Afghanistan-Einsatz: Bundeswehr in Gefecht verwickelt

Eine deutsche Patrouille schießt nach einem Angriff zurück. Der Ministeriumssprecher sagt: "Es waren keine Kriegshandlungen, sondern ein Stabilisierungseinsatz."

Die Gefechte dauerten bis in die Nacht an - dann allerdings ohne Bundeswehrbeteiligung. Bild: reuters

BERLIN rtr/taz | Erneut sind Soldaten der Bundeswehr in Afghanistan von mutmaßlichen Taliban-Kämpfern angegriffen worden. Laut Einsatzführungskommando wurde eine 29-köpfige Patrouille in fünf gepanzerten Fahrzeugen bei Kundus mit Kalaschnikows und Panzerfäusten beschossen. Die Soldaten hätten das Feuer erwidert, die Angreifer verfolgt und Verstärkung angefordert. Innerhalb kurzer Zeit seien afghanische Truppen angerückt und hätten die Bekämpfung des Gegners übernommen. Das Gefecht habe bis in die Nacht gedauert.

Vier Angreifer seien von den afghanischen Sicherheitskräften getötet worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Thomas Raabe, am Freitag in Berlin. Vier seien verletzt und vier weitere gefangengenommen worden. Die Deutschen hätten um das Kampfgebiet einen Sperrgürtel gebildet und den Kampfeinsatz der Afghanen abgesichert. "Diejenigen, die uns angreifen, die unsere Alliierten angreifen, müssen damit rechnen, dass sie verfolgt werden und dass wir sie bekämpfen," sagte Raabe. Er bestritt, dass es sich um Kriegshandlungen gehandelt habe: "Das ist ein Stabilisierungseinsatz in einem souveränen Land."

Deutschen Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) hatten am Donnerstag 60 Kilometer von Faisabad entfernt einen Taliban-Kämpfer gefangen. Laut Raabe soll dieser Anschläge auf deutsche und afghanische Soldaten verübt haben.

Die Bundesregierung dementierte am Freitag einen Bericht von Bild.de, nach dem die Bundeskanzlerin bei ihrem geheimgehaltenen Afghanistanbesuch am 6. April einem gezielten Mordanschlag der Taliban entgangen sei. Bild hatte dies unter Berufung deutschen Sicherheitsbehörden berichtet, die entsprechende Äußerungen einer Taliban-Webseite ausgewertet hätten. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm dementierte am Freitag den Bericht. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sprach von einer "Desinformationskampagne" der Taliban. Kurz nach dem Abflug der Kanzlerin wurde der Flughafen von Masar-i-Scharif mit Raketen beschossen. Verletzt wurde niemand.

Dorfbewohner im Westen Afghanistans haben inzwischen Listen mit den Namen der Opfer von US-Luftangriffen vom Wochenbeginn zusammengestellt. Demnach seien in Geraani und Gandsch Abad 147 Afghanen getötet worden, teilte der Vizegouverneur der Provinz Farah mit. Die US-Militärs werfen den Taliban vor, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

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