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Aktuelle Lage in der UkraineRaketentrümmer in Kyjiw

Die ukrainische Hauptstadt wird erneut zum Ziel russischer Angriffe. Die Attacken sind militärisch nicht erfolgreich. Wohnhäuser werden jedoch zerstört.

In der Dämmerung: Eine russische Rakete über der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw am 18. Mai Foto: Stringer reuters

Luzk taz | In diesem Mai schläft man wenig in der Ukraine: Jede Nacht feuert Russland seine Raketen ab. Der jüngste Angriff ereignete sich in der Nacht zu Donnerstag. An diesem Tag begeht man in der Ukraine schon seit langer Zeit den „Tag der Vyshivanka“, der traditionellen bestickten Trachtenblusen und -hemden. Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer gingen am Donnerstag in ihren Vyshyvankas zur Arbeit und zur Schule.

Russland feuerte dieses Mal fast die gesamte Palette seines Raketenarsenals auf die Ukraine ab, und über Kyjiw gab es einen regelrechten „Krieg der Sterne“: Insgesamt wurden 29 von 30 der auf die Ukraine abgeschossenen Raketen zerstört. Die Russen schossen sowohl von Flugzeugen aus, wie auch von Schiffen, die im Schwarzen Meer stationiert sind, sowie von landgestützten Raketensystemen.

Der Leiter der Kyjiwer Zivil- und Militärverwaltung, Serhij Popko, schrieb, dass beim neunten Beschuss der ukrainischen Hauptstadt in diesem Monat alle russischen Raketen im Luftraum über Kyjiw entdeckt und zerstört worden seien. Allerdings gingen erneut Raketentrümmer auf die ukrainische Hauptstadt nieder. Auf dem linken Ufer des Dnipro gerieten dadurch Garagen in Brand. Auch einige Wohnhäuser wurden zerstört. Eine der abgefangenen Raketen über Kyjiw schlug direkt neben einem Kindergarten ein.

„Sie haben auf ein wichtiges militärische Objekt gezielt – den Pavillon eines Kindergartens (dort befindet sich offenbar ein Flugabwehrraketensystem vom Typ Patriot), aber nicht mal das konnten sie treffen“, feixte der russisch-ukrainische Blogger Denis Kasanski.

Auch in vier weiteren Gebieten der Ukraine war es unruhig am Himmel – in Odessa, Kirowohrad, Schytomyr und Chmelnyzkyj. Im zentralukrainischen Gebiet Kirowohrad schoss die Flugabwehr einen Marschflugkörper sowie eine Drohne ab. Der Sprengkopf der Rakete explodierte auf einem Privatgrundstück. Die Druckwelle beschädigte drei Wohnhäuser. Die Trümmer der Drohne fielen auf ein Industriegebäude, verletzt wurde niemand.

Raketen über dem Meer

In Odessa kamen die Raketen über dem Meer herunter, aber ihre Trümmer flogen bis ans Ufer und dort in ein Fabrikgebäude. Dabei kam ein Mensch ums Leben, zwei Männer vom Wachschutz wurden verletzt. Die Luftwaffe meldete, dass die Russen sechs Kaliber-Marschflugkörper von Schiffen im Schwarzen Meer aus abgefeuert hätten.

Ukrainische Militärs glauben, dass die Russen sie vor dem Abschuss der Raketen in die Irre hatten führen wollen, da alle Raketenträger der russischen Schwarzmeerflotte vor dem Beschuss zu ihren Basisstationen gebracht worden waren. Erst unmittelbar vor dem Abschuss wurden die Träger im Meer in Stellung gebracht. Die Leiterin des Pressezentrums „Jug“ („Süden“), Natalja Gumenjuk, ist überzeugt, dass Russland mit diesem Beschuss „Siege“ vortäuschen will, weil es an der Frontlinie selber keine Erfolge zu vermelden gebe.

„Kyjiw, morgens, 8.30 Uhr, 18. Mai. Müde von den schlaflosen Nächten wegen der russischen Raketenangriffe machen sich die Ky­ji­we­r*in­nen auf den Weg zur Arbeit. In Vyshyvankas. Beim Dröhnen der Flugabwehr haben wir es nachts noch geschafft, unsere bestickten Hemden zu bügeln. Ich brachte meinen Sohn in die Schule. Beim Fahren musste ich weinen. Ukrainer – ihr seid der Wahnsinn“, schrieb auf Facebook eine Kyjiwerin am Donnerstag, dem „Tag der Vyshivanka“.

Aus dem Russischen von Gaby Coldewey

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3 Kommentare

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  • Putin ist wie ein wildes Tier. Wenn man ihn in die Ecke drängt und es keinen Ausweg mehr gibt, wird er den roten Knopf drücken.



    Ähnlich wie damals Hitler - sollen sie doch in ihrem eigenen Blut ersaufen. Putin opfert alles. Der Mann ist im höchsten Maße geisteskrank!!!

    • @M. Stockl:

      Putin drückt überhaupt keinen Knopf. So wenig wie Hitler einen Knopf gedrückt hat. Am Ende wie sich heimlich selbst erschossen. So machen das die Putlers der Welt.

  • Ich bin aus Russland und es tut mir sehr leid, dass wir konnen diese Faschisten des Putin's stoppen. In Russland jeder Mensch, der wird etwas gegen Putin und gegen Krieg sagen, wird nach Gefangnisi gehen. Oder schlimmer - wird getotet sein...