Akzeptanz von Forschung: Skeptiker sind in der Minderheit
Das „Wissenschaftsbarometer“ ermittelt die Einstellung der Bürger zu Forschung und Wissenschaft: Die Mehrheit steht der Forschung positiv gegenüber.
Nach der vom Meinungsforschungsinstitut Kantar Emnid durchgeführten Umfrage trifft das Thema Wissenschaft bei den deutschen Bürgern auf erhöhte Aufmerksamkeit. 58 Prozent bringen ihr großes und sogar sehr großes Interesse entgegen, das ist deutlich mehr als die Bereiche Politik (49 Prozent), Kultur (48), Wirtschaft (41) oder Sport (39).
Erstmals wurde auch die Parteipräferenz abgefragt. Daraus lässt sich ablesen, dass die Anhänger der Grünen mit 77 Prozent das größte Interesse an Wissenschaft besitzen, gefolgt von den Sympathisanten der AfD (74), der Linken (71) und der FDP (67). Wer zu den beiden großen Parteien hält, die in der Regel an Regierungen beteiligt sind, hat ein geringeres Interesse an Wissenschaft: bei der SPD sind es 62, bei der CDU nur 50 Prozent. Inhaltlich interessieren sich die meisten für die Fortschritte der Medizin und Gesundheitsforschung (72 Prozent). Die Naturwissenschaften folgen mit 59 Prozent, vor Technik (55) und Sozial- und Geisteswissenschaften (43).
Auch kritische Themen wurden abgefragt, mit teilweise überraschenden Ergebnissen. Dass der Klimawandel hauptsächlich vom Menschen und seiner Wirtschaftsweise verursacht ist, davon sind 81 Prozent der Deutschen überzeugt, nur 8 Prozent haben noch Zweifel. Sogar bei den AfD-Anhängern folgen 63 Prozent der Position, dass der Klimawandel von Menschen mit verursacht ist, 27 Prozent sind skeptisch. Das Impfen gegen Kinderkrankheiten halten 66 Prozent für nützlich, nur 12 Prozent für schädlich.
Und in der Evolutionsfrage („Menschen und Tiere haben gemeinsame Vorfahren“) stehen 73 auf Seiten der Wissenschaft, nur 10 Prozent tendieren zu den „Kreationisten“, die den biblischen Schöpfungsbericht für glaubhafter halten. Erstaunlicherweise erreicht diese skeptische Position in der Parteienskala den höchsten Wert mit 18 Prozent bei der SPD.
Spitzenreiter ist die Klimaforschung
Wo soll künftig stärker geforscht werden? Die erste Nennung der Bürger fällt mit 40 Prozent auf die Klimaforschung, gefolgt von Gesundheit (39), Sicherheit (10), Mobilität (5) sowie Kommunikation und Digitalisierung (2). Bei den Anhängern der FDP, die gerade als Digitalisierungspartei wieder in den Bundestag einziehen will, ist das Digitalthema wenig populär: Nur 1 Prozent sehen es als wichtige Forschungsaufgabe.
Mit der jährlichen Umfrage – inzwischen schon zum vierten Mal – wollen die Wissenschaftsorganisationen auch demoskopisch messen, ob ihnen die Akzeptanz der Bevölkerung erhalten bleibt oder schwindet. Dem dient unter anderem die regelmäßige Frage, ob Wissenschaft und Forschung „alles in allem“ mehr schaden als nützen.
Nach dem „Wissenschaftsbarometer“ 2017 stimmen 4 Prozent der Deutschen der Schädlichkeitsthese „voll und ganz“ zu und 7 Prozent „eher“, zusammen 11 Prozent. Im Jahr zuvor 2016 lagen die Werte noch bei zusammen 10 Prozent, ein Anstieg um einen Prozentpunkt. Auch die Zahl der Unentschiedenen bei dieser Frage hat sich von 18 auf 23 Prozent erhöht. Dem gegenüber hat der Anteil derer, die vom Nutzen der Wissenschaft überzeugt sind, von 70 Prozent im Jahr 2016 auf 64 Prozent 2017 abgenommen. Für ein Jahr ist das schon viel.
Bemerkenswert ist die Haltung der jüngeren Generation (14 bis 29 Jahre). Sie ist 2017 unter allen fünf Altersgruppen diejenige mit den stärksten Positivwerten: 71 Prozent halten Wissenschaft für nützlich und nicht schädlich. Unter den Jungen kommen also die Zukunftsversprechen der Wissenschaft am besten an – vielleicht weil sie weniger Erfahrungswissen besitzen als die Älteren.
Nachdenklich stimmen muss indes die Abnahme der Wissenschaftszustimmung auch unter den Jungen im Vergleich zum Vorjahr. 2016 waren nämlich noch 76 Prozent der Meinung, die Wissenschaft sei eine überwiegend nutzbringende Veranstaltung – eine Abnahme um 5 Prozentpunkte. Doch Signale für einen schleichenden Akzeptanzverlust?
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