: Al–Aksa–Moschee durchsucht
■ Auseinandersetzungen in den besetzten Gebieten gehen weiter / UNO verlangt Rückkehr der abgeschobenen Palästinenser / Wirtschaftsblockade gegen Palästinenserlager
Jerusalem/New York (ap/afp) - Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat am Donnerstag abend Israel ohne Gegenstimme bei Enthaltung der USA aufgefordert, die vier abgeschobenen Palästinenser wieder einreisen zu lassen. Unterdessen forderten die vier Palästinenser die Bewohner der besetzten Gebiete auf, den „Kampf weiterzuführen und den Versprechungen der Besatzungsmacht Israel“ nicht zu glauben. Ihre Pressekonferenz wurde von dem Internationalen Rot–Kreuz– Komitee in Kasra (Bekaa–Ebene) organisiert. In der von Israel errichteten „Sicherheitszone“ in Südlibanon sind am Freitag fünf Personen verhaftet worden, die an „anti–israelischen Angriffen“ teilgenommen haben sollen. Ein israelischer Soldat hat am Freitag eine junge Palästinenserin im Gaza–Streifen getötet, als diese mit einem Messer auf einen Offizier losging und ihn verletzte. In den vergangenen Tagen hätten sich Messer–Attacken auf Soldaten gehäuft. Eine Anti–Terror–Einheit der israelischen Grenzpolizei durchsuchte die heiligste islamische Stätte in Jerusalem, die Al–Aksa– Moschee auf dem Tempelberg. Die Polizei begründete die Aktion mit dem Diebstahl eines Polizeirevolvers. Palästinenser hatten die Waffe den Angaben zufolge bei einer anti–israelischen Demonstration nach dem Feiertagsgottesdienst einem Beamten entwendet. Sie sei später auf dem Tempelberg versteckt gefunden worden. Starke Sicherheitskräfte gingen auf dem Tempelberg in Jerusalem gegen über 1.000 Palästinenser vor, die islamische Parolen skandierten, Steine warfen, Flaggen der USA und Israels verbrannten und die Fahne der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) hißten. Die Polizei setzte Tränengas und Knüppel ein. Die Polizei setzte zunächst Tränengas ein und gab dann Warnschüsse ab. Die Besucher der Al– Amari–Moschee in Gaza demonstrierten ebenfalls nach dem Gottesdienst und bewarfen die Soldaten mit Steinen. Palästinensische Organisationen und islamische Geistliche hatten den religiösen Wochenfeiertag zum „Gedenktag an die Märtyrer“ (die Opfer der jüngsten Unruhen) erklärt. Wie aus Polizeikreisen in Jerusalem verlautete, wurden zwei der vier palästinensischen Journalisten, die am Donnerstag verhaftet worden waren, wieder freigelassen. Es soll sich um die Reporter der Tageszeitung Al–Fajir, Mohammed Zahaikeh und Abdellatif Jheith, handeln. In israelischen Presseberichten sowie Fernsehsendungen wurden am Freitag Schätzungen laut, nach denen 250.000 bis 300.000 palästinensische Flüchtlinge in den Lagern des Gaza–Streifens und des Westjordanlands unter einer totalen Wirtschaftsblockade leben. Die drakonischen Maßnahmen der israelischen Behörden seien im Gaza–Streifen am härtesten, berichtete die unabhängige Zeitung Haaretz am Freitag. Mittlerweile sei auch das einzige bisher von der Ausgangssperre verschonte Lager Maghazi dieser Maßnahme unterworfen worden. Im Westjordanland hätten die Behörden über sieben Flüchtlingslager von 18 die Ausgangssperre verhängt. Unterdesen haben die Palästinenser in den besetzten Gebieten ihren am Sonntag ausgerufenen Generalstreik auch am Freitag fortgesetzt, obwohl die Armee die Geschäftsleute aufforderte, ihre Läden wieder zu öffnen.
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