Affenpocken-Impfstoff fehlt in Berlin: Impfkampagne stockt
Berlin bekommt kurzfristig 1.900 weitere Affenpocken-Impfdosen, muss auf die nächste große Lieferung aber warten. Ärzte und Aktivisten sind besorgt.
![Ein Teilnehmer des CSD Berlin 2022 hält ein Plakat in die Höhe, auf dem gefragt wird, wann die Affenpocken-Impfung kommt. Ein Teilnehmer des CSD Berlin 2022 hält ein Plakat in die Höhe, auf dem gefragt wird, wann die Affenpocken-Impfung kommt.](https://taz.de/picture/5718322/14/30789685-1.jpg)
Vor diesem Hintergrund kritisiert Alfonso Pantisano, Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland, das Vorgehen der Senatsgesundheitsverwaltung. „In der queeren Community wird die Impfkampagne als zu zögerlich wahrgenommen“, erklärte er der taz. Die Kampagne hatte wegen eines fehlenden Kooperationsvertrags zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung und der Gesundheitsverwaltung verspätet begonnen. Unter anderem mussten die Zuständigkeiten für die Abrechnung festgelegt werden, da der Impfstoff noch vor seiner offiziellen Zulassung in der EU verwendet wurde. Lange war für die Ärzte der Impfstellen unklar, wie genau die einzelnen Impfungen vergütet würden.
Laut anlaufendem Impfmonitoring sind bisher 4.500 Dosen verabreicht worden, wobei noch nicht alle Impfstellen ihre Zahlen gemeldet hätten, schrieb die Gesundheitsverwaltung auf Anfrage. Die Übermittlung der Daten per Excel-Tabelle bezeichnete der Impfarzt Heribert Hillenbrand gegenüber der taz als „altertümlich“.
Auch Pantisano kritisiert die Kommunikation von offizieller Stelle. „Auf der Webseite der Senatsgesundheitsverwaltung wird kaum über Affenpocken informiert. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass momentan keine Impftermine verfügbar sind, keine Informationen darüber, dass Erstimpfungen priorisiert werden oder inwieweit Menschen geschützt sind, die als Kind gegen Pocken geimpft wurden. Die Berliner Verwaltung muss hier ihrem Informationsauftrag nachkommen.“
Dabei ist die Nachfrage nach Angaben von Ärzt:innen und Aktivist:innen enorm. Sie berichten von Menschen, die für Impftermine sogar in andere Bundesländer oder ins Ausland fahren. Die Deutsche Aidshilfe sprach von 1.000.000 Impfdosen, die in Deutschland gebraucht würden. Bisher sind bis Ende September aber nur 200.000 weitere Impfdosen bestellt, von denen voraussichtlich knapp ein Drittel nach Berlin gehen soll. Auf diesen Verteilungsschlüssel haben sich Bund und Länder geeinigt. Darüber hinaus sind noch keine weiteren Lieferungen bekannt.
„Die queere Community schaut mit Sorge auf das Virus, und wir werden weiterhin auf die Politik einwirken um die Community zu schützen“, bekundet Pantisano. Die Gesundheitsverwaltung appelliert derweil an den Bund und andere Bundesländer mit weiterem Impfstoff versorgt zu werden.
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