Alba Berlin im Eurocup-Finale: Keine Lust auf den zweiten Platz
Alba hat den spanischen Spitzenclub Valencia Basket zum Gegner – wie schon vor acht Jahren. Einzug ins Finale schon ein Erfolg.
So richtig glauben kann Marco Baldi es immer noch nicht, dass seine Basketballer von Alba Berlin in dieser Saison das Finale im Eurocup erreicht haben. „Das ist der Hammer und eine Wahnsinnsleistung. Dass wir es bis ins Finale schaffen, ist schon unglaublich“, freut sich der 56-jährige Manager. Nach der Euroleague ist der Eurocup im europäischen Basketball der zweithöchste Wettbewerb – entspricht also der Europa League im Fußball.
Für die Berliner ist der Finaleinzug ein immenser Erfolg und alles andere als selbstverständlich. Denn erst einmal war es einer deutschen Mannschaft bisher gelungen, dieses Finale zu erreichen. Das war vor acht Jahren, und auch damals war das Kunststück den Berlinern gelungen. Im Finale unterlag man damals jedoch dem spanischen Spitzenclub Valencia Basket.
Die Geschichte will es, dass Alba nun die späte Chance zur Revanche bekommt. Denn auch in diesem Jahr heißt der Finalgegner Valencia. „Dieses Finale und ein möglicher Titel bedeuten für uns alles“, meint der isländische Guard Martin Hermannsson.
Erste Partie in Spanien
Das Finale wird in einer Best-of-Three-Serie ausgespielt. Wer also zuerst zwei Spiele gewonnen hat, bekommt den Titel. Den Auftakt macht die Partie am heutigen Dienstagabend in Spanien (20.30 Uhr). Am Freitag folgt dann das Spiel in Berlin. Sollte ein drittes Entscheidungsspiel nötig sein, würde das am Montag wieder in Valencia stattfinden.
Hermannsson sieht die Chancen bei 50:50 – auch wenn der Heimvorteil bei den Spaniern liegt. Das bereitet Alba aber weniger Sorgen. Denn schon im Viertel- und Halbfinale konnten die Auswärtsspiele gewonnen werden. Mit Malaga und Andorra wurden bereits zwei Teams aus der spanischen Liga ACB ausgeschaltet, der vielleicht stärksten Liga in Europa.
Eurocup Am heutigen Dienstag startet die Finalserie im Eurocup im Best-of-Three-Serie. Alba hat nur im zweiten Heimspiel Heimrecht. Das findet am Freitag in der Arena am Ostbahnhof um 20 Uhr statt.
Finalgegner Valencia ist für Alba kein Unbekannter. Als die Berliner 2010 schon einmal das Finale erreichten, hieß der Gegner ebenfalls Valencia. Damals wurde nur eine Partie ausgetragen, die die Spanier klar mit 67:44 gewannen
Generalprobe Mit im Schnitt 88.48 Punkte pro Spiel sind die Berliner im Eurocup das offensivstärkste Team. Auch bei den Rebounds, Vorlagen und Ballgewinnen liegt Alba in dieser Saison vorn. Die Generalprobe für den heutigen Dienstag löste Alba mit Bravour: Am Samstag siegten sie in der Bundesliga souverän mit 105:69 in Crailsheim. (sowa)
„Wir haben also gezeigt, dass wir sie schlagen können“, glaubt der US-Amerikaner Luke Sikma. Mit 29 Jahren ist der Forward der erfahrenste Spieler im sehr jungen Berliner Kader. Auf ihn wird viel ankommen. „Das wird für mich eine besondere Serie“, meint er. Denn Sikma spielte einst selbst zwei Jahre in Valencia, bevor er 2017 nach Berlin wechselte. Bei den Spaniern hat er noch viele Freunde und steht mit ihnen regelmäßig in Kontakt. „Zuletzt wurde es aber weniger, wir sind ja jetzt Feinde“, berichtet Sikma schmunzelnd. Er kennt den Gegner gut und warnt deshalb: „Sie haben viele sehr erfahrene Spieler mit vielen Waffen. Und sie alle haben schon Titel geholt.“
Das gilt für den Berliner Kader weniger. Aber seit der spanische Trainerguru Aito Garcia Reneses im Sommer 2017 in Berlin anfing, schafften die Berliner es in Pokal und Meisterschaft in drei Finalentscheidungen. Doch immer verlor Alba. „Wir haben langsam keine Lust mehr, immer nur Zweiter zu sein. Denn wenn du ein Finale nach dem anderen verlierst, kann das schnell sehr deprimierend werden“, glaubt Hermannsson. Die Berliner sind deshalb besonders heiß, diese Negativserie zu durchbrechen. „Wir schauen nicht großartig zurück. Jetzt haben wir uns wieder eine neue Chance erarbeitet, und dieses Mal wollen wir sie nutzen“, kündigt Nationalspieler Joshiko Saibou an.
Einmal Erster sein
Ein Finalsieg wäre für Alba nach dem Sieg im damaligen Korac-Cup 1995 der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Damals waren die heutigen Alba-Stars aber alle noch kleine Kinder. Erinnern kann sich daran niemand mehr. Ein Sieg 2019 hätte aber noch einen höheren Stellenwert, da die Konkurrenz heutzutage deutlich stärker und breiter geworden ist.
Luke Sikma, Alba
Doch egal, wie es ausgeht. Schon der Finaleinzug ist ein großer Erfolg. Und bei Alba sieht man dies sogar exemplarisch für den Aufschwung des deutschen Basketballs. „Es zeigt, dass die deutsche Liga stärker geworden ist und sie nun auch mehr in Europa wahrgenommen wird“, glaubt Sikma. Die Konkurrenz hat Respekt vor Alba bekommen.
Nicht umsonst wurde Luke Sikma im Eurocup zum wertvollsten Spieler gewählt. Und Trainer Aito zum besten Coach. Der Spanier hat an dem Erfolg wohl den größten Anteil. „Ich bin sehr stolz über das Erreichte. Auch wenn wir das Finale verlieren sollten“, sagt der 72-Jährige. Positiver Nebeneffekt wäre auch, dass man mit einem Eurocup-Triumph auch ein Ticket für die Euroleague sicher hätte. „Das ist unser Ziel“, kündigt Sikma an.
Wahrer Spiele-Marathon
Doch das Erreichen der Finalserie hat seinen Preis. Immer wieder mussten deshalb Liga-Spiele verschoben werden, die nun allesamt vor dem Start der Meisterschafts-Playoffs Mitte Mai nachgeholt werden müssen. In den kommenden Wochen erwartet Alba deshalb ein wahrer Spiele-Marathon – bis zu 13 Spiele in nur 34 Tagen. Die Herausforderung wird sein, stets die nötige Konzentration hochzuhalten. Deshalb rotiert Aito derzeit mehr im Team als üblich.
Denn neben dem Eurocup will Alba auch noch die Meisterschaft gewinnen. Während der Saison plagten die Berliner allerdings immer wieder Verletzungsprobleme. Aito ist deshalb selbst überrascht, dass „wir in allen Wettbewerben noch so gut dastehen“. In der Bundesliga ist Alba aktuell Tabellenvierter. Wenn sie alle Nachholspiele gewinnen würden, wäre man Dritter. Man hofft aber noch auf Platz 2 hinter den scheinbar übermächtigen Bayern.
Der Manager gibt sich jedoch zurückhaltend: „Wir müssen erst einmal absichern, was wir in der Hand haben.“ Es könnte aber eine der erfolgreichsten Saisons in der Alba-Geschichte werden.
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