Gegenüber brauch’ / Denn ich weiß, was es heißt, ein Geist zu sein“, intonieren Rubel und Crescenti gemeinsam in „Füße“.

So hoch singen wie möglich

Dabei versuchen sie so hoch zu singen, wie sie können. Das muss nicht perfekt sein. Vielmehr passt das Unperfekte zur poetischen Uneindeutigkeit ihres Schreibens. Denn immer wieder, wenn ihre Texte zu romantisch zu werden drohen, brechen sie diese und dichten ins fast schon Dadaistische: „Ist der Horizont gerade? / Ja, das ist er, ach, wie schade / Ich wollt’, er wär gewellt / Oder vertikal.“

Ihre Texte sind dabei so abstrahiert, dass sie fast märchenhaft wirken. In „Lavendeltreppen“ beschwören sie schließlich tatsächlich ein Schloss herauf. Die Bildhaftigkeit des Liedes sei dabei schon im Poetischen der Musik angelegt, meinen The Düsseldorf Düsterboys.

Denn in das Zusammenspiel aus Gitarren, zweistimmigem Gesang und sanftem Rhythmus schiebt sich nach drei Minuten ein Streichorchester, ein Spiel mit den Hörgewohnheiten: „Wir hatten die Vorstellung, die auf der Gitarre entstandene Melodie auf Streicher zu instrumentieren und zwar in mehreren Oktavlagen. Und damit dann irgendwie so Assoziationen in Richtung Ägypten der 1950er-Jahre herzustellen. Als Kontrast, weil der Song das bis dahin überhaupt nicht andeutet.“

Die Ohren spitzen

Diese große Komposition ist auch deshalb eine solche Überraschung auf „Duo Duo“, weil die Songs sonst im kleinen Raum, nur zwischen Rubel und Crescenti, entstanden sind, einem Raum, den man den Songs auch oft anhört. „Bei unserer Arbeitsweise fällt ganz viel weg, wird minimalistischer“, sagt Rubel. „Aber das heißt nicht, dass weniger passiert, sondern dass man die Ohren spitzen muss für die kleinen Sachen, die dann passieren.“

Die kleinen Sachen geschehen auf „Duo Duo“ im Hintergrund: So hört man mal eine Zigarette, die gedreht und angezündet wird, mal das Knarzen von aneinandergeriebenen Qigong-Kugeln, eigentlich zur Reha nach einem Knochenbruch gedacht. Und immer wieder das Rauschen ihrer Aufnahmegeräte. Im Kleinen sollen sich neue Welten eröffnen, das wünschen sich Pedro Crescenti und Peter Rubel. Was ihnen jedoch mit „Duo Duo“ gelingt, ist nicht weniger, als mit jedem ihrer Songs uns eine neue Welt zu schenken.

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