Aktuelle Rote Liste bedrohter Arten: Hamster pfeift aus dem letzten Loch
Auf der aktuellen Roten Liste der gefährdeten Arten finden sich nicht nur Insekten und Vögel, sondern auch schmusige Tiere – wie der Feldhamster.
Der Europäische Feldhamster war einst vom Elsass bis nach Sibirien millionenfach verbreitet. Allerdings verzeichnen Forscher schon seit Jahrzehnten einen starken Rückgang. „Seit den 1970er Jahren haben sich die Bestände schätzungsweise um mindestens 75 Prozent reduziert“, sagt Stefanie Monecke von der Ludwig-Maximilian-Universität in München. In der EU wird der Feldhamster deshalb streng geschützt. Dennoch sind die von ihm besiedelten Flächen allein im Elsass seit 1972 bereits dreimal um 75 Prozent geschrumpft, zuletzt zwischen 2012 und 2015. „Es geht immer schneller“, sagt Monecke.
Auch in Deutschland gibt es immer weniger Feldhamster. Die IUCN berichtet von einem Drittel, die Deutsche Wildtier-Stiftung sogar von 42 Prozent Rückgang in den vergangenen 10 bis 15 Jahren. Aktuell lebten noch circa 10.000 Tiere in Deutschland, schätzt Monecke.
Womit lässt sich der Hamsterschwund erklären? Laut IUCN pflanzen sich die Nager inzwischen weitaus weniger fort als noch im 20.Jahrhundert. Damals bekam ein Hamsterweibchen bis zu 20 Junge im Jahr, heute sind es zwischen 5 und 6.
Rote Liste umfasst auch andere Arten
Das liege vor allem an der einseitigen Landwirtschaft in Europa, sagt Christian Kemnade von der Wildtier-Stiftung: „Am wichtigsten wäre mehr Vielfalt auf dem Acker.“ Wird ein Feld abgeerntet, können die Hamster nicht auf andere Äcker ausweichen, um sich etwa vor Greifvögeln zu verstecken. Trächtige Weibchen werden gefressen. Um das zu verhindern, könnte man zum Beispiel Blühstreifen zum Schutz für die Hamster anlegen, so Kemnade.
Neben dem Feldhamster stehen neuerdings außerdem Lemuren und der Atlantische Nordkaper ganz oben auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Laut IUCN sind 103 der 107 Lemuren-Spezies in Gefahr, 33 sind akut gefährdet. Das liegt vor allem an der Abholzung und der Jagd in Madagaskar. Vom Nordkaper, einem bis zu 18 Meter großen Glattwal, gibt es nur noch 250 Exemplare. 15 Prozent sind seit 2012 umgekommen – beim Zusammenstoß mit Schiffen oder weil sie sich in Fischernetzen verheddert haben. Insgesamt sind auf der Roten Liste nun weit über 120.000 Spezies gelistet. Rund 32.000 davon sind vom Aussterben bedroht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“