piwik no script img

„Aktion Reißwolf“ hat Nachspiel

■ Landesrechnungshof moniert Nawrockis Aktenvernichtung / Die Grünen fordern Rechenschaft

Was dem ehemaligen Geschäftsführer der Olympia GmbH, Axel Nawrocki (CDU), als eine „Aufregung um Peanuts“ erscheint, wird als „Aktion Reißwolf“ demnächst den Landes- und den Bundesrechnungshof beschäftigen. Der Präsident des Landesrechnungshofes, Horst Grysczyk, zeigte sich gestern gegenüber der taz entsetzt über den „wirklich außergewöhnlichen Vorgang“. Er könne sich nicht vorstellen, daß bei den 200 Metern Akten, die Nawrocki vernichtet hat, nicht auch Papiere seien, die der Rechnungshof für seine Prüfung braucht. Grysczyks Behörde durchforstet bereits seit längerem das Geschäftsgebaren der Olympia GmbH.

Der Sportausschuß des Bundestages befaßte sich in seiner gestrigen Sitzung ebenfalls mit Nawrockis Reißwolf-Aktion. Der stellvertretende Vorsitzende, Wilhelm Schmidt (SPD), bezeichnete die Aktenbeseitigung als skandalös. Solange die Kostenfrage ungeklärt sei, sei eine Aktenvernichtung der Aufklärung dieser Frage nicht dienlich. Er wolle nun wissen, ob die Bewerbung „30, 50 oder 100 Millionen mehr als geplant gekostet hat, oder sogar 250 Millionen, wie die Grünen errechnet haben“.

Senatssprecher Michael-Andreas Butz hatte letzte Woche die Kosten auf 96 Millionen Mark beziffert, nachdem zuvor immer eine Summe von 56 Millionen Mark genannt worden war. Schmidt fordert nun von Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) eine lückenlose Aufklärung über die Kosten der Berliner Olympia-Bewerbung. „Wir sind uns einig, daß wir die Einschaltung des Bundesrechnungshofes beantragen werden.“

Nawrocki bestritt seinerseits, daß die Aktenvernichtung rechtswidrig sei. Die Unterlagen „aus dem finanziellen Bereich“ seien vollständig erhalten geblieben. Es habe keinen Beschluß des Aufsichtsrates gegeben, alle Dokumente der Olympia GmbH nach ihrer Auflösung aufzuheben. Nach Ansicht von Bündnis 90/Grüne hingegen sieht sowohl der Gesellschaftervertrag als auch Nawrockis Dienstvertrag vor, daß er auf Verlangen der Gesellschafter geschäftliche Schriftstücke herauszugeben habe. Die Grünen verlangen, daß Nawrocki, bis zur Klärung der Vorwürfe, die Entlastung als Geschäftsführer verweigert wird und daß der Hauptausschuß den Vorgang prüft. dr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen