piwik no script img

AktionstageKeine Freiräume am Michaelkirchplatz

Erneut scheitert die Besetzung eines leerstehenden Hauses nach wenigen Stunden.

Hausbesetzung am Michaelkirchplatz : AP

Als die Aktivisten um 18 Uhr am Freitagabend die Meldung ausgeben, dass das Haus am Michaelkirchplatz 4-5 erneut besetzt ist, strahlt nach einem langen Regentag endlich die Sonne. Von den Balkonen flattern Transparente, "Home sweet home" steht da, und "Wir bleiben alle - und kommen wieder!"

Schon im vorigen Jahr wurde das Haus im Rahmen der Freiraum-Aktionstage besetzt, die Polizei räumte es nach wenigen Stunden. Dieses Jahr wollen es Aktivisten im Rahmen der linksautonomen "Action weeks" wieder versuchen. Unter dem Motto "Wir bleiben alle" wird seit Tagen gegen Luxusmodernisierungen und die Räumung alternativer Wohnprojekte mobil gemacht. Auch das fünfstöckige Gebäude am Michaelkirchplatzsteht seit 11 Jahren leer. Die BesetzerInnen bemalen die bröckelnde Fassade mit Blumen und Sprüchen. Bis 19 Uhr ist die Zahl der UnterstützerInnen auf 200 angewachsen, auch die Fahrraddemo gegen Mediaspree hat ihre Route geändert und trifft ein. Vom Balkon des ersten Stockes verliest eine Frau eine Erklärung. "Im letzten Jahr ist die Räumung unter anderem damit gerechtfertigt worden, dass die neuen Eigentümer Renovierungsarbeiten planten. Aber ein Jahr später hat sich nichts getan!"

Inzwischen ist die Polizei in großer Zahl angerückt. Eine Weile beobachtet sie das Geschehen, dann stürmen die Beamten vor, riegeln den Eingang ab und rufen über Megafon auf, den Platz zu räumen. Es kommt zu Gerangel, Flaschen fliegen, die Polizei nimmt insgesamt 17 BesetzerInnen fest. Als sie um viertel vor zehn zur Gefangenensammelstelle gebracht werden, hat sich die Menge vor dem Haus zerstreut, nur noch vereinzelte Grüppchen stehen fröstelnd herum und sehen zu, wie die Polizei die Tür mit einer dicken Kette verschließt.

Die Firma Werz & Werz, die das Haus vor einem Jahr von der Gewerkschaft Verdi gekauft hat, hat sich geweigert, mit den BesetzerInnen zu sprechen. "Es wäre natürlich wünschenswert gewesen, wenn wir drin geblieben wären", sagte ein Sprecher des Aktionsbündnisses am Sonntag über die Aktion. Aber wirklich gerechnet habe damit niemand.

Am Sonntag sind die Festgenommen wieder auf freiem Fuß. Aus Protest gegen die Räumung wurde noch in der Nacht zu Samstag ein Mercedes in Friedrichshain angezündet. Auch ein Farbanschlag auf ein Mediaspree-Gebäude an der Stralauer Allee geht möglicherweise auf das Konto der Action-Week-Leute.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • MT
    Michaela Trautwein

    Das ist ja noch das Foto vom letzten Jahr...