Aktionärsschützer loben Konzerne: Managergehälter halbiert
Immer mehr große Unternehmen gehen offener mit der Bezahlung ihrer Manager um. In Frankreich haben sich die Managergehälter in den letzten drei Jahren halbiert.
WIESBADEN taz | Sechs Milliarden Franken Verlust machte die Schweizer Großbank UBS im Krisenjahr 2009. Doch trat der Vorstand auf der letzten Hauptversammlung (HV) nicht in Sack und Asche auf.
Vielmehr wollte er sich von den Aktionären einen Vergütungsplan absegnen lassen, nach dem etwa der stellvertretende USA-Chef ein Jahressalär von 13,2 Millionen Dollar erhalten hätte, 95 Prozent davon durch variable Vergütungen in Form undurchsichtiger Aktienoptionen und Bonuszahlungen. Das war zu viel für die Aktionäre, 40 Prozent stimmten gegen den Vergütungsbericht, 5 Prozent enthielten sich.
Trotz der knappen Mehrheit für die Vergütungen sei bei der UBS danach nichts mehr so gewesen wie vorher, berichtet Dominique Biedermann, Direktor der Aktionärsvereinigung Ethos Foundation. Die Organisation vertritt Schweizer Pensionsfonds; an diesem Mittwoch nahm sie teil am Jahrestreffen des European Corporate Governance Service (ECGS), dem europäischen Dachverband für Anlegerschützer aus zwölf Nationen.
Um das "Reputationsrisiko" nach dem Vorwurf der Raffgier zu minimieren, sei der Verwaltungsrat der UBS zum Dialog mit kritischen Aktionären bereit gewesen. Nun suche man Lösungen, die sich an den Forderungen des ECGS orientieren, die Verfügungssysteme transparenter und angemessener zu machen, so Biedermann.
Als "fantastisch" bezeichnet Pierre Henri Leroy, Präsident der Anlegerschutzvereinigung Proxinvest, die Entwicklung in Frankreich. Die Finanzkrise habe dafür gesorgt, dass sich die Managergehälter dort in den letzten drei Jahren halbiert hätten. Im Durchschnitt würden heute in Frankreich "nur" noch rund 2,8 Millionen Euro jährlich an Vorstandsvorsitzende ausgezahlt, wobei sich fixe und variable Anteile in etwa die Waage hielten.
Zum Vergleich: In den Staaten verdienten angestellte Unternehmensführer im Schnitt 13,1 Millionen US-Dollar. In Europa führen die Schweizer mit durchschnittlich 4 Millionen, gefolgt von den Deutschen mit 3,7 Millionen Euro im Schnitt. Die "rote Laterne" im Nationenranking der Topverdiener hält Belgien mit 1,5 Millionen Euro.
In Deutschland hatten Aktionäre in diesem Jahr erstmals die Möglichkeit, auf der Grundlage des neuen Gesetzes über die Angemessenheit von Vorstandsvergütungen über das Entlohnungssystem für die Manager ihrer Unternehmen abzustimmen. Trotz des unverbindlichen Charakters dieses Gesetzes hätten die Aufsichtsräte fast aller im DAX 30 gelisteten Aktiengesellschaften auf ihren Hauptversammlungen einen entsprechen Tagesordnungspunkt ausgewiesen, lobte Jell Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die in diesem Jahr Gastgeber der ECGS-Konferenz ist.
Die höchsten Zustimmungsquoten für ihre Vergütungssysteme hätten BMW, K+S sowie Beiersdorf erhalten. In Norwegen, Schweden, Griechenland und den Niederlanden sei man aber weiter, monierte Benner-Heinacher. Dort seien die Abstimmungen der Aktionäre über die Vorstandsgehälter längst verbindlich und nicht nur "konsultativ" geregelt.
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