Afghanistan: Geiseln kommen frei, Schutztruppe geht
Die Taliban haben drei der südkoreanischen Geiseln freigelassen. Die übrigen kommen in den nächsten Tagen frei. Afghanische Politiker kritisieren Entscheidung Südkoreas, Truppen abzuziehen.
KABUL/SEOUL/BERLIN taz/dpa/rtr Knapp sechs Wochen nach Beginn des Geiseldramas in Afghanistan aben die radikalislamischen Taliban drei von noch 19 südkoreanischen Geiseln freigelassen. Die Koreaner wurden an einen Unterhändler der südkoreanischen Regierung in der südostafghanischen Provinz Ghasni übergeben. Stammesführer Haji Zahir Kharoti, der im Auftrag der Regierung in Seoul über die Freilassung der 19 Geiseln verhandelte, sagte am Mittwoch, die drei Frauen seien wohlauf. Er habe sie im Distrikt Khoqyani in Empfang genommen und dann weiter an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gegeben. Möglicherweise kämen bald fünf weitere Geiseln frei. Nach Polizeiangaben sind die Frauen auf dem Weg nach Ghasni-Stadt. Über das Schicksal des deutschen Bauingenieurs Rudolf B., der am 18. Juli entführt worden ist, lagen keine neuen Erkenntnisse vor.
Am Dienstag hatten sich Unterhändler der Regierung in Seoul und Vertreter der Taliban auf die Freilassung der noch 19 Geiseln geeinigt. Die Taliban hatten vor knapp sechs Wochen 23 Mitglieder einer südkoreanischen Kirchengruppe verschleppt. Zwei Koreaner hatten die Entführer erschossen; zwei Frauen wurden später freigelassen. Die südkoreanische Regierung hat nach eigenen Angaben zugesagt, ihre rund 200 Soldaten - wie bereits vor der Geiselnahme beschlossen - bis Jahresende aus Afghnaistan abzuziehen. Auch habe die Regierung versprochen, keine "christlichen Missionare mehr in das Land zu schicken". Nach Angaben der Taliban willigte Seoul ein, alle Missionare bereits bis diesen Freitag nach Hause zu beordern.
Derweil ist in Berlin die große Koalition uneins über die Reaktion auf die andauernden Kämpfe mit radikalislamischen Taliban im Süden Afghanistans. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Rainer Arnold, schloss am Mittwoch im Deutschlandfunk die Entsendung deutscher Militärausbilder in den Süden des Landes nicht aus. "Wir sollten in dieser Frage auf den fachlichen Rat der Soldaten vor Ort hören", sagte Arnold nach der Rückkehr von einer Afghanistan-Reise. Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Eckart von Klaeden, sagte dagegen der Süddeutschen Zeitung, auch bei der dringend notwendigen Verbesserung der Ausbildung der afghanischen Armee müsse die deutsche Verantwortlichkeit auf den Norden des Landes beschränkt bleiben.
Im Fall der immer noch verschleppten deutschen Geisel Rudolf B. in Afghanistan vermied Arnold Kritik an der südkoreanischen Regierung. Diese hatte mit der Ankündigung, ihre Truppen vor Jahresende vom Hindukusch abzuziehen, die Zusage der Taliban erhalten, 19 südkoreanischen Geiseln freizulassen. "Die Freilassung der Geiseln hat eine hohe Priorität", sagte Arnold. Insofern könne er die südkoreanische Regierung verstehen. Ob dadurch die Befreiung des deutschen Ingenieurs schwieriger werde, könne er nicht beurteilen. Im Kölner Stadtanzeiger hatte der afghanische Handels- und Industrieminister Amin Farhang Südkorea scharf kritisiert: "Wenn das jede Regierung macht, ist das der Beginn einer Art Kapitulation." Die Befreiung des Deutschen werde erschwert.
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