Aktion in mehreren Ländern: Greenpeace hat jetzt eigene AKW

Atomkraftgegner haben in Frankreich und der Schweiz Kernkraftwerke besetzt. Zuvor hatte eine Studie vor den Gefahren alter AKW gewarnt.

„The End“ of Beznau? Leider nicht. Bild: dpa

PARIS afp | Parallel zur Veröffentlichung einer internationalen Studie zur Reaktorsicherheit in Europa haben Atomkraftgegner in Frankreich und der Schweiz Kernkraftwerke besetzt. Im schweizerischen Beznau im Kanton Aargau und im französischen Bugey im Département Ain gelangen am Mittwoch Protestaktionen von Greenpeace-Aktivisten, wie die Umweltorganisation mitteilte. Im nordfranzösischen Gravelines wurde eine Aktion von der Polizei jedoch verhindert, wie das Innenministerium in Paris bekannt gab.

In Beznau drangen rund hundert Atomkraftgegner aus mehreren europäischen Ländern – darunter aus Deutschland, Österreich und Frankreich – auf das Gelände des Akw vor und entrollten mehrere Spruchbänder mit dem Slogan „The End“. Sie forderten die Abschaltung des Kraftwerks. Laut Polizei war die Lage unter Kontrolle, der Protest friedlich. Mit 45 Jahren Laufzeit ist Beznau-1 nach Angaben des Öko-Instituts das älteste Atomkraftwerk der Welt, das noch in Betrieb ist.

In Bugey blockierten dutzende Aktivisten mit zwei Kleinlastwagen die Zufahrt zum Akw. Sie forderten dessen Abschaltung bis 2018. Bugey ist nach den Anlagen in Fessenheim das älteste Atomkraftwerk Frankreichs und wird 2018 40 Jahre in Betrieb sein. Die Betreibergesellschaft in Bugey teilte mit, der Akw-Betrieb sei durch die Aktion nicht beeinträchtigt worden.

In Gravelines scheiterten etwa 20 mutmaßliche Greenpeace-Aktivisten mit dem Vorhaben, an einer Fassade der Anlage hochzuklettern. Die Aktivisten – unter ihnen neben Franzosen auch Deutsche, Dänen, Briten und Kanadier – seien vorübergehend festgenommen worden, teilte das Innenministerium mit.

Laufzeit-Verlängerungen auf 50 bis 60 Jahre geplant

Die vom Öko-Institut für Greenpeace verfasste Studie zur Reaktorsicherheit warnt vor Gefahren durch veraltete Akw. In vielen europäischen Ländern seien Reaktoren viel länger in Betrieb als ursprünglich geplant, erklärte das Institut in Freiburg. Zugleich müssten die Alt-Akw mehr Strom produzieren.

Die insgesamt 152 Reaktoren in der EU, der Schweiz und der Ukraine seien technisch für eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren ausgelegt. Die durchschnittliche Betriebszeit liege inzwischen bei 29 Jahren. Oftmals seien aber Laufzeit-Verlängerungen auf 50 bis 60 Jahre geplant.

Ausgerechnet die ältesten Akw in Europa müssten zugleich ihre Produktion erhöhen, kritisierte die Atom-Expertin am Öko-Institut, Simone Mohr. In einigen Fällen liege die Produktion bereits 20 Prozent über der ursprünglich geplanten Leistung.

Als Beispiele für Alt-Meiler nannte Mohr die Anlagen Beznau-1 und 2 sowie Mühleberg in der Schweiz und Fessenheim in Frankreich. Bei einem Atomunfall wie im japanischen Fukushima würden „Millionen Menschen“ in der Region um Bern, Basel und Zürich betroffen sein. Bauliche Alterungsprozesse, überholte technische Ausstattungen und der Verlust von Fachwissen durch ausscheidende Mitarbeiter führten zu einer Erhöhung des Risikos eines Atomunfalls.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.