Affäre um T-Mobile-Kundendaten: Kein Anschluss zum Erotikunternehmer
Der Bonner Konzern Telekom bestätigt im Kern die Darstellung des Erotikunternehmers Tobias Huch - 17 Millionen geklaute Daten auf seinem Computer wurden möglicherweise einfach vergessen.
![](https://taz.de/picture/375582/14/telekom_08.jpg)
BONN taz In der Affäre um 17 Millionen illegal kopierte T-Mobile-Kundendaten gerät die Telekom, aber auch die Staatsanwaltschaft, immer mehr unter Druck. Auf Nachfrage der taz räumte die Telekom gestern ein, dass die Darstellung des Erotikunternehmes Tobias Huch, der die geklauten Daten seit 2006 auf seinem Computer gespeichert hat, im Kern richtig ist.
Huch hatte im einem gestern veröffentlichten taz-Interview erklärt, ihm seien die geraubten Daten schon 2006 angeboten worden, er habe aber sofort die Telekom informiert. Danach habe er zwei Jahre lang von der Telekom und der Polizei nichts mehr gehört.
"Herr Huch hat sich bei uns tatsächlich gemeldet, zwei Monate nachdem die Ermittlungen angelaufen sind", erklärte gestern Telekom-Sprecher Philipp Blank. "Wir haben Herr Huch dann gebeten, die Daten auf seinem Server für strafrechtliche Untersuchungen zu belassen."
Anschließend habe man die staatlichen Ermittlungsbehörden informiert und sei davon ausgegangen, dass die sich auch um den Computer von Tobias Huch kümmern. Die Telekom selbst sei schließlich nicht für die Ermittlungen zuständig, so der Sprecher. Die Telekom konnte gestern aber nicht sagen, welche Staatsanwaltschaft informiert wurde.
Das aber wäre interessant zu wissen. Denn es gab zwei Ermittlungsverfahren wegen illegal kopierter T-Mobile-Daten. In Köln wurde der Datenklau der 17 Millionen Kundendaten bearbeitet, weil ein Verdächtiger dort wohnte. In Bonn ging es dagegen um 60 000 T-Mobile-Daten, die im Internet zum Kauf angeboten wurden. Die Bonner Staatsanwaltschaft betonte gestern, dass in ihrem Verfahren der Name Tobias Huch keine Rolle spielte. Die Kölner Ermittler konnten gestern gar nichts sagen, weil sie ihre Akten gerade zu den Kollegen nach Bonn geschickt haben. Dort wird jetzt geprüft, ob beide Verfahren zusammengelegt werden.
Warum sich nie ein Staatsanwalt oder ein Polizist bei Tobias Huch blicken ließ, kann im Moment also niemand beantworten. Vermutlich hat eine der beiden Behörden geschlampt und die Telekom sich auch nicht weiter um den Verbleib der Daten von Tobias Huch gekümmert. Der Bonner Oberstaatsanwalt Fred Apostel stellte gestern allerdings klar: "Weder wir noch die Kölner Kollegen, haben T-Mobile geraten, ihre Kunden über die unbefugte Nutzung der Daten nicht zu informieren." Das Stillschweigen sei allein Entscheidung des Unternehmens gewesen.
Gestern nun forderte die Telekom Erotikunternehmer Huch auf, die Daten zurückzugeben - zwei Jahre nachdem sie ihn ausdrücklich gebeten hat, die Daten zur Beweissicherung zu speichern.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten