piwik no script img

Afrika-CupÄgypten holt das Tripel

Ägypten kann sich nicht für eine WM qualifizieren. Doch den Afrika-Cup gewinnen die Fußballer vom Nil schon zum dritten Mal in Folge. In Kairo feiern deshalb Millionen Fans.

Glückliche Spieler und Gewinner aus Ägypten Bild: dpa

KAIRO taz | Es hallte ein Aufschrei der Erleichterung durch die Straßen der 18 Millionen- Stadt Kairo, auch wenn die Erlösung nicht aus der ägyptischen Hauptstadt, sondern aus der Hafenstadt Alexandria kam. Fünf Minuten vor Ende des Finales im Afrika-Cup zwischen Ägypten und Ghana, schoss der neue Star am ägyptischen Fußballhimmel Muhmmad Gedo von Ittihad Alexandria das entscheidende 1:0 für das Land am Nil.

Kurz darauf, nach dem Abpfiff in Luanda, am anderen Ende des Kontinents in Angola, gab es kein Halten oder besser gesagt in Kairos Straßen kein Durchkommen mehr. Innerhalb weniger Minuten strömten Millionen Menschen aus Cafes und Häusern auf die Straßen und Plätze der Stadt zu einer langen Party-Nacht und einem mehrstündigen Hubkonzert, das selbst für die hartgesottenen an Hupen gewöhnten Kairoer alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte.

Die Nacht wurde in ein rot-weiß-schwarzes Fahnenmeer, die Nationalfarben des Landes, getaucht. Auch auffällig viele junge Frauen waren unterwegs, die meisten mit Kopftuch, aber die Gesichter in den Nationalfarben bemalt. „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir es wieder geschafft haben“, sagt Marwa, die auf dem Dach eines Pkws sitzt und mit ihrer Fahne schwenkt. „Ich bin überglücklich. Das ist eine späte Genugtuung dafür, dass wir uns vor ein paar Wochen nicht für die Fußball-WM qualifiziert haben“, übertönt sie schreiend die Misr, Misr, Misr-Rufe, wie Ägypten auf Arabisch genannt wird. „Wir haben bewiesen, dass wir doch die beste Mannschaft in Afrika haben“, schließt sie.

Mit dem jetzigen Sieg hält Ägypten den Rekord auf dem afrikanischen Kontinent. Insgesamt sieben Mal hat sich das Land die Trophäe des besten afrikanischen Teams geholt. Die letzten drei Male 2006, 2008 und 2010 in Folge. Ganze 19 Mal blieben die Ägypter in diesem Turnier ungeschlagen. Erfolge, die im krassen Gegensatz zu den gescheiterten Versuchen stehen, sich für die Fußballweltmeisterschaft zu qualifizieren. Erst vor wenigen Wochen war Ägypten in seiner Gruppe gegen den Erzrivalen Algerien in einem Relegationsspiel ausgeschieden, dem gleichen Team das die Mannschaft der „Pharaonen“, wie sich selbst nennen, diesmal im Halbfinale mit einem 4:0 an die Wand gespielt hatte.

Das Finale des Afrika-Cups in Angola hatte wenig Höhepunkte geboten. Beide Mannschaften ließen sich durch ein enges Deckungsspiel wenig Platz, sich zu entfalten, bis in der 85. Minuten ein traumhafter Doppelpass, zwischen Ägyptens Stürmer Muhammad Zidan und dem kurz zuvor eingewechselten Gedo die Abwehr Ghanas endlich knackte und Gedo den Ball überlegt an Richard Kingson, dem Torwart und Kapitän Ghanas vorbei ins Netz führte. Gedo, der erst im Dezember in der Nationalmannschaft sein Debüt hatte und eigentlich als Ersatzspieler nach Angola gereist war, wurde mit fünf Treffern auch der Torschützenkönig des Afrika-Cups.

„Es ist wichtig sein Chance zu nutzen und genau das haben wir getan, aber wir respektieren Ghana für sein gutes Spiel“, erklärte Ägyptens Assistenztrainer Schawki Garib im Anschluss an das Spiel. Ghanas Trainer Milovan Rajevic, der für sich in Anspruch nehmen kann, dass sich sein junges Team für die Fußball-WM qualifiziert und es bis ins Finale des Afrika-Cups zu bringen, zog ebenfalls den Hut vor seinen ägyptischen Konkurrenten. „Wir haben einfach nicht genug Erfahrung“, analysierte er nach dem Spiel und fügte hinzu: „In unseren Herzen wollten wir gewinnen, aber das entscheidende war am Ende die Erfahrung der Ägypter“.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

2 Kommentare

 / 
  • AB
    anna blume

    Na Oberlehrer Oberhart, schlechte Laune? Alle gleich bestrafen und verbieten lassen?

     

    "Am deutschen Wesen soll die Welt genesen..."

  • O
    Oberhart

    Ich würde mir wünschen, dass diese Mannschaft vom afrikanischen Verband oder gar der FIFA abgestraft wird. Es ist skandalös, wenn ein Trainer die "richtige" Religion eines Spielers zu einem Ausschlussprinzip für dessen Nominierung macht. Wenn der ägyptische Verband oder die Regierung einem solchen Treiben zusieht und nicht auf die Finger klopft, eben weil religiöse Toleranz von staatlicher Seite nicht gewollt oder gar unterstützt wird, dann muss es eben internationaler Druck richten.

     

    Man stelle sich vor, Jogi Löw würde alle nicht-christlichen Spieler aus der Mannschaft schmeissen und das offen mit deren Religion begründen... Ich möchte nicht wissen, was hier los wäre - zu recht! Es wird von Funktionärsseite immer auf die völkerverbindende Wirkung von Fußball verwiesen. Dann sind derartige Trainer trotz aller Erfolge nicht zu rechtfertigen. Anstelle Togo zu sperren, wäre eine Sperre gegen Ägypten durchaus angebracht. Wenn Toleranz sonst nicht gelernt wird, dann eben so.

     

    Bei der Gelegenheit kann die FIFA gleich mal ein Freundschaftsspiel zwischen dem Iran und Israel ansetzen. Weigert sich der Iran erneut, gegen Israel zu spielen, wären auch hier harte Konsequenzen wünschenswert.