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Afrikas Ölemirat sucht das Heil in der Abschottung

■ Das reiche Gabun will sein Heer afrikanischer Armutsimmigranten loswerden

Berlin (taz) – Dramatische Szenen spielen sich dieser Tage in westafrikanischen Häfen ab, seitdem Tausende illegale Einwanderer aus Gabun fliehen und ihre Heimatländer aufsuchen. Von Kamerun bis zur Elfenbeinküste murren Regierungen, ihre Länder seien kein Abstellraum, und im Hafen von Cotonou in Benin drängten sich über 1.000 Menschen tagelang ohne Versorgung auf den nigerianischen Schiffen „El Shaddai“ und „Buffalo“, bevor Benin sich bereit erklärte, die eigenen Landsleute aufzunehmen und die anderen teils nach Niger und Mali weiterziehen zu lassen, teils dem benachbarten Nigeria aufzuhalsen.

Der Hintergrund: Am 18. Januar setzte die Regierung Gabuns den schätzungsweise 150.000 illegalen Einwanderern in ihrem Land – zehn Prozent der Bevölkerung – eine Zweiwochenfrist, sich entweder registrieren zu lassen oder gleich zu gehen oder ab 1. Februar die Deportation erwarten zu müssen. Über 35.000 Menschen haben seitdem die Flucht angetreten. Gestern wurde dann die Frist um zwei Wochen verlängert.

Gabun, aufgrund seines Ölreichtums auch „Schwarzes Emirat“ genannt, zieht ähnlich wie die richtigen Emirate am Persischen Golf arbeitsuchende Migranten in großen Mengen an – aber während das populäre Stereotyp einst den einheimischen Gabuner als bierschlürfenden Nichtstuer karikierte, der sich von Fremden bedienen ließ, hat die andauernde Wirtschaftskrise die Konkurrenz zwischen Einheimischen und Arbeitsmigranten beständig verschärft. Die gabunische Mittelklasse, die sich bisher um immer rarere Jobs im Staatssektor schlug, sucht nun das Heil in früher fest in ausländischer Hand befindlichen Sektoren der Privatwirtschaft. Und Präsident Bongo wittert die Chance, die Nation um sich zu scharen, nachdem seine umstrittene Wiederwahl Ende 1993 zu politischer Unruhe geführt hatte.

„Die Crème bewahren, nicht den Bodensatz“, so charakterisiert die Regierungszeitung L'Union die Strategie: Nur reiche Einwanderer können sich legalisieren lassen, denn man muß dazu nicht nur eine Geldsumme von 50.000 CFA- Franc (150 Mark) und eine saftige Gebühr für die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis bezahlen, sondern auch noch den Preis eines Rückflugtickets in die Heimat beim Staat hinterlegen. Kein Wunder, daß davon nur etwa 12.000 Menschen Gebrauch gemacht haben. Zugleich machen sich nicht nur – wie erwünscht – mittellose Illegale aus dem Staub, sondern auch etablierte Ausländer. Sie fürchten einen wachsenden Rassismus: Sogar von amtlicher Seite werden Gabuns Ausländer ständig für die wachsende Kriminalität verantwortlich gemacht. Anfang Februar 1994 starben 64 Illegale in der Abschiebehaft, vermutlich an Erstickung in ihrer überfüllten Zelle. Der Präsident, dessen eigene Garde pikanterweise viele ausländische Söldner enthält, entdeckte in seinem letzten Herbst veröffentlichten Buch, „Confidences d'un Africain“, sein Herz ausgerechnet für Frankreichs ähnlich einwanderungsfeindlichen Innenminister Charles Pasqua: „Pasqua ist mein Bruder“, schreibt Bongo. „Wir haben dasselbe Temperament. Selbst wenn er Gesetze zur Beschränkung der Einwanderung zur Abstimmung bringt, kann ich dagegen nichts einwenden: Er sagt ,Frankreich zuerst‘, so wie ich ,Gabun zuerst‘ sage.“

In den Slums von Libreville kursieren jetzt sogar Flugblätter einer „Arbeitslosenvereinigung“, die damit droht, nach Ablauf der Registrierungsfrist jeden verbliebenen Illegalen „zu töten und zu verbrennen“. Die Massenflucht bringt aber eigene Probleme: Einige gabunische Arbeitgeber murren bereits, ihre neuen einheimischen Angestellten seien viel fauler, als es die verschwundenen Immigranten waren. Dominic Johnson

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